in der Tapetenbranche

Russland sorgt für massiven Umsatzrückgang

Die Krise in Russland und der Ukraine macht der deutschen Tapetenindustrie schwer zu schaffen. Schließlich zählt Russland mit zu ihren Hauptmärkten und dort sinken die Verkaufszahlen deutlich. Anders in Deutschland, wo die Unternehmen ihre Umsätze halten, teilweise sogar ausbauen können. Wir haben die Verantwortlichen nach ihrer Einschätzung zur aktuellen Lage gefragt. Zu Wort kommt mit Eijffinger auch ein niederländischer Anbieter, der in Deutschland Zuwächse verzeichnet, seit er hier seine Produkte selbst vertreibt.

A.S. Création: Roland Bantel, Vorstand Marketing und Vertrieb
Auch A.S. Création leidet unter dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Dort verbuchen wir kräftige Umsatzrückgänge. Dadurch bleiben unsere Auslandsumsätze deutlich hinter denen des Vorjahres zurück. Erfreulicherweise liegen die Inlandsumsätze auf Vorjahresniveau. Insgesamt verzeichnet A.S. Création in diesem Jahr Rückgänge sowohl bei den Absatzmengen als auch den Umsätzen. 2015 ist und bleibt ein sehr schwieriges Tapetenjahr.

2014 mussten wir eine Reihe von negativen Sondereffekten wie Währungsverlusten aufgrund der Abwertung des russischen Rubels gegenüber dem Euro verbuchen. Das führte dazu, dass A.S. Création das Geschäftsjahr mit Verlust abgeschlossen hat. Für 2015 haben wir unseren Aktionären eine deutliche Ergebnisverbesserung und die Rückkehr in die Gewinnzone angekündigt. Unsere Zahlen für das erste Quartal haben diese Prognose bestätigt.

In der Vergangenheit haben wir bis zu zwei Drittel unserer Umsätze in Auslandsmärkten erzielt, wobei unsere Hauptabsatzmärkte in West- und Osteuropa lagen und liegen. Mit unseren Tochtergesellschaften in Frankreich, England, Russland und den Niederlanden haben wir uns gezielt auf die landestypischen Besonderheiten eingestellt und damit das Auslandsgeschäft forciert. Natürlich hat Russland als einer der weltweit größten Tapetenmärkte große Bedeutung für A.S. Création. Entsprechend hart trifft uns die Situation in der Region. Der Rückgang unserer Exportquote im ersten Quartal 2015 auf rund 55 % unterstreicht dies. Von unseren Tapetenumsätzen entfallen 42 % auf Deutschland und 43 % auf die anderen Länder der EU. In den osteuropäischen Ländern außerhalb der EU erzielen wir derzeit 9 % der Umsätze im Geschäftsbereich Tapete. Die restlichen 6 % entfallen auf mehr als 60 außereuropäische Länder.

P+S International: Dietmar Everding, Geschäftsführender Gesellschafter
Der Gesamtumsatz ist aufgrund der Krisensituation in Russland und der Ukraine gegenüber dem Vorjahr bislang um rund 13 % gesunken. Positiv gestalten sich allerdings die Umsätze in Deutschland. Sie konnten um 12 % ausgebaut werden. Die Märkte Westeuropa und Übersee bewegen sich auf Vorjahresniveau. Dazu muss man allerdings anmerken, dass wir im vergangenen Jahr in Westeuropa die Umsätze um 21 % erhöht haben. In Osteuropa verringerten sich die Umsätze bisher um 42 %. Ich gehe aber davon aus, dass sich dieser Wert zum Jahresende abschwächen wird, da bereits die Umsätze im letzten Quartal 2014 infolge des schwachen Rubelkurses eingebrochen waren. In Summe rechnen wir 2015 mit einem Minus von 10 % gegenüber dem Vorjahr. Wir hoffen aber, aufgrund der gesunkenen Rohstoffkosten ein operatives Ergebnis wie 2014 zu erzielen. Unsere Exportquote liegt bei 60 %, der Umsatzanteil Russlands erreicht 5 % - gegenüber 18 % im Vorjahr. Unsere wichtigsten Absatzmärkte sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen.

Erismann: Martin Slotty, Geschäftsführer
Absatz und Umsatz entwickeln sich aufgrund der Rückgänge im Export nach Russland und in die Ukraine negativ. Diese Rückgänge, die sich nicht komplett durch Absatzsteigerungen in anderen Märkten kompensieren lassen, werden sich negativ auf das Ergebnis auswirken. Der Export bleibt aber trotz Ukraine-Krise und Rubel-Verfall äußerst wichtig für alle Tapetenhersteller und damit auch für Erismann. Vom Inlandsmarkt allein kann kein Produzent leben. Zwar hat Russland seine Position als wichtigster Exportmarkt verloren, ist aber immer noch ein sehr bedeutender Absatzmarkt. Insgesamt ist unsere Exportquote leicht auf rund 55 % zurück gegangen. Unsere wichtigsten Exportmärkte sind dieselben wie bisher, nur dass sich die Gewichte verschoben haben. Das sind im Westen Frankreich, Großbritannien, Benelux und Skandinavien, im Osten Russland, Polen, das Baltikum, Weißrussland und Kasachstan.

Gebr. Rasch: Dr. Frederik Rasch, Geschäftsführer Ost
Rasch verzeichnet bisher in diesem Jahr leicht rückläufige Umsätze und Absätze in Westeuropa und einen deutlichen Umsatzeinbruch von 35 % in den GUS-Staaten. Wir rechnen aber im zweiten Halbjahr mit stärkeren Umsätzen insbesondere in Deutschland, aber auch im Rest Europas, so dass wir insgesamt das Vorjahresniveau erreichen werden. Die GUS-Umsätze haben sich dagegen auf dem schwachen Niveau stabilisiert.

Die Tapetenindustrie ist seit der Öffnung der Ostmärkte Ende der 1990er Jahre in den großen GUS-Ländern sehr aktiv. Die Exporte in die GUS-Staaten stellen einen wesentlichen Teil unseres gesamten Exports dar. Rasch beliefert insgesamt 96 Länder. Die wichtigsten darunter sind Russland, die Ukraine und Kasachstan.

Marburg Tapeten: Wolf Kappen, stellvertretender Geschäftsführer Marketing und Vertrieb
Die Umsatzverluste in den GUS-Staaten - insbesondere in Russland - lassen sich durch Wachstum in anderen Märkten nicht ausgleichen, schon gar nicht kurzfristig. Dazu sind sie zu groß. Deshalb wird 2015 für die Tapetenwirtschaft ein ganz schwaches Jahr. Der Umsatzrückgang wird sich natürlich auch im Ergebnis widerspiegeln.

Russland galt als größter Tapetenmarkt der Welt und dürfte dies (nach Rollen) immer noch sein. Die dortige Krise führt zu einer Umschichtung der Tapeteneinkäufe bis hin zu billigeren, oft einheimischen Produkten. Wir richten uns auf einen längeren Rückgang unserer Exporte dorthin ein. Da andere Exporteure ebenso betroffen sind, ist noch unklar, wie sich unsere Quote als Anteil an den Exporten nach Russland entwickeln wird. Unsere Innovations- und Designstärke sollten uns aber helfen, hier nicht allzu schlecht abzuschneiden. Derzeit liegt unsere Exportquote insgesamt immer noch über 50 %, ist aber deutlich geringer als in den vergangenen zehn Jahren. Unser wichtigstes Abnehmerland ist mit Abstand Deutschland, dann folgen Russland, China und Frankreich. Schwierigkeiten sehen wir in der Türkei aufgrund des neuen Schutzzolls. In Westeuropa entwickeln sich die Märkte unterschiedlich.

Eijffinger: Lucien van Uffelen, Export Manager
Unsere Entscheidung, die deutsche Groß- und Einzelhändler direkt zu beliefern, war richtig. Wir verzeichnen eine deutliche Steigerung der Umsätze und Anzahl von Kunden. Dieses Jahr werden wir unseren Umsatz gegenüber dem Vorjahr mindestens verdoppeln. Das reicht uns aber noch nicht, wir wollen künftig noch mehr Kunden in Deutschland beliefern.

Im Moment liegt unser Fokus auf dem Export nach Deutschland, da der Markt in Russland für uns sowie für andere Anbieter schwierig ist. Unser größter Markt ist nach wie vor in Holland. Aber auch Belgien und Skandinavien sind wichtige Länder, da unsere modernen und farbigen Kollektionen dort den Geschmack der Konsumenten treffen. Erfolgreich sind wir zudem in Nahost und Fernost in Nord- und Süd Amerika.
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