Ostwestfälische Zuliefermesse für Möbelindustrie und Innenausbau im Umbruch

Bodendekore geraten auf der ZOW weiter in die Nische


Die Möbelzuliefermesse ZOW steckt mitten in der Neupositionierung. Stellt sich die Frage, ob der Ausstellungsbereich dekoratives Oberflächendesign für Bodenbeläge wieder an den Glanz vergangener Tage anknüpfen kann. Der 22. Auflage der Regionalmesse in diesem Jahr blieben die Dekordrucker jedenfalls weitgehend fern. Neben Laminatdesign waren dafür unter anderem digital bedruckte Klick-Vinyl-Böden sowie individuell bedruckte Massivholzdielen zu sehen.

Die ZOW, Zuliefermesse für Möbelindustrie und Innenausbau in Ostwestfalen-Lippe, genoss über viele Jahre hinweg als klassische regionale Arbeits- und Ordermesse bei Ausstellern wie Besuchern einen ausgezeichneten Ruf. Angesichts der fortschreitenden Verlagerungen von Möbelproduktionen in das Ausland und der damit einhergehenden Konsolidierung der Branche im Möbel-cluster Ostwestfalen sowie der zunehmenden Konkurrenz durch andere Ausstellungen hat der Messeplatz in den letzten Jahren jedoch an Attraktivität eingebüßt. Die diesjährige Veranstaltung in Bad Salzuflen stand daher ganz im Zeichen der Neuausrichtung. Nach dem Motto "mehr Klasse als Masse" wollen die neuen Macher um Veranstalter Clarion Events die einstigen Stärken der ZOW wiederbeleben und mit zugkräftigen Trendthemen wie Connected Living oder 3D-Druck überzeugen. Ferner wurde eine Verkürzung der Laufzeit von bislang vier auf künftig nur noch drei Tage verkündet. Angesichts von 263 Ausstellern aus 27 Ländern sowie rund 6.600 Besuchern zog der Veranstalter schließlich eine verhalten positive Bilanz.

Die ausstellenden Unternehmen präsentierten auf einer Fläche von 17.000 m2 einen Mix sämtlicher Produktgruppen, der von Halbfabrikaten, Licht und Auszugssystemen über Werkstoffe, Oberflächen und Beschläge bis hin zu Lacken, chemischen Erzeugnissen und Dienstleistungen reichte. Während die ZOW in der Vergangenheit im Bereich dekorative Oberflächen auch ein Muss für viele Laminatbodenhersteller war und schwergewichtige Dekordrucker wie Schattdecor und Interprint ihre neuesten Design- und Farbtrends präsentierten, ist die Ausstellerpräsenz im Bereich Fußböden inzwischen deutlich geschrumpft.

Zwar waren Unternehmen wie Kronoswiss, Välinge, Küberit, Jowat oder BHK Holz und Kunststoff mit einem Messestand vertreten, präsentierten jedoch ausschließlich den Bereich Innenausbau/Möbel und verwiesen in Zusammenhang mit ihrem Fußbodengeschäft auf die Anfang des Jahres ausgerichtete Domotex und die dort präsentierten Neuheiten. Die Ideenschmiede Välinge beispielsweise stellte eine neu entwickelte Profilverbindung für Möbelteile vor, die ähnlich wie die bekannte Klick-Technik für Bodenbeläge funktioniert. Die Dekordrucker hingegen haben sich zwischenzeitlich mehr oder weniger einhellig zugunsten der alle zwei Jahre stattfindenden Interzum in Köln entschieden, die dieses Jahr aussetzt und nächstes Mal vom 16. bis 19. Mai 2017 ihre Tore öffnen wird.

Folienspezialist jetzt auch mit Klick-Vinyl-Dielen

Aber es gab in Bad Salzuflen auch Aussteller, die den Fußboden hoch hielten. Einer von ihnen ist die Hornschuch Group, die neben ihren angestammten Produkten wie Möbelfolien und Bezugsstoffen auf der Sonderfläche Light & Function Klick-Vinyl-Dielen mit digital bedruckter Dekor-Folie zeigte. Mit dem neu in das Lieferprogramm aufgenommenen Sortiment Design Click Vinyl erstreckt sich das Angebot an Oberflächendesigns für Raumgestaltungen somit jetzt auch auf den Boden. Zwölf verschiedene Dekore - von Granit über Schiefer bis hin zu Holzoptiken in authentischen Prägungen - sowie drei Dielen- bzw. Fliesenbreiten (180, 229 und 305 mm) und zwei Nutzschichten (0,3 und 0,55 mm) sind erhältlich.

Individuell bedruckte Massivholzdielen

Mit einem ganz anderen Designansatz, nämlich dem der zunehmend gefragten individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, will dagegen der Digitaldruckdienstleister www.paecher.com das Feld der Bodenbeläge für sich erobern. Auf der ZOW zeigte das Unternehmen aus Marburg verschiedenste in fotorealistischer Qualität bedruckte Bodenmaterialien, darunter Teppich, Fliesen, Alu-Dibond, PVC-Beläge sowie Massivholzdielen in glatter und sägerauer Ausführung. Gedruckt werden die individuellen Motive im UV-Inkjet-Verfahren auf bis zu 2.500 mm breite und 50 mm dicke Substrate. Das Besondere: Die verwendete Latex-tinte bietet durch mehrere Farbaufträge in einem Druckdurchgang sicht- und fühlbare erhabene Strukturen auf der Oberfläche. Ein anschließend aufgebrachter Klarlack soll für die erforderliche Beständigkeit sorgen - selbst bei Außeneinsätzen als Freilanddiele.

Laminat: matt mit einem Hauch von Metallic

Wenn es um die aktuellen Dekortrends für Laminat und melaminbeschichtete Oberflächen geht, machen laut Aussteller Sandvik derzeit feine Silber-Metallic-Nuancen sowie tiefere Strukturen und mattglänzende Oberflächen das Rennen. Ein Beispiel sind die für Parador entwickelten Dekore für die Landhausdielen-Kollektion Trendline 6 mit verschiedenen Nuancen in Silbergrau und ausdrucksstarken, authentisch wirkenden Oberflächenstrukturen. Der schwedische Entwickler von Pressblechen mit glatten und strukturierten Oberflächen zur Herstellung von Laminaten und Melaminbeschichtungen realisiert mittlerweile tiefgeprägte Strukturen bis 1.200 m.

Sandvik-Pressbleche kommen unter anderem mit der Holzpulver-Technologie von Välinge zum Einsatz. Außerdem gilt das Unternehmen als ein Vorreiter in der Verfahrensentwicklung zur Herstellung Dekor-synchroner Strukturen mittels Digitaldrucktechnik.

-Imke Laurinat-
aus Parkett Magazin 03/16 (Wirtschaft)