Who is Who der Anwendungstechnik

Wilhelm Volkmann


Bostik GmbH
An der Bundesstraße 16
33829 Borgholzhausen
Tel.: 0 54 25 / 8 01 - 5 83
Mobil: 0 15 20 / 9 20 09 92
E-Mail: wilhelm.volkmann@bostik.com

Tätigkeitsfeld
seit 2015 Leitung Bautechnik Bostik: Anwendungstechnik der Geschäftsfelder Fliesen, Boden/Wand/Decke und Abdichtung
-Aufbauempfehlungen
-technische Kundenberatung
-Bewertung und Beurteilung von Schadensfällen
-Dialog mit Belags- und Verlegewerkstoffherstellern
-Schulungsplanung und Umsetzung

Vita
-Ausbildungen im Bereich Parkett und Fußbodentechnik
-2004-2007 Studium Wirtschaftsrecht, RFH Köln
-2004-2010 Firmengründung/Selbstständigkeit
-2010-2012 Bauleiter bei einem Objekteur in Köln
-2012-2015 Anwendungstechnik bei einem Designbelagshersteller in Köln


Wie erkläre ich die Notwendigkeit zu spachteln?

Schon in der Berufsschule lernen Boden- und Parkettleger, wie eine fachgerechte Fußbodenkonstruktion aufzubauen ist: Grundierung, Spachtelmasse und Klebstoff sind ab Oberkante Estrich Pflicht. Und trotzdem erreicht die Anwendungstechnik von Bostik immer wieder die Frage, ob überhaupt und wie stark gespachtelt werden muss.

Der Hintergrund: Kunden wollen Arbeitsschritt einsparen

Oft geht diese Frage nicht direkt vom Bodenleger aus, denn er weiß in der Regel, wie der Untergrund vorzubereiten ist. Angeregt wird diese Fragestellung häufig durch den Kunden oder aber durch den betreuenden Architekten. So versucht man vermeintlich, unnötige Arbeiten einzusparen.

Die Folge sind Schadensbilder mit ungleichmäßigen Bodenbelagsoberflächen, weil die zulässigen Toleranzen nach DIN 18202 Ebenheitstoleranzen nicht eingehalten wurden. Gerade beim Einsatz elastischer Beläge wie LVT wird es mindestens eine Beanstandung hinsichtlich der Optik geben. Typisch sind auch die Fälle, wo elastische Beläge auf ungeschliffenen Calciumsulfatfließestrichen mit einer Sinterschicht verlegt werden. Kommen dort Bürostühle zum Einsatz, dauert es nicht lange, bis es zum Bruch in der Estrichrandzone kommt. Dann ist eine aufwendige Sanierung unvermeidbar. Häufig muss der Verleger den Schaden tragen, selten ist es der Kunde, auf dessen Drängen hin auf den "so schön glatten und ebenen" Estrich verlegt wurde.

Ähnlich gelagert ist es bei den häufig zu geringen Schichtstärken der Spachtelmasse. Unebenheiten werden nicht ausreichend egalisiert, der Verlauf der Spachtelmassen ist mangels Volumen beeinträchtigt und die Reklamation ist vorprogrammiert. Früher sagte man, dass die Estriche beim Spachteln manchmal lediglich die Farbe wechselten. Allerdings war zu dieser Zeit der Anspruch noch ein geringerer: Die sogenannte blickdichte Spachtelung fand vorwiegend unter dankbaren Textilbelägen ihre Anwendung. Der heutige hohe Anspruch an elastische Bodenbeläge, geänderte bauliche Lichtsituationen mit bodentiefen Fensterfronten und die gültigen Normen und Regelwerke verbieten dies.

Mein Tipp: Im Vorfeld mit dem Auftraggeber reden

Schon im Angebot sollte das Spachteln des Untergrundes mindestens als Eventualposition aufgeführt werden. Bei Ausschreibungen sollten Bedenken gegen die geplante Art der Ausführung angemeldet werden, wenn eine Untergrundvorbereitung bei Bodenbelagsarbeiten nach DIN 18365 nicht vorgesehen ist. Bei elastischen und textilen Belägen ist im Kommentar zur DIN 18365 unter Punkt 2.11 die normative Notwendigkeit des Spachtelns beschrieben. Es empfiehlt sich, dem Auftraggeber zu zeigen, was ihn erwarten kann. Da können auch Schadensbilder aus FussbodenTechnik helfen.

Es sollte Standard sein, die Ebenheitsanforderungen nach DIN 18202 mit einer Messlatte und einem Messkeil vorzunehmen. Gerade Endkunden sind viel verständnisvoller, wenn sie etwas anschaulich sehen. Eine 4 mm tiefe Senke auf 1 m Messstrecke wird die Diskussion deutlich abkürzen. Die Kurzformel lautet: Wenn der Kunde Geld spart, gibt der Verleger in der Regel Geld aus. Der Mehrverbrauch an Klebstoff bei ungespachtelten Flächen ist erheblich. Und wenn man ehrlich ist: Selten wird der Verbrauch nachkalkuliert, geschweige denn an den Kunden weitergegeben. Diese Diskussion fällt dann deutlich schwerer.
aus FussbodenTechnik 03/16 (Personalien)