"Die Lage ist eine Katastrophe"


Traditionsbewusst ist Christian Hamburg. Gleichzeitig steht der Inhaber von Ewald Hamburg mit beiden Beinen im Hier und Jetzt - und hat die Zukunft fest im Blick. Dieser Dreiklang macht das Unternehmen so erfolgreich, dass nicht einmal der abgelegene Standort daran etwas ändern kann.

Auch wenn der Name anderes vermuten lässt: Der alteingesessene Familienbetrieb Ewald Hamburg hat seinen Standort nicht mitten in der Hansestadt, sondern im Stadtteil Altengamme, 30 km außerhalb. Dort hat ihn Otto Hamburg 1931 gegründet. Seitdem ist viel Wasser die Elbe hinuntergeflossen. Der nach Otto Hamburgs Sohn Ewald benannte Betrieb jedoch, der sich der Verwirklichung exklusiver individueller Wohnträume verschrieben hat, ist über Jahrzehnte hinweg eine feste Adresse in der norddeutschen Einrichtungslandschaft geblieben.

Dies ist nicht zuletzt dem 1972 geborenen Christian Hamburg zu verdanken, der das Familienunternehmen heute in dritter Generation mit viel Kompetenz, Charisma und strategischem Geschick leitet. Der ausgebildete Raumausstatter, Maler- und Lackierermeister ist nicht nur prädestiniert für Interieurs jeglicher Couleur. Als gelernter Betriebswirt des Handwerks, Mitglied diverser Innungen sowie Inhaber einer Vielzahl von handwerklichen Ehrenämtern schaut er auch über den Tellerrand des Tagesgeschäfts hinaus.

Für jeden Bereich einen Experten

Aufgeräumt und auskunftsfreudig übernimmt Christian Hamburg die Führung durch den so eleganten wie luftigen Showroom, in dem sich auf 400 m2 Möbel, Stoffe, Farben, Accessoires, Tapeten, Wand- und Bodenbeläge ausgesuchter Top-Anbieter zu einer eindrucksvollen Kollektion versammeln. "Im Grunde liegt der Fokus auf der Feinjustierung des kontinuierlich Gewachsenen", sagt der umtriebige Geschäftsführer und skizziert die wesentlichen Eckpfeiler seines Konzepts, das er und seine etwa 25 hochqualifizierten Mitarbeiter verfolgen: maßgeschneiderte Planung, Beratung, Gestaltung und Umsetzung kundenindividueller Vorstellungen von Wohn- und Arbeitsräumen mit hochwertigen Materialien im Premiumbereich.

Bei Beratung und Ausführung lautet die Maxime, zumindest einen absoluten Experten für jedes Teilsegment aufbieten zu können: "Wir beschäftigen eine Architektin, ein eigenes Nähatelier, ausgebildete Parkettleger, Bodenleger, Raumausstatter und Lackierer. Jeder einzelne von ihnen kümmert sich ausschließlich um das, was er oder sie am besten kann. Die Tapeten klebt bei uns kein Maler, sondern ein Tapezierer", sagt Christian Hamburg stolz.

Hinzu kommen Leistungen, die in bester Tradition des Hauses stehen: In Erinnerung an Großvater Otto Hamburg, der nach dem zweiten Weltkrieg half, die Altengammer St. Nicolai-Kirche zu restaurieren, beschäftigt Enkel Christian ein Team konstruktiver Spezialisten, die sich auf Substanzerhaltung, Denkmalschutz und Dekorationsmalerei im und am Objekt verstehen - vom Aufarbeiten alter Stuckfassaden über das Instandsetzen, Sanieren oder Dekorieren von Haus-, Wand- oder Möbeloberflächen bis hin zu Marmorierung oder Vergoldung von Detailelementen.

Preisgekrönte Eigenmarke

Auf sorgfältige, kundenorientierte Weise verbindet man bei Ewald Hamburg Tradition mit Moderne und daraus entsteht ein ganzheitliches Produkt mit hohem Wiedererkennungswert. Prägnantes Beispiel hierfür ist die teils auf Originalrezepten basierende "Hamburg’s Farbe". Mit neuem Logo versehen und im Spektrum auf etwa 60 Farben erweitert, greift die historisch gewachsene, Brillux-basierte, klassische Premiumdispersionsfarbe regionale und stadtteilbezogene Hamburger Farbtöne auf - vom vornehmen "Blankeneser Grün" bis zur exaltierten "Reeperbahn Prinzessin". Dafür gab es 2011 von BTH Heimtex den Heimtex Star in der Kategorie "Gelungene Markenpolitik".

Der neueste Trend in "Hamburg’s Farben"-Welt kommt jedoch aus Norditalien: In einem kleinen Familienbetrieb in der Nähe Venedigs werden die exklusive Classico Kalkfarbe sowie der Classico Marmor-Kalk hergestellt. Die lassen sich mit ausgewählten Farben Hamburgs abtönen und zu hochwertigen Wandunikaten verarbeiten.
Farblich und qualitativ abgestimmt auf das Farbensortiment ist "Hamburgs Edition": maßgeschneiderte, teils historische Holz- und Tafelböden sowie individuell angefertigte Möbel und Polstermöbel. Außerdem Stoffe und Tapeten, die der Philosophie des Hauses entsprechend im traditionellen Handdruck- und Prägeverfahren in einer Manufaktur in der Hansestadt hergestellt werden.

Offen für Kooperationen

Die konstruktive Zusammenarbeit scheut Christian Hamburg nicht. "Kooperation ist alles", sagt der glühende Verfechter von Netzwerken. Er ist Mitglied im Südbund, den er als Plattform sieht, um Kontingente zu bündeln, Ideen auszutauschen und Konzepte zu entwickeln. "Ich wünschte mir nur manchmal, wir würden etwas offensiver und progressiver in die Zukunft planen, um unsere Stellung und unser Profil weiter zu schärfen", richtet er einen Appell an die Branche.

Ausdruck seiner Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, ist die "Neue Stilfalt" im benachbarten Geesthacht. Hier teilt sich Christian Hamburg mit fünf kongenialen Partnern aus den Bereichen Bad, Sanitär, Küche, Fliesen und Garten seit vielen Jahren einen 1.000 m2 großen Showroom. Anders als im exklusiven Altengammer Stammhaus geht es im "Basic-Shop" der "Neuen Stilfalt" vornehmlich darum, einem jüngeren Publikum eine gezielte Auswahl von Artikeln aus dem Kernsortiment in Einstiegspreislage zu präsentieren. "Das Ziel muss sein, diese Kunden nicht vollständig an die Baumärkte zu verlieren, die im mittleren Preissegment aktiv versuchen, in neue Dimensionen vorzustoßen."

Allgemeiner formuliert Christian Hamburg: "Wer den Wandel vom klassischen Raumausstatter zum Komplettanbieter von Einrichtung und Wohnmaterial professionell vollzieht, bleibt auch für die Zukunft wettbewerbsfähig." Dazu gehöre neben der kontinuierlichen Geschäftspolitik sowie der Vernetzung in erster Linie eine gezielte und offensive Strategie der Außendarstellung. "Gerade in unserer Lage, weit draußen vor den Toren der Stadt, ist ein hochwertiger Internetauftritt unabdingbar: Niemand nimmt den weiten Weg auf sich, ohne sich vorher eingehend im Netz zu informieren." Ganz der Philosophie des Hauses entsprechend, wirbt Hamburg aber auch auf klassischem Wege. "Broschüren, Printwerbung, Mailings sind für uns unerlässlich. Und natürlich hat auch der Gewinn des Heimtex Stars geholfen", schmunzelt der Geschäftsführer.

Umzug geplant

Vor der Zukunft ist ihm nicht bange, trotz mitunter heikler Großwetterlage am Markt. Wenn er sagt, "die Lage ist eine Katastrophe", meint er auch nicht seine wirtschaftliche Situation, sondern den Standort seines Betriebes. "Es ist nicht nur der weite Weg für die Kunden und die Mitarbeiter. Auch in Sachen Lagerkapazität, Büroflächen, Ateliers und Ausstellungsräumen stoßen wir an unsere Grenzen." Dieses Problem wird jetzt aber angegangen. Christian Hamburg plant, die Firma in eine verkehrstechnisch deutlich günstigere Lage im Hamburger Stadtgebiet umzusiedeln. "Wir wollen näher an die Metropole heran", lautet die Parole.

Ein unvermeidlicher Schritt, der jedoch auch ein wenig Wehmut hinterlassen wird. Sowohl bei den Kunden als auch bei Christian Hamburg selbst, dessen unverwechselbare und visionäre Handschrift einen Familienbetrieb prägt, der landschaftlich hinterm Deich angesiedelt sein mag, im Geschäftsleben jedoch gewachsene Tradition mit zeitgemäßer Innovation und Kompetenz verbindet.

mischa.kopmann@snfachpresse.de

Ewald Hamburg - Daten und Fakten
Ewald Hamburg GmbH
Altengammer Elbdeich 119
21039 Hamburg
Tel.: 040/7 23 52 67
info@ewald-hamburg.de
www.ewald-hamburg.de

Inhaber: Christian Hamburg
Gründung: 1931
Mitarbeiter: 25
Eigenmarke:Hamburg’s Edition, Hamburg’s Farbe
Showroom: "Basic Shop" in Geesthacht
Geschäftsbereiche: Einrichtungsberatung und -planung, Objekteinrichtung, Raumausstattung, Malereibetrieb, Boden- und Parkettverlegung
Kooperation: Raum3-Partner im Südbund
aus BTH Heimtex 04/16 (Handel)