Australien

Fußbodenentwicklung auf neuen Wegen


Hätten Sies gewusst? Die Methode, aus Bambus-Fasern einen kompakten Block zu formen, der zu Fußbodenlamellen aufgesägt werden kann, ist eine australische Entwicklung. Kommerziell vermarktet wird dieses so genannte "strand woven bamboo" seit 2006 in China. Auf der Janka-Härteskala erreicht das Produkt einen Wert von 2.900 und damit mehr als doppelt so viel wie natürlicher Bambus oder etwa Ahorn.

Da liegt die Idee nicht fern, auch aus anderen, noch weicheren Holzarten fußbodentaugliches Material zu machen. Zusammen mit dem Unternehmen 3RT, das von der südaustralischen Regierung 1 Mio. Dollar für ein Testwerk am Mount Gambier erhalten hat, forscht das Flinders Center für Nanoscale Wissenschaft & Technologie an den Möglichkeiten.

Der grundsätzliche Produktionsprozess ist nicht neu. Holzspäne werden unter Druck und Einsatz von Lignocellulose gepresst und zu dichten, harten Blöcken verklebt. Lignocellulose - eigentlich die Zellwand verholzter Pflanzen - ist ein geeigneter Rohstoff für Treibstoffe und Chemikalien und findet Verwendung als Bindemittel und Füllstoff für Holzwerkstoffe und Kunststoffe.

Allerdings ist eine Lignocellulose-Bioraffinerie recht aufwändig und daher teuer. Die Australier behaupten nun, die Technologie in zweiter Generation so weit entwickelt zu haben, dass praktisch jede Art von Holz damit kosteneffektiv behandelt werden kann - auch in Hochlohnländern. Peter Torreele, Geschäftsführer von 3RT: "Unser Prozess kann Holzreste und junges Plantagenholz in Produkte mit den technischen und optischen Vorteilen von Tropenholz verwandeln." Schutz vor Termitenfraß und feuerhemmende Eigenschaften kommen hinzu.

Mit dem Ziel, ein ökonomisches und sauberes Verfahren zu erreichen, haben Prof. David Lewis und seine Kollegen vom Flinders Center nach umweltfreundlichen Schutz- und Bindemitteln gesucht, die beispielsweise ohne das für die Nadelholz-
imprägnierung und Eisenbahnschwellen genutzte Kupfer-Chrom-Arsen auskommen. Prof. Lewis: "Andere Holzarten verlangen ein anderes Bindemittel als wir es bei Bambus einsetzen. Es ist uns gelungen, diesbezüglich ein Produkt in Form einer wasserbasierten Alternative zu entwickeln."

Auf diese Weise, so der Professor, könne man Baumschnitt, Gehölz- und Plantagenreste zu harten Holzprodukten statt zu Span- oder MDF-Platten verarbeiten. Entscheidender Aspekt dieser "faser-gewebten" Technologie sei die Tatsache, dass die Fasern hier über die gesamte Länge des Produktes reichen und damit sowohl die mechanischen als auch die ästhetischen Eigenschaften bestimmen würden. "Wir haben zudem einer Reihe praktischer Herstellungsoptionen entwickeln, die bei mehr Effizienz und besserer Qualitätskontrolle sogar weniger Mitarbeiter benötigen."

Mit potenziellen Partnern, die an der kommerziellen Anwendung des Verfahrens interessiert seien, gäbe es bereits Verhandlungen, heißt es. Außerdem würden Unternehmen aus aller Welt Holzproben nach Südaustralien senden, um sie mit dem neu entwickelten System testen zu lassen.
aus Parkett Magazin 06/15 (Bodenbeläge)