Farbe, Ausbau & Fassade

Motivationsschub im Zeichen der Nachhaltigkeit

Die Farbe, Ausbau und Fassade verbreitete Aufbruchsstimmung. Aussteller und Besucher erwarten für dieses Jahr steigende Umsätze. Gründe sind neue Produkte und positive Wirtschaftsprognosen.

Der Frühling lag bei der Leitmesse "Farbe, Ausbau und Fassade (FAF)" spürbar in der Luft. Nach dem dunklen Winter herrschte in den Münchner Messehallen echte Aufbruchsstimmung, obwohl die Farbenbranche das vergangene Jahr mit einem Minus abgeschlossen hat und die Nachfrage nach Wärmedämm-Verbundsystemen stark eingebrochen ist. Der guten Laune tat das keinen Abbruch, die vier Messetage erwiesen sich als echter Motivationsschub. Zur positiven Grundstimmung, die von Wachstumserwartungen geprägt ist, trug sicherlich auch das umfangreiche Speise- und Getränkeangebot der Aussteller bei. Glamouröser Höhepunkt in Sachen Kulinarik war der Auftritt des aus dem Fernsehen bekannten Star-Kochs Johann Lafer, der am Stand der Farbwerke Meffert mehr als 1.800 Currywürste servierte.

Auf der FAF, die alle drei Jahre abwechselnd in München und Köln stattfindet, informierten sich mehr als 41.500 Maler und Lackierer, Stuckateure und Trockenbauer, Raumausstatter und Bodenleger über die Neuheiten in den Segmenten Farbe und Lacke, Decken-, Wand- und Bodenbeläge, Wärmedämm-Verbundsysteme, Geräte sowie Werkzeuge und ließen sich von den 433 Ausstellern in der Handhabung der neuen Technologien unterweisen. Damit sank die Zahl der Besucher zwar gegenüber 2013 um rund 5.000. Doch die Internationalisierung nahm zu. Kam das Fachpublikum vor drei Jahren noch aus 78 Ländern, waren es in diesem Jahr bereits 87 Nationen. Nach Angaben der erstmals für die FAF zuständigen Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) lag der Anteil der ausländischen Besucher in München bei 15 % (2013: 11 %), während unter den 433 Ausstellern Firmen aus 29 Ländern (2013: 16) vertreten waren. Selbst aus den USA und Australien waren Interessenten angereist.

Aussteller erfreut über mehr ausländische Fachbesucher

Die Industrie zeigte sich erfreut über die weitere Internationalisierung, die die Veranstaltung mehr und mehr zur europäischen Leitmesse macht. Für 76 % der Aussteller erfüllte sich nach Auskunft der Organisatoren das Vorhaben, mit dem Messeauftritt ein internationales Publikum zu erreichen. Doch auch insgesamt zogen sie eine positive Bilanz der Leistungsschau für das Fachhandwerk, die ideell von den Bundesverbänden Farbe Gestaltung Bautenschutz sowie Ausbau und Fassade unterstützt wird.

Ein weiterer Grund für die Zufriedenheit der Aussteller war die hohe fachliche Qualität der in- und ausländischen Besucher. Danach gefragt, vergaben 92,3 % der Unternehmen Bestnoten. Mitverantwortlich dafür dürfte sein, dass 81 % der Besucher für Einkaufsentscheidungen in ihren Betrieben verantwortlich sind, wie eine Besucherbefragung durch die GHM ergab.

Aber nicht allein der Verlauf der Messe sorgte für gute Laune. In einem sehr schwierigen Marktumfeld mit Einbrüchen bei WDVS und der Konzentration im Großhandel sehen sich die Unternehmen nach Rückgängen im vergangenen Jahr fast ausnahmslos wieder auf leichtem Wachstumskurs. Wie der Verband der deutschen Lack- und Farbenindustrie (VdL) prognostizierte, wird die Nachfrage nach Bautenfarben und -lacken in diesem Jahr um 1 bis 2 % auf 887.000 t zulegen, nachdem sie im Vorjahr um 3 % gesunken war. Dieser Optimismus schlägt sich unter anderem darin nieder, dass fast alle Aussteller ihre Vertriebsmannschaft bereits verstärkt haben oder noch auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind. Mit der größeren Zahl an Außendienstlern wollen sie Handel und Handwerk noch besser betreuen und ihnen ihre Produkte näher bringen.

Den Schwerpunkt der Neuentwicklungen legten die Hersteller auf die Kombination von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Auf diese Weise werde dem Handwerker wichtiger Mehrwert geboten. Er könne sich beim Endverbraucher mit den zunehmend gewünschten ökologischen Produkten profilieren und diese zudem schnell und sicher verarbeiten. Dadurch spare er Zeit und Geld. Dem Trend folgend, bringen die Anbieter immer mehr wasserbasierte Anstriche auf den Markt, die frei von schädlichen Lösungsmitteln sind. Aber auch neue Wärmedämm-Verbundsysteme wurden präsentiert. So zeigte Caparol im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens sein Hanf-Fassaden-Dämmsystem und machte damit deutlich, dass die Geschäftsführung die Umsatzdelle bei WDVS für ein vorübergehendes Phänomen hält und an die Zukunft des Produktes glaubt.

Industrie und Handwerk sind optimistisch

Die allgemeine Zuversicht der Industrie wird vom Handwerk geteilt. Der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz geht aufgrund des Renovierungs- und Sanierungsbedarfs in Deutschland von einem leichten Umsatzplus für 2016 aus. Vom Bundesverband Ausbau und Fassade im ZDB wird konkret ein Wachstum von 2 % erwartet. Dabei stützt sich das Handwerk auf die neuen Technologie und Fachinformationen, die es auf der Messe erhalten hat, um die Herausforderungen der verschiedenen Gewerke zu meistern. Nach einer Besucherumfrage wurden die "Information über Neuheiten", "Allgemeine Marktorientierung" und "Präsenz der Marktführer" von den 433 Ausstellern erfüllt. Demnach machten 93,4 % ihr Kreuz bei den Topwerten "ausgezeichnet bis sehr gut". Diese Noten beziehen sich nicht nur auf die Farbenindustrie, sondern auch auf die Hersteller von Tapeten, Bodenbelägen und Werkzeugen, die ihre neuen Produkte ebenfalls präsentierten.

Ob nun Industrie, Handwerk oder Großhandel - sie alle profitieren aktuell von einem robusten Arbeitsmarkt, mehr Kaufkraft durch höhere Löhne, Ausgaben für Flüchtlinge und weiter zunehmenden Baugenehmigungen. Die Marktbedingungen und Prognosen stützen den Optimismus, der sich auf der Messe breit machte.

Getrübt wurde die Stimmung allerdings ein wenig durch die Konzentration im Großhandel. Die Entwicklung wird von der Industrie zwar kritisch gesehen, dennoch gibt sie sich pragmatisch und betont, dass der Prozess nicht zu beeinflussen sei. Die Hersteller müssten sich der Situation stellen. Schließlich böten neue Konstellationen auch neue Chancen. Mit ihren zusätzlichen Außendienstlern haben sie bereits auf den Ausbau des Filialnetzes reagiert.

Junge Maler werben für ihren Beruf

Personal war nicht nur mit Blick auf die Teams im Außendienst ein Thema auf der Messe, sondern auch unter dem Stichwort Fachkräftemangel. Einig waren sich sowohl Aussteller als auch Besucher darin, stärker für den Beruf des Malers und Lackierers zu werben. Wer könnte dies besser, als junge Menschen, dachte sich der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz und ließ die Mitglieder seiner Nationalmannschaft als Botschafter der Branche auftreten. Sie war unter anderem bei der Hamburger Mega zu Gast, die in diesem Jahr erstmals auf der FAF vertreten war und damit ein Zeichen sowohl für den Malerberuf als auch die Fachausstellung setzte.

Für Spannung sorgte der dreitägige Auswahlwettbewerb, dem sich das Maler Nationalteam stellte. Dabei sicherte sich Johann Seifert aus Sachsen den Startplatz für die europäischen Berufsmeisterschaften (Euroskills) im Dezember in Göteborg vor Nina Thielvoldt aus Hamburg und Christian van Baal aus Nordrhein-Westfalen. Das gesamte Maler Nationalteam wird Seifert nach Göteborg begleiten und dort den Berufsstand repräsentieren.

Die nächste Farbe, Ausbau und Fassade findet vom 20. bis 23. März 2019 in Köln statt.

cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 04/16 (Wirtschaft)