FN Neuhofer Holz: Vision 2020 bringt stärkere Automatisierung

Leistenhersteller investiert 35 Mio. EUR


Wenn ein Unternehmen auf eine Firmengeschichte von 365 Jahren zurückblicken kann, dann ist das auch in Österreich etwas Besonderes: Neuhofer Holz aus Zell am Moos ist als Sägewerk gestartet und heute in Europa ein führender Hersteller von Leisten und Profilen. Das Unternehmen investiert in den nächsten Jahren bis zu 35 Mio. EUR in die Modernisierung des Standortes. FussbodenTechnik besuchte das Unternehmen in der Nähe von Salzburg und ließ sich von Geschäftsführer Franz Neuhofer und Caroline Schön die Parallelen von Automobil- und Holzindustrie vermitteln.

Der österreichische Leisten- und Profilhersteller Neuhofer Holz hat eine Vision. Bis zum Jahr 2020 will sich das seit 1650 bestehende Familienunternehmen am Standort Zell am Moos neu aufstellen. Zentraler Punkt ist die Investition in modernste Fertigungstechnik: Dazu zählen neue Hobelmaschinen, Ummantelung, Automatisierung, Roboter und Anlagenverkettung, bekannt unter dem Schlagwort "Industrie 4.0". Das Investitionsvolumen von bis zu 35 Mio. EUR beinhaltet drei Baustufen, in denen diverse Produktionshallen auf 56.000 m2, ein modernes Bürogebäude (2.200 m2) und ein Showroom (800 m2) entstehen. Man kann ohne Übertreibung sagen: Kein Stein wird in Zell am Moos auf dem anderen bleiben.

Für Neuhofer Holz ist die Verbesserung der Produktions- und Arbeitsabläufe fast schon Alltag. In den vergangenen 24 Monaten hat das Unternehmen 8 Mio. EUR in Automatisierungstechnik in Form von Verpackungsrobotern sowie in Hobel- und Ummantelungstechnik investiert. An manchen Fertigungslinien sausen die Leisten mittlerweile so schnell durch die verschiedenen Arbeitsschritte, dass die Qualitätskontrolle nicht mehr vom menschlichen Auge, sondern von 3D-Scannern übernommen wird. Sie überprüfen Qualität, Profilierung und Dimension der Produkte. Eine besonders schnelle Anlage kommt auf so viel Menge wie drei bisherige zusammen.

Für Geschäftsführer Franz Neuhofer ist die Automatisierung in der Holzindustrie überfällig: "Auf uns kommen Roboter, fahrerlose Stapler und vernetzte Leitrechner zu, die beispielsweise in der Automobilindustrie seit Jahren üblich sind." Da Neuhofer viele neue Baumarktketten als Kunden gewinnen konnte, muss die Kapazität angepasst werden. Momentan entfallen 70 % der Neuhofer-Umsätze auf Baumärkte, 15 % auf Distributeure und 15 % auf die Belagsindustrie. Wenn die Produktionsanlagen entsprechend den Plänen hochgefahren sind, können künftig rund 165 Mio. m Leisten und Profile jährlich das Werk verlassen. Eine positive Entwicklung für das Traditionsunternehmen, in dem mit Franz Neuhofers Tochter Victoria mittlerweile die elfte Generation mithilft.

1.300 Lkw mit Fertigware jährlich

Um einen Eindruck von den Mengen zu bekommen, die Neuhofer Holz verarbeitet, hilft folgendes Rechenexempel: Pro Jahr werden 45.000 m3 MDF-Platten als Rohstoff für die Profil- und Leistenproduktion eingesetzt. Das entspricht der Menge von 1.500 voll beladenen Lkw. Das ist aber noch nicht alles. Hinzu kommen 6.000 m3 Schnittholz - in der Regel Eiche, Kiefer, Buche oder Lärche - für Massivholzleisten, das sind weitere 170 Lkw. Kein Wunder also, dass das Thema Logistik bei Neuhofer eine wichtige Rolle bei der eigenen Vision 2020 spielt. Künftig wird es spezielle Parkplätze für Laster geben, um Staus beim Be- und Entladen zu vermeiden. Übrigens, in der Produktion fallen Resthölzer und MDF-Späne (weitere 530 Lkw) an, die beispielsweise für Heizwärme im Werk eingesetzt werden.

Neuhofer hat aktuell eine Exportquote von 90 % und liefert mittlerweile in 70 Länder. Der größte Absatzmarkt ist Deutschland, wo viele bekannte Baumarktketten zu den Kunden zählen. Knapp dahinter folgt Frankreich mit einem hohen Marktanteil. Da es dort überwiegend Baumärkte gibt, kann man diesen Wert gut einschätzen. Gut vertreten ist man auch in Südamerika, Osteuropa, Australien, Japan und in den USA. Genauso zählen Bodenbelagshersteller zu den Neuhofer-Kunden, teilweise seit mehreren Generationen.

Als Full-Service-Lieferant erfolgreich

Neuhofer profitiert davon, dass man alle Produktgruppen aus einer Hand liefern kann, weiß Franz Neuhofer aus seiner Erfahrung: "Bei vielen unserer neuen Kunden ersetzen wir eine große Zahl an Lieferanten." Neben der Ware bietet Neuhofer komfortable Lösungen für deren Verkauf. So hilft ein leicht verständliches Nummernleitsystem dabei, dass Endkunden Belag, Bodenprofil und Clips eindeutig zuordnen können. Für die Bodenbelagshersteller übernimmt Neuhofer sogar Lager- und Kommissioniertätigkeiten, die reine Industriefertiger in der Regel nicht leisten können. Den Handel unterstützt Neuhofer mit Kommunikationsmitteln am Point of Sale, die von einem eigenen Mitarbeiter entwickelt werden und sogar teilweise patentiert sind.

Die Vielzahl der 500 Patente, Gebrauchs- und Geschmacksmuster von Neuhofer Holz betreffen natürlich die Produkte selbst. Die eigene Produktentwicklung umfasst vier Mitarbeiter. Vielfach entstehen neue Produkte durch den Austausch mit Kunden. Auf der Domotex 2016 wird es einige Schwerpunkte bei den Neuheiten geben: "Darunter sind auch Facelifts, bei denen wir den nächsten Entwicklungsschritt vollzogen haben", kündigt Franz Neuhofer an. Wenn die Produkte bei den Messebesuchern so gut ankommen wie erwartet wird, soll dazu eine weitere App entwickelt werden.

18.000 Artikel im Sortiment

Das Sortiment des Leisten- und Profilspezialisten kommt mittlerweile auf beeindruckende 18.000 Artikel, darunter sind über 1.000 verschiedene Profilformen und über 2.000 verschiedene Lagerdekore. Hinzu kommen unendliche Möglichkeiten durch den Digitaldruck, den Neuhofer als erster Leisten- und Profilproduzent einsetzte. Heute ist der Digitaldruck zu einer Kernkompetenz von Neuhofer Holz geworden. Der Vorteil für den Hersteller ist, dass auch Kleinserien abgebildet werden können und die Kosten für Druckzylinder entfallen. Die Kunden profitieren von einer Fortführung der Belagsoptik auf dem Profil und dass sie dekorgleiche Alumiumprofile, Sockelleisten sowie Innen- und Außenecken erhalten können.

Selbst bei den Oberflächen der Profile und Leisten haben die Kunden die Qual der Wahl: Die digital bedruckten Leisten werden entweder lackiert (Korundlackierung oder "normale" Lackierung) oder sie können durch die neue Oberflächenanlage auch geprägt und mit einer Struktur versehen werden. Passend zu Laminatböden ist sogar die höchste Abriebklasse AC 5 möglich. In diese Anlage investierte Neuhofer mit Zielrichtung auf die Bodenbelagshersteller.

Engagement in Verbänden

Neuhofer Holz steht durch sein Engagement in Fachverbänden im ständigen Kontakt mit der Belagsindustrie. Dazu zählen die Föderation der europäischen Parkettindustrie (FEP), der Verband der europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF), Fachverband der elastischen Bodenbelagshersteller (FEB), Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge (MMFA) und Herstellerverband Haus & Garten.
aus FussbodenTechnik 01/16 (Wirtschaft)