China (Qinghai) International Tibetan Carpet Exhibition, Xining

Glanz, Glamour und Glücksdrachen


Die Provinz Qinghai gilt als Zentrum der chinesischen Wollteppich-Produktion. Nicht von ungefähr findet hier jährlich eine der wichtigsten Teppichmessen Chinas statt: die Qinghai International Tibetan Carpet Exhibition. Die Veranstaltung wird von Händlern wie Endverbrauchern besucht.

Xining, im Juni 2015: Riesige Banner in den Straßen weisen den Weg zum Messegelände. Aufblasbare Glücksdrachen schweben über dem Eingang. Der Vizegouverneur der Provinz Qining hält eine Ansprache. Und dann die Eröffnungszeremonie: In Trachten gekleidete Tänzerinnen und Tänzer führen typische Teppiche aus den Ausstellerländern vor. Die Veranstalter der Qinghai International Carpet Exhibition in Xining haben sich die Messe einiges kosten lassen - Gedanken, Aufwand und natürlich auch Geld. Die Sponsoren: Das Handelsministerium der Volksrepublik China und die Regierung der Provinz Qinghai.

Die kontinuierliche staatliche Förderung trug dazu bei, dass die Region im Nordosten des tibetischen Hochlandes zum Zentrum der chinesischen Wollteppich-Produktion geworden ist, gewebt oder handgeknüpft, mit einem Output von rund 15 Mio. Quadratmetern pro Jahr. In der relativ wohlhabenden Provinz wohnen Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Hintergründe, darunter auch viele Tibeter. Die Wirtschaft wächst, das Pro-Kopf-Einkommen steigt - 2014 um fast 10%.

Chinesisches und Internationales in zwei Hallen

Es hat sich viel getan, seit die Veranstaltung 2004 im einfachen Messezelt an den Start ging. Inzwischen gehört die Qinghai International Carpet Exhibition zu den wichtigsten Teppichmessen Chinas; seit der Premiere haben sich Aussteller- und Besucherzahlen etwa verdreifacht. Die knapp 1.000 Anbieter reisen aus China und vor allem aus den fünf wichtigsten Knüpfländern an: aus Indien, dem Iran, Nepal, Pakistan und Afghanistan. Mit Modam war auch ein deutscher Importeur (mit großer Niederlassung in Shanghai) vertreten.

Hauptzielgruppe der Messe ist der chinesische Handel. Trotzdem ist die International Tibetan Carpet Exhibition auch für Endverbraucher zugänglich. Viele gut situierte Chinesen aus der Region nutzten die Gelegenheit, sich hier "einfach mal umzuschauen": an den zahlreichen Ständen, die sich auf zwei große Hallen verteilten. In der einen die chinesisch-tibetischen Anbieter, in der anderen die internationalen. Das Angebot ist deutlich auf den chinesischen Geschmack ausgerichtet, der es farbiger, leuchtender und glänzender liebt, als es etwa in Europa üblich ist.

Messegespräch "Teppich-Knüpfmaschine"

Fein gewebte Mao-Abbildungen und Landschaftsdarstellungen zeigten die Präzision der Maschinenwebtechnik in der chinesischen Halle. Zum Beispiel bei Tibetan Sheep, einem großen Maschinenweber aus Xining und ehemaligem Mitveranstalter der Messe, der jährlich 2,3 Mio. Quadratmeter hauptsächlich für den chinesischen Markt produziert. Dazu gabs farbenfrohe Folklore, Carvings, Glanz und Glamour und einen Teppichanbieter, der von sich reden machte: Shandong Jingyi Carpet hat nach eigenen Aussagen eine "Teppich-Knüpfmaschine" erfunden. Damit lassen sich Perserteppich-Kopien herstellen, die allerdings vergleichsweise hochpreisig sind un die von Handknüpfungen nicht zu unterscheiden sein sollen. Auch die Teppich-Knüpfmaschine bietet man zum Verkauf an.

In der internationalen Halle überwiegen Tigerteppich-Nachknüpfungen aus Nepal und auf Glanz und antik gewaschene Knüpfungen mit traditionellen Mustern. Insbesondere viele pakistanische Aussteller sind hier vertreten, aber auch die Zahl der persischen Stände hat zugenommen. Klassische Perserteppiche, die in Deutschland nach dem Boom in den 1970ern immer weniger gefragt werden, lassen sich in China derzeit gut verkaufen. Entsprechend wenden sich persische Händler immer stärker in Richtung Osten.

China, der neue große Markt

"China ist für uns ein großer Markt", erklärt Nasser Nishabouri, der größte persische Anbieter auf der Messe. Er stellt zum vierten Mal in Folge in Xining aus und zeigt sich zufrieden. "Besser fände ich allerdings eine reine Fachbesuchermesse", fügt er hinzu.

Der mongolische Schurwollweber Erdenet verfügt bereits über eine Niederlassung in Beijing und konnte in Xining "viele Kunden aus der Mongolei" begrüßen. Export-Leiterin Gannairamdal. N sieht in China wie auch weltweit gute Chancen für hochwertige Maschinenwebteppiche.

Kurios: eine Teppichauktion, auf der relativ gängige Teppiche zu spektakulären Preisen versteigert wurden, vermutlich an wohlhabende chinesische Privatpersonen. Auch das chinesische Fernsehen war vor Ort. Jeder Aussteller durfte einen Teppich in die Auktion einbringen, und das dürfte sich in der Regel gelohnt haben: Zum Beispiel wurde ein neu geknüpfter Drachenteppich nach altem mongolischen Vorbild für rund 80.000 Yuan (über 11.000 EUR) ersteigert. Ob an den Ständen wohl auch solche Preise erzielt werden konnten?
aus Carpet Magazin 04/15 (Personalien)