ABK Open

Heiße Messe, coole Gäste


Halle. Tropische Temperaturen und gut gelaunte Besucher, die bis aus Japan anreisten: Die diesjährigen ABK Open im westfälischen Halle werden noch lange in Erinnerung bleiben. Die Messe ist so attraktiv wie eh und je. Obwohl ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr bereits im vergangenen Jahr glaubte, dass die Kapazitäten endgültig ausgeschöpft seien, fand das engagierte Messeteam des Verbandes noch ein paar zusätzliche Quadratmeter auf der Terrasse der Ausstellungshalle. So konnten einige Firmen von der Warteliste genommen werden - mit einem schönen Nebeneffekt.

Inzwischen sollte es keine Zweifel mehr geben, dass sich die ABK Open seit ihrem Start 2011 für den Bettenhandel zu einem der wichtigsten Messeevents im Jahr entwickelt haben. Aber der Termin im westfälischen Halle ist für viele, Aussteller wie Besucher, noch mehr: "Hier feiert sich die Branche selbst", beschrieb es eine Fachhändlerin auf der diesjährigen Messe recht anschaulich. Dem Verband ist es der Aussage vieler Teilnehmer zufolge gelungen, an den zwei Veranstaltungstagen eine harmonische Mischung aus professionellem Messegeschäft und unkompliziertem Miteinander zu schaffen.

Wie professionell die Veranstaltung ist, illustrieren nicht nur die Stände vieler Aussteller, die vielleicht in der Größe nicht an die Vorbilder Heimtextil und imm Cologne heranreichen, aber bestimmt in der Gestaltung. Voller Respekt sprachen auch in diesem Jahr wieder Industrie-Vertreter ungefragt davon, wie attraktiv mancher Stand der Kollegen geworden sei.

ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr konnte zu dem gestiegenen Aufwand im Messebau mit Zahlen aufwarten: "Unser Messebauer reiste bei der ersten Veranstaltung mit einem Sattelzug an, der etwa zur Hälfte gefüllt war. In diesem Jahr kam er mit sieben randvoll gefüllten Sattelschleppern, um die Stände seiner Auftraggeber aufzubauen." Bis mancher Stand komplett stehe, brauche es teilweise sechs bis sieben Tage Aufbauzeit, erklärte Fehr. Die Aussteller nehmen die Messe als optimalen Orderzeitpunkt für die zweite Jahreshälfte ernst, und damit auch ihre Kunden und potenziellen Neukunden, die sie standesgemäß empfangen möchten.

Ein kleines, aber recht aussagekräftiges Beispiel dafür, wie detailbesessen die Messeorganisation arbeitet, erhielt jeder Besucher am Anmeldetresen: den Besucherausweis. Er war beidseitig bedruckt, was wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist. Dank dieser Idee musste man nicht mehr darauf achten, ob der Ausweis vielleicht auf links gedreht war, das Gegenüber konnte immer sofort erkennen, mit wem man es zu tun hatte.

Absolut professionell war in diesem Jahr auch die Arbeitshaltung aller Beteiligten auf der Messe, angesichts der an beiden Tagen herrschenden Temperaturen. Kurzfristig organisierte Geschäftsführer Fehr Unmengen von Trockeneis, über welche kühlende Luft in die Traglufthalle des Gerry-Weber-Sportparks geblasen wurde. Dadurch gelang es, dass die Temperatur im Zelt nicht über der Außentemperatur lag, was ein nicht zu verachtender Vorteil war.

Gleichwohl herrschte drinnen wie draußen spätestens gegen Nachmittag ein schweißtreibendes Klima. Davon ließen sich die Messeteilnehmer jedoch nicht beeindrucken: Mit fast stoischem Gleichmut zogen die Besucher ihr Messeprogramm durch, ließen sich Produkte zeigen und orderten Ware. Die Industrievertreter standen dem in nichts nach und standen gerne Rede und Antwort. Die ABK Open sind zumindest für die modischen Sortimente eine wichtige Ordermesse - egal, welche Temperaturen gerade herrschen.

Ihre gute Laune ließen sich die Teilnehmer von den paar Grad zuviel schon mal gar nicht vermiesen. Für den Beobachter war es absolut bemerkenswert, wie viele Gesprächspartner von sich aus die angenehme zwischenmenschliche Atmosphäre und die gute Laune lobten, mit der die Teilnehmer angereist waren. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Lage im Handel aktuell nicht dazu angetan ist, Luftsprünge zu veranstalten. Gerne wird gesagt, dass die Stimmung auf einer Messe ganz wesentlich davon abhänge, wie die Situation im Handel sei. Auf die ABK Open scheint diese Regel nicht zuzutreffen.

Das liegt sicherlich auch an der guten Organisation der Messe einschließlich der unkomplizierten Art der Bewirtung. Von Anfang bis Ende gab es stets zu essen und zu trinken. Und am Abend des ersten Messetags blieb man dem guten Brauch treu, aus zwei Imbisswagen Currywurst, Steaks und Pommes Frites zu reichen. Für zum Teil ausgelassene Stimmung (inklusive einer kleinen Polonaise) sorgte die aus den letzten Jahren schon bewährte Band "Happy Six". Dank eines lauen Sommerabends sollen die Letzten erst beim Morgendämmern zu Bett gegangen sein.

In diesem Jahr gelang es der Messeorganisation, 80 Aussteller auf der Messefläche unterzubringen, die zusammen rund 100 Marken repräsentierten. Dafür wurde die Messefläche noch einmal auf über 5.000 Quadratmeter erweitert, indem Pavillons auf der Seeterrasse der Messehalle aufgebaut wurden. Damit konnten wenigstens zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.

Thomas Fehr nahm durch die Aufnahme weiterer Aussteller ein wenig Druck von der Warteliste interessierter Firmen, die auch gerne mit dabei wären. Außerdem boten die Zelte einen gelungenen Rahmen für die Abendveranstaltung. Da die Aussteller ihre Ausstellungsfläche nach dem offiziellen Ende der Messe nicht verschlossen, stellten die Pavillons textilmäßig attraktiv eingerichtete Lounges dar, die von den Gästen gerne frequentiert wurden. "Mehr an Ausstellern geht nun aber wirklich nicht mehr", räumte der ABK-Geschäftsführer ein. "Alle, die für die Branche wichtig sind, waren da."

Hinsichtlich der Besucherzahlen konnten die ABK Open das Niveau des Vorjahres halten. Angesichts der erwähnten Temperaturen kein schlechtes Ergebnis. Der Verband meldete für den ersten Tag insgesamt 780 Besucher, darunter gut 600 Gäste, die nicht dem ABK angehören. Der traditionell etwas schwächere zweite Messetag brachte noch einmal 590 registrierte Besucher.

Qualitativ scheint die Messe bei den Entscheidern auf der Besucherseite allerdings noch einmal einen Sprung gemacht zu haben, wie von den Ausstellern zu hören ist. Seitens des Handels sei im Prinzip an Firmen und Institutionen alles dagewesen, was Rang und Namen hat, also bei weitem mehr als der inhabergeführte Fachhandel jenseits der ABK: Einkäufer von Konzernen und großen Möbelverbänden, von klassischen Versendern und Internethändlern.

Einige Hochkaräter auf Käuferseite wurden in diesem Jahr erstmals auf der Messefläche gesehen. Regional betrachtet lag der Schwerpunkt der Besucher nördlich der Main-Linie, aber es gab auch einige Gäste mit einer deutlich längeren Anreise, wie beispielsweise aus Österreich oder Südtirol. Den Vogel dürfte diesmal allerdings eine mehrköpfige Delegation aus Japan abgeschossen haben. Die Veranstaltung verdient somit tatsächlich den Begriff "Open".

Wie sehr der Verband sich in den letzten Jahren unter dem Stichwort Future Store fachlich und inhaltlich weiter entwickelt hat, konnten die Besucher auf einigen Sonderflächen erleben, so genannten Innovationsbereichen. Im letzten Jahr kam die Präsentation zielgruppenorientiert eingerichteter Schlafzimmer sehr gut an. Daran knüpfte der Verband in diesem Jahr an, indem man sich die wichtige "bürgerliche Mitte" etwas detaillierter vornahm und in Form dreier dekorierter Kojen für drei Untergruppen darstellte. Interessant auch das Thema kundenfreundliches Layout anhand eines guten und eines weniger guten Beispiels mit identischen Sortimenten.

Absolut zukunftsgerichtet ist das inzwischen sehr konkrete Projekt digitaler POS, auch bekannt als verlängerte Ladentheke. Hier werden dem Kunden alternative Artikel, die physisch nicht im Geschäft vorhanden sind, anhand eines Tablets gezeigt, verbunden mit der sofortigen Online-Bestellmöglichkeit beim Hersteller. Begonnen wird dieses Projekt mit dem Bettwäsche-Sortiment. Fehr schätzte in Halle, dass der Verband nach der Messe zwischen zehn und 15 namhafte Anbieter gewonnen haben wird, die bei diesem Projekt kooperieren werden. Mindestens 16 Gesellschafter sind außerdem bereit, das Projekt als Pioniere in ihren Geschäften zu starten.

Es gebe weitere Interessenten außerhalb der ABK, so Fehr, der betont, dass dieses System nur in der Interaktion zwischen Berater und Kunden im Geschäft selbst genutzt wird: "Der Kunde wird keine Möglichkeit haben, sich über sein Internet-Gerät von außen in das System einzubinden" Der Kauf findet somit nur im Geschäft statt. "Es wird ein langer Weg für dieses Projekt sein, aber mit Sicherheit wird es funktionieren", ist Fehr überzeugt. "Wenn wir nicht irgendwann mit der Umsetzung anfangen, wird es nie etwas."

Für die ABK-Gesellschafter gab es außerdem erstmals ein sogenanntes Pre-Opening der Messe. Einen Tag vor dem offiziellen Start hatten sie in Ruhe Gelegenheit, sich über das Angebot der Aussteller zu informieren. Außerdem gab es ausreichend Zeit, sich in den Innovationsbereichen zu informieren. Und am Vorabend der Messe gab es Gelegenheit, sich in entspannter Atmosphäre mit den Lieferanten auszutauschen. Diese Neuerung kam bei den Teilnehmern sehr gut an.

Der Termin für die ABK Open steht bereits fest. Sie werden wieder etwas früher stattfinden, vom 29. bis 30. Juni 2016.
aus Haustex 07/15 (Marketing)