Unifloor: Besuch der neuen Produktion in Mönchengladbach

Von über 25 Jahren Erfahrung mit trockenen Unterböden profitieren

Unifloor-Gründer Henk Bosgoed war 1988 seiner Zeit weit voraus: Der Niederländer (67) fragte sich, warum Untergründe für die Bodenbelagsverlegung eigentlich nass eingebaut werden müssen. Er entwickelte Konstruktionen aus Holzwerkstoffen, auf denen der Bodenbelag innerhalb eines Tages sofort verlegt werden konnte. Da momentan LVT-, Klick- und Multilayer-Beläge sowie das Sanierungsgeschäft einen Boom erleben, profitieren davon auch die trocken eingebauten Bodenkonstruktionen von Unifloor. FussbodenTechnik hat das Unternehmen am neuen Produktionsstandort in Mönchengladbach besucht und eine zweigeteilte Produktion kennengelernt.

Der niederländische Bodenhersteller Unifloor ist in der Heimat für seine trockenen Unterbodenkonstruktionen unter dem Markennamen Jumpax bekannt und hat dort mehrere Mio. m2 verkauft. In Deutschland fiel der Startschuss vor fünf Jahren. "Wir waren schnell erfolgreich", erzählt Unifloor-Gründer Henk Bosgoed. Die deutschen Bodenleger hätten zunächst gestaunt, dass sie für einen Verlegeuntergrund nicht mehr nass spachteln sollen, aber zahlreiche Domotex-Auftritte und die persönliche Baustellenbetreuung zeigen Wirkung.

Entstanden sind die Produkte im niederländischen Deventer, weil damals viele Niederländer ihren neuen Teppichboden nicht auf dem kalten Beton verlegen lassen wollten. Estrich, Trittschall- und Wärmedämmung waren bei den Nachbarn nicht bekannt. Diese Nische besetzt Bosgoed seitdem erfolgreich mit seinen Produkten.

Gründe für den heutigen Boom

Da heute die schwimmende Verlegung durch Laminatböden, Multilayer- und lose liegende Designbeläge eine größere Verbreitung gefunden hat, entscheiden sich immer mehr Endverbraucher für trocken eingebaute Unterbodensysteme. Außerdem kommen die Unifloor-Produkte bevorzugt in der Sanierung zum Einsatz, die momentan ein deutliches Übergewicht gegenüber dem Neubau verzeichnet. Die Vorteile einer Lastverteilschicht, die "leise, schnell und ohne Feuchtigkeit" eingebaut werden kann, gibt für viele Bauherren bei kritischen Untergründen den Ausschlag.

"Gerade, wenn Gebäude aus den 1960er- oder 1970er-Jahren renoviert werden müssen und die Anforderungen steigen sollen, kommen wir ins Spiel", erklärt Rüdiger Dicke, Verkaufsleiter D/A/CH, der auch ein wachsendes Vertrauen in diese Bauweise registriert. Unifloor verkauft in erster Linie an Großhändler wie Jordan und an große Objekteure. Die trockenen Unterböden sind dabei auf jeden Fall erklärungsbedürftig, da ist sich Dicke sicher: "Wir haben ein Baukastensystem an Produkten, die man nicht einfach über das Internet verkaufen kann. Man muss sie vor Ort zeigen."

Um das Thema Trittschalldämmung zusätzlich als Verkaufsargument zu forcieren, muss man nach Dickes Einschätzung viel früher ansetzen, nämlich bereits beim Architekten. "Aus diesem Grund nehmen wir auch in diesem Jahr wieder an der Reihe ,Architect@Work’ teil, um mit der Zielgruppe in Kontakt zu kommen", so der Verkaufsleiter.

Seit Januar 2014 Produktion in Deutschland

Nachdem Unifloor die Absatzzahlen in Deutschland kontinuierlich steigern konnte, entschieden sich die Niederländer dazu, Anfang 2014 eine eigene Produktion in Mönchengladbach zu starten. Vorher produzierte Unifloor ausschließlich an den niederländischen Standorten Deventer (25 Mitarbeiter) und auf der Insel Texel (74 Mitarbeiter). Allen drei Werken ist eines gemeinsam: Die Produktion ist einerseits stark automatisiert und anderseits wird wie in einer Manufaktur in Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten produziert. In Mönchengladbach sind 35 Arbeitnehmer mit Handicap beschäftigt, die in ihrem Tempo die Unifloor-Produkte fertigen und dabei sichtbar Spaß haben.

Firmengründer Bosgoed hat in den Niederlanden gute Erfahrungen mit gemischten - behinderten und nicht-behinderten - Mitarbeiterteams gemacht. "Auf dem normalen Arbeitsmarkt wären Menschen mit Beeinträchtigungen nicht vermittelbar, aber gemeinsam mit den Schichtleitern der Behindertenwerkstatt funktioniert es prima", so der Gründer, dem die soziale Verantwortung wichtig ist. Worauf kommt es bei der Produktion an? "Auf die hohe Qualität der MDF-Platten, auf die perfekten "rechten Winkel" der Platten beim Zusägen, auf einen gleichmäßigen Klebstoffauftrag und das bündige Abschließen der einzelnen Schichten", nennt Rüdiger Dicke einige Anforderungen. Der Betrieb in Mönchengladbach ist ISO 9001-zertifiziert, um dem hohen Qualitätsanspruch Ausdruck zu verleihen. Dicke sieht auch das Thema Nachhaltigkeit als sichtbaren Vorteil: "FSC-zertifizierte Materialien, verarbeitet von Menschen mit Handicap - so entsteht Jumpax mit hoher Qualität und Belastbarkeit."

Standort wird erneut ausgebaut

Zum Jahresende wird die Anzahl der Mitarbeiter in Mönchengladbach sogar auf 60 steigen. In zwei weiteren Hallen werden zusätzliche Produktionsmaschinen Platz finden. Dass die Zeichen bei Unifloor auf Wachstum stehen, zeigt sich auch an anderer Stelle: Vertriebsleiter Rüdiger Dicke, der bislang als Einzelkämpfer in Deutschland und einigen Nachbarländern unterwegs war, erhält zwei Vertriebskollegen für den süd- und westdeutschen Raum als Unterstützung: Rainer Popp und Olaf Hennicke. "Wir können jetzt schneller reagieren", beschreibt Dicke die Vorteile der personellen Aufstockung.

Sandwich-Konstruktionen gefragt

Interessant ist auch, aus welchen Schichten eine Jumpax-Kons-truktion besteht: Zunächst aus einer 3 mm dicken Styroporlage kaschiert mit einer Aluminiumschicht. Diese Schicht wird werkseitig unter eine 3 mm dicke MDF-Platte geklebt, darauf kommt ein Kontaktkleber, der von einer dünnen Folie geschützt wird. Die obere Platte ist eine angeschliffene MDF-Platte, die 4 mm dick ist. Sind die Deck- und die Top-Platten im Versatz fertig verlegt, werden sie mit einem Gummihammer angeschlagen und der Kontaktkleber entfaltet seine starke Klebkraft. Ohne grundieren oder spachteln ist ein verlegereifer Boden für die Verklebung bereit.

Schon auf der kommenden Domotex 2016 werden die Messebesucher sehen können, dass sich die Jumpax-Familie weiterentwickelt. Damit auch für Massivparkett und keramische Fliesen ein geeigneter trockener Verlegeuntergrund angeboten werden kann, wird Unifloor eine verbesserte zementäre Version von Jumpax CP vorstellen. Diese lässt sich genauso wie die Holzwerkstoffprodukte mit einem Verlegemesser anritzen und brechen. Eine Säge ist nicht erforderlich. Der Verleger benötigt lediglich das bereits erwähnte Verlegemesser (Delfinmesser), einen Gummi-hammer und einen "Handschleifer" zum Glätten der Bruchkanten. Geschickte Verleger lassen die Bruchkanten an der Wand unter dem Bodenbelagsprofil oder der Sockelleiste "verschwinden".

Ein weiteres Jumpax-Element ist die Holzspäneschüttung Eco Pearls, die eine standfeste Spachtelmasse ersetzen kann, wenn es darum geht, tiefere Unebenheiten auszugleichen. Die eckigen Holzspäne verkrallen sich, wenn sie beim Abziehen mit einer Glättkelle Druck von oben erhalten.

Wie funktioniert eine Jumpax-Verlegung?

Auf www.unifloor.nl/en/Jumpax_video kann man die Verlegeschritte leicht nachvollziehen. "Wer einmal mit Jumpax gearbeitet hat, wird die Vorteile ganz schnell verinnerlichen: Die Verlegung ist staubfrei, schnell und unkompliziert", fasst Dicke zusammen. Sein Tipp: "Wichtig ist immer die Akklimatisierung von 48 Stunden bei mind. 13° C, weil sonst der Kleber nicht abbindet." Wenn man das berücksichtigt, steht einer gelungenen Verlegung mit trockenen Unterböden nichts mehr im Wege.


Unifloor im Überblick


Unifloor Underlay Systems
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Deventer,Niederlande
Tel.: 00 31 / 5 70 - 85 55 33
Fax: 00 31 / 5 70 - 85 55 44
E-Mail: info@unifloor.nl
Web: www.unifloor.nl/de

Inhaber: Henk Bosgoed
Verkaufsleiter D/A/CH: Rüdiger Dicke
Produktmanager: Frank Vousten

Produkte: Abdichtungen, Trennlagen und Unterlagen, Verlege- und Dämmunterlagen, Dämmunterlagen für textile, elastische Beläge, Laminat und Fertigparkett

Markennamen: Eco Pearls, Jumpax, Marathon Super, Paladin, Parpax, Redupax, Redupax+, Runner, Soundeater, Soundex, Soundkiller, Struktus, Struktus Superieur, Superfloor, Supertrans, Thermofelt
aus FussbodenTechnik 05/15 (Wirtschaft)