Gebr. Sanders

Konzern schreibt 2014 schwarze Null


Bramsche. Ende Mai veröffentlichte der Bettwaren-Produzent Gebr. Sanders wie angekündigt seinen Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2014 in Form eines Prüfungsberichtes der WSLP Wirtschaftsprüfung. Die wichtigste Nachricht: Das Unternehmen schreibt wieder schwarze Zahlen, die eingeschlagene Expansionsstrategie zeigt in Verbindung mit eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen Wirkung. Aber es gibt auf der anderen Seite auch weiterhin Risikofaktoren auf dem Weg zur endgültigen Gesundung.

Der Bettwaren-Produzent Gebr. Sanders konnte seine Konzern-Umsätze im vergangenen Jahr im Vorjahresvergleich um 12,8 Prozent auf 47,5 Mio. Euro steigern. Wesentlicher Wachstumstreiber sei insbesondere ein schwedisches Möbelhaus gewesen, heißt es. Inhaber Hans-Christian Sanders nennt zwar keinen Namen, aber der Verdacht liegt nahe, dass es sich dabei um Ikea handelt. Das Konzernüberschuss drehte leicht ins Plus auf 0,171 Mio. Euro nach einem Fehlbetrag von 1,346 Mio. Euro 2013, wird vom Unternehmen aber als nicht zufriedenstellend bezeichnet.

In der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses im Oktober letzten Jahres bekräftigte die Geschäftsführung noch das für 2014 ausgegebene Ziel, den Umsatz um rund 25 Prozent zu verbessern. Das wurde klar verfehlt. Durch die Auszahlung von Anteilen anderer am Ergebnis ergab sich ein Konzernbilanzverlust von 0,63 Mio. Euro, der durch Entnahme aus den Rücklagen ausgeglichen wurde.

Im vergangenen Jahr geschahen einige Veränderungen innerhalb des Konzerns. Durch den Gesellschafter wurden die Markenrech te "Künsemüller" eingebracht. Der gutachterlich festgestellte Wert von 1,9 Mio. Euro wurde mit fälligen Forderungen verrechnet. In der Ukraine wurde in die beiden Produktionsstandorte Winograd und Irschawa investiert, vor allem in die Infrastruktur. Insgesamt wurden 9,1 Mio. Euro aktiviert, davon 2,8 Mio. Euro erfolgswirksam.

Im Berichtszeitraum wurde ein Beratungsunternehmen mit der gruppenweiten Prozessoptimierung beauftragt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen befinden sich laut Unternehmen in der Umsetzung und betreffen insbesondere Kostensenkungen im Personalbereich und Ablaufverbesserungen. Sie sollen sich für das gesamte aktuelle Jahr bereits auswirken. 2014 beschäftige der Konzern im Durchschnitt 641 Mitarbeiter, 18 mehr als vor Jahresfrist. Der Personalaufwand wird für 2014 mit nahezu unverändert 9,7 Mio. Euro angegeben. Die personellen Kapazitäten in der Ukraine für das Massengeschäft wurden gestärkt, während Personal in Deutschland abgebaut wurde. Zahlen dazu nennt der Konzern nicht.

Außerdem hat sich eine Veränderung in der Eigentümer-Struktur "auf den Familienstamm von Hans-Christian Sanders" ergeben, wie es im Geschäftsbericht heißt - im Zuge der weiteren Konsolidierung des Unternehmens und in Vorbereitung auf die kommende Generation. Ute Darius ist ausgeschieden, dafür sind Christina und Jan-Henry Sanders als neue Gesellschafter eingetreten.

Im Konzernbericht erwähnt wird auch eine Transaktion aus dem Jahr 2011. Eine Inhaberschuldverschreibung über 9,7 Mio. Euro aus dem Jahr 2006 wurde 2011 vorfällig zum Preis von 2,93 Mio. Euro zurückerworben, da die Tilgung des Nominalbetrags aufgrund der Sanierungsbedürftigkeit und der finanziellen Situation von Sanders nicht möglich gewesen wäre. Dadurch ergab sich ein außerordentlicher Ertrag von 6,77 Mio. Euro. Erwähnt wird diese Tatsache, da man bei Sanders aufgrund gutachterlicher Untersuchungen davon ausgeht, dass dieser Sanierungsgewinnn keine Relevanz für die Erhebung der Gewerbesteuer hat. Das Finanzamt scheint das anders zu sehen und fordert knapp 700.000 Euro Gewerbesteuer, von denen 538.000 Euro bis zur endgültigen Entscheidung gestundet wurden.

Das Eigenkapital wurde vor allem durch die Zuschreibung aus Neubewertung des Anlagevermögens in der Ukraine von 8,6 auf 13,3 Mio. Euro verbessert. Die Eigenkapital-Quote beträgt nun 24,1 nach 18,7 Prozent.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen eine Steigerung des Konzernumsatzes auf mehr als 55 Mio. Euro, bei einem positiven Konzernergebnis. Darüber hinaus soll bis 2018 ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum erzielt werden, insbesondere durch die Ausweitung des Geschäftes mit besagtem großen schwedischen Möbelhaus.

Obwohl sich die Sanders-Gruppe wirtschaftlich insgesamt besser darstellt als noch vor Jahresfrist und gute Perspektiven aufzeigt, scheint der Turn-around finanzierungsseitig noch nicht zur Gänze gelungen zu sein. Darauf deuten Erläuterungen zu möglichen Geschäftsrisiken. Die Sanders-Gruppe finanziert sich nach eigenen Angaben durch Factoring, Kredite, Darlehen und eine so genannte Borrowing-Base-Line seitens der Commerzbank von maximal 7,5 Mio. Euro, die jährlich revolvierend gewährt wird. Die nächste Verlängerung steht zum 1. August dieses Jahres an. Die Bank habe die Verlängerung um ein weiteres Jahr in Aussicht gestellt, ist im Geschäftsbericht zu lesen - sofern der Konzern seine Unternehmensplanung einhalte und die zuständigen Kreditgremien ihre Zustimmung erteilten.

Aber selbst bei einem positiven Bescheid könnte es kurzzeitig finanziell eng werden, wie es im Bericht heißt: "Die Liquiditätsplanung weist zeitweilig hohe Inanspruchnahme der zur Verfügung stehenden Kreditlinien aus, die den finanziellen Spielraum einschränken können", räumt das Unternehmen ein. Im Endergebnis könnte dann möglicherweise die Wachstumsstrategie der Sanders-Gruppe durch begrenzte Finanzierungskapazitäten scheitern, da man in dem Fall nicht in der Lage wäre, Aufträge abzuwickeln. Umso wichtiger ist es, dass sich die Ertragslage des Konzerns nachhaltig verbessert.
aus Haustex 06/15 (Wirtschaft)