Ottmar Ihling, Verband der deutschen Heimtextilien-Industrie

Die Branche stark machen und ihre Interessen vertreten


Folgt man der jüngsten Prognose der Bundesregierung, befindet sich die deutsche Wirtschaft insgesamt weiterhin in einem stabilen Wachstum. Erwartet wird ein Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,7 % im Jahr 2015 und von 1,8 % im Jahr 2016. Ebenso setzt sich die positive Entwicklung in der Bauwirtschaft fort.

Werfen wir einen genaueren Blick auf die deutsche Heimtextilien-Industrie, die die erste Jahreshälfte mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 0,6 % abschließen konnte. Dabei sorgte insbesondere der Inlandsmarkt für Impulse. So verzeichneten textile Bodenbeläge (Tuftingware) sowohl im In- und Ausland eine zunehmende Dynamik mit positiver Umsatzentwicklung. Der Produktbereich Möbelstoffe zeigte im Inland leichte Umsatzeinbußen, im Ausland punkten deutsche Hersteller mit hochwertigen Qualitäten "Made in Germany".

Verhalten stellten sich die Nachfragesituation und die Geschäftsentwicklung in der Sparte Dekorationsstoffe/Gardinen dar. Die Ursachen sind vielfältig. Unter anderem fragt insbesondere die jüngere Käuferschicht weniger textile Fensterdekorationen nach. Auf der Anbieterseite nimmt der Wettbewerb bei konfektionierten Dekoschals und Gardinen zu. Positiv verlief die Nachfrageentwicklung in der Produktgruppe Bettwaren. Steppdecken und Kissen erzielten ein Umsatzwachstum von 6,2 %, das vornehmlich im Inland generiert wurde.

Welche Auswirkungen in Deutschland die aktuellen Herausforderungen der Flüchtlingskrise auf den Inlandsmarkt haben werden, bleibt noch abzuwarten. Sicherlich beeinflusst die Flüchtlingssituation das Kaufverhalten unserer Endkunden je nach Region. Die Exportsituation bleibt insbesondere vor dem Hintergrund der Russlandkrise schwierig. Diese trifft uns empfindlich, da Russland insbesondere im Stoffbereich bislang einer der wichtigsten außereuropäischen Absatzmärkte für die deutsche Heimtextilien-Industrie war.

Starke Verbandsarbeit

Die vergangenen Monate waren aus Verbandssicht insbesondere von Überlegungen und Maßnahmen geprägt, Heimtex auf der Fachverbandsebene noch stärker zu vernetzen. Dieser wichtigen Forderung seitens unserer Mitglieder werden wir nachkommen und aktiv durch das gemeinsame Engagement des Vorstandes und des gesamten Teams um Geschäftsführer Martin Auerbach gute Ergebnisse erzielen.

Trotz der eingangs erwähnten Herausforderungen für unsere Branche ist die Stimmung bei unseren Mitgliedsunternehmen insgesamt positiv. Und trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist es uns auch 2015 wieder gelungen, neue Verbandsmitglieder zu gewinnen. Eine gute Entwicklung, die nicht zuletzt auf dem hohen Dienstleistungsgrad sowie einem Serviceangebot unseres Verbandes basiert, das sich an den Anforderungen und Bedürfnissen der Mitglieder orientiert und passgenaue Servicepakete anbietet. Der enge Kontakt zu den Mitgliedsunternehmen zeigt, dass der Verbandsgedanke auf breiter Ebene von den Mitgliedern unterstützt wird.

Kompetente Antworten finden

Die aktuelle Umsatzentwicklung in Deutschland ist aus Sicht der deutschen Heimtextilien-Industrie insgesamt als gut zu bewerten. Aufgrund sehr günstiger konjunktureller Rahmenbedingungen ist derzeit von einer positiven Wirtschaftsentwicklung in Deutschland auszugehen. Die Geschäftsentwicklungen im Export sind differenziert und nach Ländern getrennt zu betrachten. Maßnahmen zur Exportförderung bieten sich den Unternehmen der Heimtextilien-Industrie insbesondere über das Auslandsmesseprogramm des Bundes.

Wir müssen die Wahrnehmung unserer Produkte als notwendigen funktionalen und gestalterischen Bestandteil in der Einrichtung beim Wohnen fördern und aufrechterhalten. Das ist eine der wesentlichen Herausforderungen der Zukunft, auf die wir kompetent antworten müssen. Dazu müssen wir die stetige Anpassung an die Veränderungen bei den Produktionsbedingungen und Standorten auf der einen Seite und die Entwicklungen im Handel und bei allen anderen Vertriebskanälen auf der anderen Seite im Auge behalten. Nur so können wir aktiv und vorausschauend reagieren.

In diesem Kontext kann sicherlich die Initiative Textile Räume (ITR) und die damit einhergehende PR-Kampagne für mehr Medienpräsenz unserer Produkte und eine Steigerung der Umsatzchancen sorgen. Heimtex ist bei der ITR als Fördermitglied aktiv und wird sich intensiv einbringen, um das Kampagnenziel zu unterstützen, Heimtextilien dem Verbraucher auf breiter Ebene näher zu bringen.

Weitere Herausforderungen sehen wir als Heimtex-Verband auf wirtschafts- und sozialpolitischer Ebene. In diesen Bereichen ist es unsere Aufgabe, im Schulterschluss mit unserem Gesamtverband textil + mode die Interessen unserer Branche zu bündeln, um unsere Zielsetzungen gegenüber der Politik und zunehmend auch gegenüber den NGOs (Nichtregierungsorganisationen wie beispielsweise der WWF) wirkungsvoll zu vertreten. Wir wollen als Interessensvertretung der Heimtextilien-Industrie geschlossen wahrgenommen werden und die Branche stark machen, um erfolgreich unsere Zukunft zu gestalten.
aus Haustex 01/16 (Wirtschaft)