Domotex – Christian Harder und René Jelowik berichten über das Messegeschehen bei Verlegewerkstoffen und Zubehör

Alles dreht sich um Designbeläge

Der Domotex 2016 kann man aus Sicht der Geschäftsfelder Fußbodentechnik und Zubehör ein gutes Zeugnis ausstellen: Auch wenn einige Zugpferde fehlten, waren die Aussteller durchaus zufrieden. Die Zahl der Besucher, die die Messegesellschaft auf 45.000 beziffert, lag deutlich über den Erwartungen. Aussteller von Verlegewerkstoffen, Bodenbelagsprofilen, Maschinen und Werkzeugen sowie weiterem Zubehör waren ein Anziehungspunkt für das bodenlegende Handwerk, das konnte man besonders in Halle 7 beobachten.

Die Verlegewerkstoffhersteller Bostik, Mapei, Murexin, Stauf, Wakol und Uzin zeigten in Hannover Flagge. Sie alle eint das Interesse am lukrativen internationalen Geschäft. Einige namhafte Anbieter wie Thomsit oder Forbo Erfurt blieben der Messe jedoch fern. Das stößt beim Wettbewerb nicht unbedingt auf Gegenliebe. "Die Domotex ist Gelegenheit, wichtige Themen gemeinsam anzusprechen", bringt es Stauf-Geschäftsführer Volker Stauf auf den Punkt. "Wir müssen uns mehr mit regulatorischen Vorgaben der Gesetzgeber auseinandersetzen, die der Branche aufgezwungen werden. Hier sollten wir mit einer Stimme sprechen." So tagte auf der Messe beispielsweise die Gemeinschaft Emissionkontrollierte Verlegewerkstoffe (GEV) und bestätigte Stefan Neuberger (Pallmann) als Vorsitzenden.

Verlegewerkstoffe: Augenmerk auf LVT-Verlegung

Die Verlegewerkstoffhersteller reagieren auf die aktuellen Verschiebungen am Bodenbelagsmarkt zugunsten der Designbeläge. Investiert hat man vor allem in die Überarbeitung bestehender Grundierungen, Klebstoffe und Spachtelmassen. Mehr Komfort in der Anwendung ist das zentrale Thema. Beispielsweise ermöglicht der Uzin-Nassbettklebstoff KE 66, ein Klassiker im Programm der Ulmer, jetzt eine längere Einlegezeit. Stauf hat seine dispersionsbasierte Rollfixierung auf LVT abgestimmt; das ergonomische Arbeiten im Stehen und der geringe Materialeinsatz machen eine hohe Flächenleistung möglich. Bei Mapei fiel ein Acrylharz-Fugenmaterial auf Dispersionsbasis für Designbeläge auf, das mit mineralischen Füllstoffen und speziellen Additiven gemischt ist und damit wasserabweisend und gegen Schimmelbildung wirkt. Gedanken hat sich auch Bostik über die Rezeptur seines Dispersionsklebstoffs für LVT gemacht, dessen verbesserte CO-Bilanz interessant für Einsätze in sensiblen öffentlichen Räumen wie Kindertagesstätten ist.

Dispersionen sind das eine, daneben konnte man einen kleinen Trend hin zu silanbasierten Produkten beobachten. Auch wenn diese im Dichtstoffbereich schon seit den 1970er-Jahren verkauft und für die Parkettverlegung seit 1999 eingesetzt werden, so sind doch die Möglichkeiten der Technologie bisher nur sehr eingeschränkt verwendet worden. "Chemisch ist da sehr viel mehr drin, als bislang kommerziell genutzt", sagt Bona-Geschäftsführer Dr. Thomas Brokamp, dessen Unternehmen weiterhin Kundenevents Messeauftritten vorzieht.

Profile, Leisten, Unterlagen: Alles andere als langweilig

Erstmalig wurden Akustikunterlagen vorgestellt, die mit einer selbstklebenden Oberfläche ausgestattet sind (z.B. Ewifoam, Prinz). Die Verlegetechnik ermöglicht es, klassische Dryback-Beläge in den Dicken von 2 bis 3 mm auf Untergründen zu verarbeiten, ohne dass diese zuvor aufwendig vorbereitet wurden. Das könnte dazu führen, dass Klebe-LVT mehr im privaten Wohnbereich oder in Mietobjekten Einzug hält.

Unmögliches wird möglich: Dass man nun auch eine dicke HDF-Leiste mit einer Sockelleistenstanze auf Gehrung schneiden kann, stellte Döllken-Weimar beeindruckend vor. Ebenfalls ein Top-Thema: die Kombination von Sockelleisten mit LED-Technik. Attraktive Lösungen in Funktion und Design präsentierten Prinz und Neuhofer. Einige Systeme waren neben der UV-Beständigkeit zudem wasserabweisend, sodass eine Verwendung im Outdoorbereich oder in Feuchträumen möglich erscheint.

Langlebigkeit beweisen einige Profilsysteme, die universell einsetzbar sind und sich im Bedarfsfall lösen und wieder sicher arretieren lassen. Sie bestehen aus einem Basisprofil, das auf dem Untergrund befestigt wird, und darauf abgestimmten Übergangs-, Abschluss- und Anpassungsprofilen. Die Oberprofile werden auf dem Basisprofil verschraubt oder eingeriegelt. Derartige Profilsysteme werden angeboten für Klick-LVT, Laminat, Mehrschichtparkett und Massivholzböden.

Werkzeuge und Maschinen: Mehr Abtrag mit weniger Risiko

Staubarm, leistungsstark und handlich - um diese Punkte dreht sich alles bei den Werkzeug- und Maschinenherstellern. Um ihre Geräte weiter zu optimieren, suchen sie mehr denn je die Nähe zum Kunden. Durch den Ausbau der Werksschulungen (Janser, Lägler, Roll, Wolff) erfahren sie schließlich, worauf der Anwender Wert legt - und das sind abgespeckte Maschinen mit einem größeren Einsatzbereich.

Entsprechend reagieren die Anbieter, etwa mit relativ leichten Dreischeibenmaschinen (Janser, Pallmann), die dank zuschaltbarer Kraftreserve bzw. Zusatzgewichten einen hohen Abtrag leisten. Einige Schleifscheiben, zum Beispiel von Jöst und Janser, ermöglichen es, dass mit dem Flächenschleifer äußerst randnah gearbeitet werden kann. Nur die letzten paar Zentimeter in den Ecken erreichen sie noch nicht. Jöst spricht sogar von "fünf Maschinen in einer": Trommelschleifer, Randschleifer, Einscheibenmaschine, Reinigungsmaschine und Bürstmaschine.

Daneben haben Anbieter leichte Änderungen am Handling, z.B. eine individuellere Höhenanpassung des Stiels, und an den Absaugvorrichtungen vorgenommen. Staubfreies Schleifen ist damit zwar immer noch nicht möglich, aber immerhin eine wirkungsvollere Absaugung - gerade bei Sanierungs- bzw. Renovierungsarbeiten ein nicht zu unterschätzender Faktor. Ideal sind Systemlösungen, bei denen Werkzeug, Zubehör und Absauglösung aufeinander abgestimmt sind.

Designbeläge: Trägerplatten machen den Unterschied

Keine Belagsart hat diese Messe so dominiert wie LVT. Unzählig die Anzahl der Anbieter, unüberschaubar die Angebotsfülle. Nur wenige Insider verstehen noch die Konstruktionsarten. Neben den verschiedenen Oberflächenvarianten - PVC-Folien, PP/PE-Folien, Digitaldruck mit Lackschicht (Acryl/PU) - sind es vor allem die Trägerplatten, die eine gewisse Differenzierung ermöglichen. Insbesondere bei der spannenden Frage: PVC-frei oder nicht.

Das fiel Karl-Heinz Scholz, Bodenbelagserfinder (Knauf One), auf: Extrudierte PVC-Trägerplatten stellen noch immer den Hauptanteil bei LVT-Belägen, vorwiegend sind es asiatische Produktionen. PVC-freie Designbeläge basieren derzeit fast ausschließlich auf HDF-Trägerplatten, meist in quellvergüteter Form, um auch den Einsatz in Küche und Bad zu gewährleisten. Die Holzwerkstoffindustrie arbeitet derzeit mit Hochdruck an "wasserfesten" HDF-Platten für Designbeläge; Ziel ist dabei eine Wasseraufnahme unter 5 %. Relativ neu sind mineralische Trägerplatten auf Basis von Zement - absolut wasserfest, unbrennbar und dimensionsstabil. Was WPC betrifft, gibt es im europäischen Holzwerkstoff- und Bodenbelagsmarkt derzeit keine funktionierende Trägerplatte; Classen musste sein PVC-freies WPC im Produkt Neo im Herbst 2015 vom Markt nehmen und durch eine MPC-Trägerplatte (Mineral Plastic Composit: Ceramin in Neo 2.0) ersetzen. Immer häufiger anzutreffen: WPC-Platten aus Asien, deren Holzanteil ist jedoch nur noch marginal.

Das Thema wasserfest/Feuchtraum-geeignet/Nassraum-geeignet bleibt neben der Dimensionsstabilität das beherrschende Thema bei der Entwicklung neuer Werkstoffplatten für Designbeläge - insbesondere für PVC-freie. Hier fehlt es der Branche noch an klaren Definitionen.
aus FussbodenTechnik 02/16 (Wirtschaft)