Altenpflege 2015 in Nürnberg

Das Pflegeheim als Servicehotel für Senioren

Klein aber fein war das Angebot der Aussteller aus unserer Branche auf der Nürnberger Altenpflege. Sie zogen eine zufriedene Bilanz der Leitmesse für die Pflegebranche. Kein Wunder: Das Segment gilt als Wachstumsbranche und mit ihren Produkten passen die Hersteller perfekt zum aktuellen Trend - weg vom Krankenhausimage hin zum Hotelcharakter.

Drei Messetage, 673 Aussteller auf 48.000 m2 und 28.000 Besucher, so lautet die Bilanz für die Altenpflege 2015 in Nürnberg. Mit dabei waren in Halle 1 die Anbieter für die Wohnraumgestaltung. Hier befand sich auch die Sonderfläche Aveneo mit Vorträgen zum altersgerechten Bauen und Einrichten und der Schau von Innovationen am Markt. Die Aussteller unserer Branche waren mit den Gesprächen und der Frequenz an ihren Ständen zufrieden.

Der Pflegesektor gilt als Wachstumsmarkt, in dem sich das Erscheinungsbild gerade wandelt. Architekten, Planer oder Betreiber von Altenheimen verleihen den Häusern mit ihren Neubau- und Renovierungskonzepten Hotelcharakter: wohnliche Atmosphäre statt Krankenhausimage. Bewohner und Besucher sollen sich gleichermaßen wohl fühlen. Aber weiterhin spielen in der Gestaltung eines seniorengerechten Umfeldes Schutz- und Sicherheits-Aspekte wie veränderte Wahrnehmung, Orientierung, Barrierefreiheit und Hygiene eine wichtige Rolle.

Farben waren ein zentrales Thema


Farbe war ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Messe zog. Intensive Töne sind auch mit nachlassender Sehkraft noch wahrzunehmen. Mit Farben lassen sich Bereiche gliedern, was die Orientierung erleichtert. Nicht zu vergessen ihre positive Wirkung im Heilungsprozess und bei Demenzerkrankungen, wie Studien belegen. Farben wecken positive Assoziationen und Erinnerungen. Ganze Farbwelten in den Kollektionen und Konzepten der Hersteller für Materialien zur Innenraumgestaltung tragen zum Wohlfühlcharakter bei.

Bei Textilien für die Fensterdekoration genügt die Objekteignung der Ware für den Pflegebereich. Die neuen Gestaltungskonzepte mit Farbe und Dessins können daher aus einem breiten Angebot der Textilanbieter schöpfen. In Österreich sei allerdings das Hotelambiente im Pflegebereich noch nicht so ausgeprägt wie in Deutschland, war bei Englisch Dekor aus Wien zu erfahren.

Gesamtkonzepte für die Einrichtung


Raumkonzepte locken Planer an und bringen den beteiligten Partnern Synergieeffekte. Caparol und Forbo haben sich schon länger und in erstaunlicher Tiefe in die gewerkeübergreifende Gestaltung von Innenräumen im Bereich Health & Care eingearbeitet. Mit Designern und Architekten entstanden die "Lebensräume", ein inzwischen mehrfach ausgezeichnetes Gestaltungskonzept für Wohlbefinden, Orientierung und Anregung im Alter. Darin enthalten sind Lösungsangebote für Boden, Wand und Ausstattung in Farbwelten wie Sommerfrische oder Rosengarten. Neu dazu kam in diesem Jahr der Aspekt Akustik: Akustikpanele und Möbel bringen Ruhe in die Räume. Die Bezugsstoffe liefert Delius. Der Hersteller war zudem mit eigenem Stand vertreten, wo sich die Besucher über die Vielfalt und Vorzüge der Kollektion Safe&Clean informierten.

Anker und Drapilux, zwei Unternehmen mit Webtradition, präsentierten erstmals gemeinsam produktübergreifende Gestaltungsvorschläge in einem eindrucksvollen Standkonzept mit Ateliercharakter: Meterlange Dekostoffe der Objektkollektion von Drapilux gepaart mit dem Flüssigkeit-undurchlässigen Teppichboden aus dem Care Concept von Anker. Mit dem textilen Belag, der in allen Punkten den hygienischen Anforderungen im Pflegeheim gewachsen ist, entschied sich Anker nach vier Jahren Abstinenz wieder für einen Messeauftritt, wie Vertriebsleiter Bernd Osterkamp ausführte. Das Produkt lag auch zur Prämierung der Innovationen auf der Messe vor.

Neben der Schwer-Entflammbarkeit spielt bei Bodenbelägen und Möbelstoffen im Pflegebereich die Hygiene eine wichtige Rolle: Das Eindringen von Flüssigkeit in den Möbelkern oder unter den Bodenbelag muss verhindert werden. Die Oberflächenmaterialien müssen extreme Beanspruchung aushalten und auch dem Einsatz von Desinfektionsmitteln standhalten. Fugen im Bodenbelag werden daher kritisch gesehen.

Designbeläge in der Pflege gefragt


Die gestiegene Bekanntheit der LVT beschert den Anbietern einen deutlichen Anstieg in der Nachfrage. Bodenbeläge in Holzoptik wecken bei den Senioren häufig die Erinnerungen an zuhause. Vollflächig verklebt und nach dem Verlegen nochmals eingepflegt, eignet sich der Belag hervorragend für repräsentative Bereiche im Pflegeheim, argumentiert Marco Knop von Project Floors dazu.

Objectflor verringert die Anzahl der Fugen durch einen "Designbelag als Flächenbelag", wie das Unternehmen die 2 m breite Bahnenware Expona Flow mit aufgedruckter Plankenoptik nennt. Auf der Messe war die prominent präsentierte Rolle ein Anziehungspunkt. Verklebt und verschweißt hält der Boden mit einer PU Vergütung strengsten hygienischen Anforderungen stand. Holzoptik ist noch der Verkaufsschlager, doch bei Architekten ist eine zunehmende Vorliebe für Steinnachbildungen zu spüren, wusste Günter Völkel, Vertriebsleiter Health Care bei Objectfor, zu berichten.

Die Renovierung im Bodenbereich findet im Pflegeheim meist bei laufendem Betrieb statt. Zudem sind Aufbauhöhen und Sicherheitsbestimmungen zu beachten. Als Spezialanbieter von Renovierungslösungen im Bodenbereich zeigte Uzin Utz auf der Messe Kompetenz mit sechs Marken in mehreren Sparten. Bei anwendungstechnischen Vorführungen überzeugten sich Besucher vom geräuscharmen und staubfreien Wechsel des Belags ohne Nutzungsausfall. Planer und Architekten ließen sich an Modellen den Bodenaufbau im Duschbereich oder in der Sanierung von Balkonen demonstrieren. Zudem stellte Uzin mit seiner Marke RZ seine Systeme zum Oberflächenschutz sowie zur Retuschierung von Kratzern aus elastischen Belägen vor.

Die Altenpflege 2016 findet vom 8. bis 10. März turnusgemäß in Hannover statt. | Silvia Mändle
aus BTH Heimtex 05/15 (Wirtschaft)