Fachverband Matratzenindustrie e.V.

Emissionslabel der DGM: Matratzenverband warnt Mitglieder


Der Matratzen-Verband ist Mitglied der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM). Doch was diese Gemeinschaft auf der diesjährigen Möbelmesse mit ihrem Emissionslabel präsentierte, stieß bei Verbandsgeschäftsführer Leifeld auf der Jahrestagung auf Unverständnis. Bekannt ist die Gütegemeinschaft durch das so genannte "Goldene M", das die Qualität der mit dem Siegel versehenen Möbel hervorheben soll.

Analog zu den Energielabels auf Elektrogeräten soll das Emissionslabel über den Grad von verschiedenen schädlichen Ausdünstungen von Möbeln informieren, eingeteilt in die Klassen A bis D, wobei A die beste und D die schlechteste Einstufung ist. Dieses Label gibt es auch für Matratzen und Lattenroste, obwohl, wie Leifeld betont, der Matratzen-Verband bei der Entwicklung dieses Labels nicht einbezogen oder konsultiert wurde.

Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, denn Leifeld brachte in Wesel fundamentale Einwände gegen dieses Label vor, die zumindest für den Matratzensektor die Sinnhaftigkeit des Labels ernsthaft in Frage stellen. Ein Kritikpunkt sind die Voraussetzungen, die eine Matratze mitbringen muss, um die beste, mit A bewertete Emissionsklasse zu erreichen. Sie entspricht in ihren Werten den Anforderungen des Blauen Engels, die deutsche Matratzen ohnehin erfüllen. "Diese Werte sind ein Basisstandard und kein Ausweis besonderer Güte. Aus diesem Grund nutzen nur wenige Hersteller den Blauen Engel", betonte Leifeld. Matratzen würden wahrscheinlich somit per se die beste Klassifizierung erhalten.

Außerdem thematisiert das neue Label die Emission von Formaldehyd. Es ist keine Frage, dass diese Substanz in bestimmten Konzentrationen schädlich für den menschlichen Organismus sein kann. Das Bundesamt für Risikobewertung setzt die Grenze, ab der praktisch keine krebsauslösende Wirkung mehr zu erwarten ist, auf einen Raumluftwert von 124 Mikrogramm Formaldehyd pro Kubikmeter Luft oder weniger. Der Grenzwert des Emissionslabels der Gütegemeinschaft wird für die Klasse A auf die Hälfte festgelegt, nämlich 60 Mikrogramm. Bei den Klassen B bis D beträgt er 90 Mikrogramm, also ebenfalls weit unter dem vom Bundesamt für Risikobewertung festgelegten Schwellenwert. "Warum", fragt Leifeld, "erfinden und promoten wir in der Industrie ein Label, das den durchschnittlich informierten Verbraucher auf die Idee bringt, in Matratzen könnte Formaldehyd ,gefährlich sein?"

Das neue Label bewertet neben Formaldehyd die Existenz weiterer schädlicher Substanzen, die nach Auskunft einiger Tagungsteilnehmer schon von ihrer Definition und Messbarkeit her fragwürdig sind. Der Konsument könnte allerdings durch das Label fälschlicherweise für Schadstoffe sensibilisiert werden, die in einer Matratze ohnehin nicht enthalten sind. Anders ausgedrückt: Er wird mit der Nase auf ein Problem gestoßen, das objektiv gar nicht vorhanden ist.

Leifeld wertet das Emissionslabe der DGM daher mehr als Angstmacherei denn als sachlich-fachliche Information. Er empfiehlt seinen Mitgliedern dringend, es sich sehr gut zu überlegen, ob man sich um dieses Siegel bemühen möchte.
aus Haustex 05/15 (Wirtschaft)