Junger Meister William Hartenstein (25) aus Plauen

Lieber Parkett legen statt Dekorationen nähen


Mit einem artverwandten Gewerk kann man auch zum Meisterkurs der Parkettleger zugelassen werden. Der gelernte Raumausstatter William Hartenstein nutzte diese Regelung und qualifizierte sich zum Parkettlegermeister. Hier entdeckt er seine wahre Profession: "Die Gestaltungsmöglichkeiten bei Parkett sind genial", kommentiert der 25jährige seine Passion für Holzböden, die sich in seinem beruflichen Werdegang niederschlägt.

Die Familie Hartenstein aus Plauen ist seit über 130 Jahren der Raumgestaltung verbunden. Auch William Hartenstein wollte die Tradition fortsetzen und entschied sich für eine Lehre als Raumaustatter, um den 1885 gegründeten Betrieb einmal weiterzuführen. Allerdings nicht zu Hause in vertrautem Umfeld. Der "Blick über den Tellerrand" war ihm und auch seinen Eltern wichtig. Mit dem Unternehmen "Reichelt die Einrichter", ebenfalls alteingesessen und bestens etabliert, mit Stammsitz in Ruppendorf und einem Einrichtungshaus in Dresden fand er einen kompetenten, höchst vielseitigen Ausbildungsbetrieb. Zehn Jahre sollte er bei der 150 km entfernten Firma bleiben, um genügend Erfahrungen zu sammeln und den Ausbildungsaufwand auch zu kompensieren.

Bei Reichelt erwartete den heute 25-jährigen ein breites Spektrum von der Polsterei über die Dekoration bis zu Bodenbelägen und daneben auch eine starke Parkett-Abteilung. Während der Ausbildung und danach hatte Hartenstein deshalb Gelegenheit, das Parkettlegen kennenzulernen. "Wir hatten häufig interessante Baustellen mit Massivparkett", sagt er und erinnert sich in diesem Zusammenhang an seine erste Verlegung: ein Fischgrätmuster mit einem Fries im Schiffsbodenverband. Da er pendelte und während der Woche nicht in seinem Heimatort wohnte, war er räumlich flexibel und gerne auf Auslandseinsätzen unterwegs. "Da sieht man nebenbei etwas von der Welt", erzählt er vergnügt und beschreibt eine Baustelle in Nizza, wo er nach einer Fortbildung beim Hersteller Schotten Hansen arbeitete. Noch vor dem Meisterkurs verlegte er dort in zwei Zimmern Nussbaum-Schiffsboden mit Dielenbreiten von 12 bis 36 cm. Eine Herausforderung, die sich im oberen Stockwerk fortsetzte mit einem französischen Fischgrat in weiß geölter Eiche, das an weißen Marmor angearbeitet wurde.

In der Parkettverlegung entdeckte er seine Passion; die Gestaltungsmöglichkeiten gefielen ihm, und der Umgang mit dem natürlichen Werkstoff Holz. "Dekorationsnähen dagegen war nicht so meins", sagt Hartenstein offen.

Den Vorschlag mit dem Parkettlegermeister hatte allerdings Vater Hartenstein. Er finanzierte auch den Kurs, sodass sein Sohn seinen Meister in Ehingen in Vollzeit absolvieren konnte. Im Grundwissen und Schleifen war William Hartenstein bereits gut vorbereitet. "Rene Ebert hatte mir viele Kniffe gezeigt", lobt er seinen Lehrmeister, der den Werdegang vom Raumausstatter zum Parkettlegermeister in Ehingen zehn Jahre vorher abgeschlossen hatte.

Am meisten gefielen dem ehrgeizigen 25-jährigen beim Meisterkurs die Themen Holzarten und Oberflächenbehandlung. Ebenso wie der Unterricht bei Ernst Müller, der Hartenstein und den anderen Meisterschülern das handwerkliche Geschick für die Präzision in der Gestaltung bei Parkett vermittelte. "Er hat uns auch gezeigt, wie sich mit einem Stern, einem Fries oder einer Intarsie einfach Akzente in den Parkettboden einbauen lassen und so jeder Bodenbelag zum Unikat wird". Mit Freude am Werkstoff Holz und dem erweiterten Wissen baute sich der junge Parkettlegermeister dann für seine Wohnung einen Tisch mit einer Parkettplatte aus Pflaume, Nussbaum, Eiche und Räuchereiche.

"Angst, sich seinen eigenen Wettbewerb heranzuziehen, bestand für den Ausbilder nicht", erklärt der junge Meister. Dazu sind die Betriebe räumlich zu weit entfernt. Stattdessen kooperieren die beiden Firmen Hartenstein und Reichelt sogar hin und wieder bei Aufträgen. Das kann sich später auch auf den Bereich Parkett ausdehnen, hofft William Hartenstein, der nach der Rückkehr in den elterlichen Betrieb dieses Segment aufbauen will. Die Zukunft sieht er dabei mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Die zehn Jahre bei Reichelt sind bald vorbei. Doch ich fühle mich in Ruppendorf mit den Kollegen inzwischen wie in einer Familie verbunden und will noch gar nicht ans Weggehen denken..."
aus Parkett Magazin 03/16 (Handwerk)