Baumärkte wachsen in Deutschland und Österreich


Auch 2015 waren es die Gartensortimente, die in den Bau- und Heimwerkermärkte der Region D/A/CH besonders hohe Zuwachsraten erzielen konnten. Outdoor ist "in". Damit lassen sich die Einbußen etwa bei Farben und Zubehör ausgleichen - zumindest teilweise.

Nein, die Erwartungen des Handelsverbandes Heimwerken, Bauen und Garten für 2015 haben sich nicht erfüllt. Mit einer Umsatzsteigerung von bis zu 4,1 % (bereinigt 2,5 %) hatte der BHB für die deutsche Baumarktbranche gerechnet. 2,4 % (bereinigt 0,2 %) sind es geworden. Aber immerhin setzten Obi & Co. mit 17,97 Mrd. EUR wieder mehr um als im Vorjahr. 2014 stand in absoluten Zahlen noch ein Minus von 6,2 % in der Bilanz. Für 2016 hält der Verband weitere Steigerungen zwischen 1,3 und 1,5 % für möglich.

Als Wachstumstreiber erwiesen sich einmal mehr die Gartensortimente. Die Steigerungsraten in den Warengruppen Gartenmöbel (+12,2 %), Gartengeräte/Be- und Entwässerung (+6,7 %) und Gartenausstattung (+6,5 %) lagen allesamt über dem Durchschnitt. Im Plus außerdem Technik/Büro/Unterhaltung (+7,0 %), Automotive (+5,1 %), Werkzeuge/Maschinen/Werkstattausstattung (+3,4 %) und Eisenwaren/Sicherungstechnik (+3,2 %). Einbußen verzeichneten hingegen Anstrichmittel/Malerzubehör (-1,6 %), Möbel (-1,2 %) und Freizeit/Saisonwaren (-1,1 %).

In der Rangfolge der umsatzstärksten Sortimente liegt Bauchemie/Baumaterial mit 1,71 Mrd. EUR an der Spitze. Knapp dahinter Sanitär/Heizung (1,70 Mrd. EUR) und dann schon mit großem Abstand Elektro (1,29 Mrd. EUR) und Anstrichmittel/Malerzubehör (1,26 Mrd. EUR).

Deutschland: Mehr Märkte, mehr Fläche

Nach dem Hin und Her rund um die Praktiker-Pleite und den damit verbundenen Schließungen und Übernahmen bewegt man sich nun wieder in ruhigeren Fahrwassern. Der Markt hat sich sortiert und wendet sich verstärkt dem Tagesgeschäft zu. Das besteht in Deutschland schon seit längerem in der Ausweitung von Verkaufsflächen. Und so ist laut Gemaba-Studie 2015 die Anzahl der Märkte (+16 auf 2.134) wie auch der Flächen (+270.000 m2 auf 13,3 Mio. m2) gewachsen. Hier geht der BHB davon aus, dass mittelfristig mit 2.150 Standorten zu rechnen sei.

Eine bemerkenswerte Entwicklung, wo sich der Einzelhandel doch sonst eher auf dem Rückzug befindet, weil ihm das Internet die Umsätze streitig macht. Das Thema E-Commerce spielt auch für die Baumärkte eine Rolle. Um 10,5 % haben sich die Umsätze mit DIY-Produkten 2015 erhöht, so Teipel Research & Consulting. Allerdings seien die 2,24 Mrd. EUR im Vergleich zum Gesamtvolumen des DIY-Marktes von 43,8 Mrd. EUR noch gering. Neben den Umsätzen der Bau- und Heimwerkermärkte werden hier auch Fachmärkte und Kleinbetriebsformen mit den entsprechenden Sortimenten berücksichtigt. Der BHB rechnet aber damit, dass sich der Anteil von aktuell etwa 5 % bis 2020 auf rund 10 % verdoppeln wird.

Österreich: Wachstum trotz Baumax-Turbulenzen

Während in Deutschland die Umsätze auf bereinigter Fläche weniger stark gewachsen sind als in absoluten Zahlen, war dies nach Angaben des BHB in Österreich genau umgekehrt. 2,41 Mrd. EUR entsprechen einem Zuwachs von 0,7 %, bereinigt jedoch von 2,6 %.

In jedem Falle ein Plus, und das obwohl die Alpenrepublik ein turbulentes Baumarkt-Jahr hinter sich hat. Das Aus für die Baumax AG sorgte für einigen Wirbel und Verschiebungen innerhalb des Marktes. Das 1976 gegründete Unternehmen hatte sich finanziell übernommen und wurde schließlich zerschlagen. Die österreichische Immobilienfirma Supernova hat sich 56 ehemalige Baumax-Standorte gesichert. Betrieben werden sie jetzt von den deutschen Ketten Obi (49), Hagebau (6) und Hornbach (1).

Die umsatzstärksten Warengruppen in Österreich sind Bauchemie/Baumaterial (334,0 Mio. EUR), Sanitär/Heizung (219,7 Mio. EUR) und Haushaltswaren (161,1 Mio. EUR). Die Gartensortimente zeigten auch hier eine starke Entwicklung. Über alle Produktbereiche hinweg gab es bei Gartenmöbeln (+7,0 %), Eisenwaren/Sicherungstechnik (+6,0 %) und Automotive (+5,4 %) die höchsten Steigerungsraten. Nicht so gut lief es für Freizeit/Saisonwaren (-5,7 %), Bauelemente (-5,6 %) und Anstrichmittel/Malerzubehör (-3,7 %).

Auch für Österreich ist der BHB optimistisch. Die Prognose für 2016 nennt ein Wachstum von 1,0 bis 1,3 %.

Schweiz: Zum Einkauf über die Grenze

Einen Dämpfer hat die Baumarktbranche 2015 in der Schweiz erhalten. 2,32 Mrd. CHF (2,12 Mrd. EUR) Umsatz bedeuten im Vergleich zu 2014 eine leichten Rückgang um 0,2 %.

Zu Schaffen macht Bau- und Heimwerkermärkten der Einkaufstourismus, ausgelöst durch die längeren Öffnungszeiten in den Nachbarländern und vor allem durch den starken Schweizer Franken. Der führe nicht nur in den Grenzregionen dazu, dass die eidgenössischen Verbraucher gerne in den Euro-Staaten Deutschland, Österreich, Italien oder Frankreich einkaufen. Im Durchschnitt(!) werden 76 km für eine Einkaufstour zurückgelegt, hat die GfK Schweiz ermittelt.

Daran dürfte sich auch 2016 nichts ändern; trotzdem geht der BHB von einem Umsatzplus bis zu 1,0 % aus.

Positiv entwickelt haben sich 2015 Haushaltswaren/Hausrat (+2,1 %) und die Gartensortimente (+1,0 %). Verloren haben Bauelemente/Bauchemie/Baumaterial (-3,2 %), Wohnen/Dekoration (-2,7%) und Wand/Boden (-2,5 %). Die höchsten Umsätze wurden in den Schweizer DIY-Märkten mit den Gartensortimenten (521,8 Mio. CHF), Bauelementen/Bauchemie/Baumaterial (190,1 Mio. CHF) und Wand/Boden (186,8 Mio. CHF) erzielt.

thomas.pfnorr@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 04/16 (Handel)