Schattdecor: Alternative Oberflächen auch für Laminat ?

Neue Möglichkeiten dank dekorsynchroner Melaminpore


Imprägnierung heißt das Geschäftsfeld, in dem der süddeutsche Dekordrucker Schattdecor Potenzial sieht. Nicht in Deutschland, aber in ausgesuchten Auslandsmärkten will das Unternehmen seine neue Technologie der dekorsynchronen Melaminpore anbieten. Was sich dahinter verbirgt, erläuterte die Firmenleitung Anfang September auf einem Termin am Stammsitz Thansau.

Wir waren und sind Drucker. Das ist unser Kerngeschäft", sagt Reiner Schulz, Geschäftsführer von Schattdecor. 75 % mache dieser Bereich aus. Hinzugekommen sind mittlerweile jährlich 300 Mio. m2 lackierte Finishfolie und 200 Mio. m2 Imprägnierfolie. Deren Anteil an insgesamt 2,06 Mrd. m2 Ware hat 15 % und 10 % erreicht. Und es soll mehr werden. "Imprägnierung ist unser aktuelles Thema" erklärt Ralf Peschel, als Leiter Forschung & Entwicklung auch für die Impräg-niertechnologie zuständig. An vier internationalen Standorten - in Italien, Brasilien und zweifach in Russland - hat Schattdecor 12 Imprägnieranlagen laufen.

Was muss eine moderne Oberfläche leisten? Schattdecor hat die Ansprüche analysiert. Die wichtigsten sind antibakterielle Wirkung, höhere Scheuerfestigkeit, Abwehr von Fingerabdrücken und Dekor synchrone Oberflächen. Letztere sind auch in der Fußbodenproduktion hinlänglich bekannt. Die Synchronpore, passend zum rustikalen Holzdekor, verleiht etwa Laminatbodenoberflächen ein dem Holz täuschend ähnliches Aussehen. Vor allem, wenn dem Verlauf der Maserung noch eine fühlbare, tiefe Struktur mitgegeben wird. Das geht nicht ohne hohe Präzision bei der Verarbeitung, denn Längen- und Breitenwachstum des Dekorpapiers müssen exakt berechnet sein. Aufwändig ist auch ein Dekorwechsel, der neue Pressbleche und eine Anpassung des Pressdrucks voraussetzt.

Hier geht Schattdecor für beschichtete Platten und Möbelfronten neue Wege: Ein synchron bedruckter Melaminfilm ohne fühlbare Struktur könne formatunabhängig mit Papieren - auch mit unterschiedlichem Wachstum - verpresst werden. Die dekorsynchrone Melaminpore erfordert keinen Wechsel des Pressbleches. "Theoretisch ist die Anwendung mit jedem Dekor möglich", sagt Ralf Peschel, "aber markantere Dekore sind besser geeignet."

Wie das genau funktioniert und welche Apparaturen dazu notwendig sind - dazu hüllt sich Schattdecor in Schweigen. Anfang Herbst war das Produkt noch nicht ganz marktreif. Aber die Patentanmeldung sei längst abgeschickt.

Synchronpore "light"

Soviel ist klar: die dekorsynchrone Melaminpore ist eine preisgünstige Zwischenlösung zwischen Standardpressung und High-End-Synchronpore. CEO Reiner Schulz: "Sie wird etwas mehr kosten als ein normaler Melaminfilm, aber weniger als die hochwertige Synchronpore." Und weiter: "Wir wollen unsere Kunden damit im Bereich Melamin neue Möglichkeiten eröffnen."

Dass dies vor allem im Ausland geschehen soll, hat seine Gründe. Deutsche Imprägnierer sind Schattdecor-Druckkunden. Ihnen will man im Heimmarkt nicht in die Quere kommen. Und außerdem ist an Zielmärkte gedacht, wo keine fühlbare Struktur der Oberfläche erwartet wird, die aber optisch einen Fortschritt begrüßen würden. Die dekorsynchrone Melaminpore kann man im Gegenlicht sehen, aber nicht ertasten.

Ob dies auch eine Technologie für Fußböden sein könnte, sieht Schattdecor zurückhaltend. Zwar orakelt CEO Reiner Schulz: "Was der Markt daraus macht, darüber können wir noch nicht spekulieren." Doch von Ralf Peschel ist ein "eher nicht" zu vernehmen: "Wir wollen zwar stärker in Fußbodenprodukte einsteigen, aber auf den Gebieten Overlay und Papier-Gegenzug. Die dekorsynchrone Melaminpore wird dagegen wohl ein Alternativprodukt für beschichtete Platten und die Möbelindustrie bleiben."

Wo sich für die neue Technologie lukrative Zielmärkte befinden, ist längst ausgemacht: Nord- und Südamerika, Südeuropa, Nordafrika und vor allem Russland liegen im Blickfeld. Dort erkennt man Nachholbedarf, was sich allein daran messen lässt, dass Russen im Durchschnitt erst 30 EUR jährlich für Möbel und Einrichtung ausgeben, während Deutsche hierfür bereits 500 EUR im Jahr aufwenden. Peschel: "Hier gibt es wachsende Märkte für den Melaminfilm und weniger Wettbewerb durch Platzhirsche wie in Zentraleuropa."
aus Parkett Magazin 06/15 (Wirtschaft)