Bast Raum&Wohnen

Werbung mit vollem Körpereinsatz


Steinfeld. Die Gemeinde Steinfeld ist idyllisch gelegen im Landkreis Südliche Weinstraße, mit ihren knapp 2.000 Einwohnern allerdings auch nicht unbedingt der Nabel der Welt. Um dort als Einzelhändler erfolgreich zu sein, muss man in einem weiter gezogenen Einzugsgebiet auf sich aufmerksam machen. Der Firma Bast Raum&Wohnen gelingt dies seit mehr als fast 20 Jahren mit wachsendem Erfolg. Dabei geht der Inhaber Heribert Bast, wenn es sein muss, sogar an seine körperlichen Grenzen.

Die Firma Bast in Steinfeld ist eine Mischung aus Raumausstattungs- und Bettenfachgeschäft. Auf einer Verkaufsfläche von rund 1.100 Quadratmetern führt man ein breites Sortiment an Polstermöbeln, Gardinen und Sonnenschutz, Bodenbelägen und Teppichböden, Betten und Schlafsystemen. Das Unternehmen mit Inhaber Heribert Bast an der Spitze blickt auf eine rund 60-jährige Firmentradition zurück. Gegründet wurde das Geschäft von seinem Vater, einem Sattlermeister und Polsterer. Der machte sich in Steinfeld mit der Herstellung der damals gängigen dreiteiligen Matratzen selbständig. Im Laufe der Zeit erweiterte er das Sortiment um Gardinen und Bodenbeläge, dann kamen Möbel hinzu. In den 70er-Jahren wurde das Geschäft zu klein, 1974 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort in der Barbara-Labbé-Straße.

Im gleichen Jahr stieg auch der heutige Inhaber in das väterliche Geschäft ein, in das Heribert Bast "gerne reingewachsen" ist, wie er sagt. Er absolvierte dort seine Lehre als Raumausstatter, schloss daran die Ausbildung zum Raumausstatter-Meister an. Seit 1989 ist er alleiniger Inhaber des Unternehmens. Er führt das Geschäft gemeinsam mit seiner Frau Sabine, die für die administrativen Aufgaben verantwortlich ist. Basts erste Maßnahmen nach der Übernahme waren seinerzeit die Modernisierung des Geschäftes und aus Platzgründen die Bereinigung des Sortiments auf den heutigen Stand. Vom früheren Möbelangebot übrig blieben, passend zum Thema Schlafen, Bettgestelle und Schranksysteme. Wichtige Lieferanten in der Schlafabteilung sind unter anderem Lattoflex, Röwa, Treca und Veldeman, Hasena, Holzmanufaktur, Reichert und Nolte. Bettwaren und Bettwäsche führt das Haus nicht, diese Artikel sind im Geschäft von Basts Schwester Marita Seither zu finden, Geschenke&Betten Bast, nur wenige Gehminuten entfernt.

Mit der Übernahme des Geschäfts war den Basts klar, dass die Steigerung der Bekanntheit in der Region für die Existenz und die weitere Entwicklung des Unternehmens von großer Bedeutung ist. Sie entschlossen sich daher, auf der alle zwei Jahre stattfindenden Landauer Wirtschaftswoche auszustellen, der nach eigenen Angaben größten Verbrauchermesse der Pfalz. Sie geht über neun Tage, mit Auf- und Abbau bedeutete diese Messe für Bast stets einen großen zeitlichen und auch finanziellen Aufwand. "Aber die Messe hat uns in den ersten Jahren enorm geholfen", stellt Heribert Bast fest. Inzwischen kennt man Bast schon recht gut, sodass man sich auf die Teilnahme an kleineren Verbrauchermessen verlegt hat. Durch die Messeteilnahme und die regelmäßige Schaltung von Anzeigen und Beilagen in der regionalen Presse reicht das Einzugsgebiet des Geschäftes über Landau hinaus bis Neustadt/Pfalz im Norden und bis kurz vor Speyer. Im Osten begrenzt der Rhein das Einzugsgebiet, im Süden die Grenze zu Frankreich. Bei Matratzen sieht man sich als eine der ersten Adressen in der Region. "Wir erzielen mit Matratzen und Schlafsystemen einen schönen Umsatz", erklärt der Inhaber. Matratzenkauf ist bekanntlich Vertrauenssache, und da hilft es, wenn man sich kennt und der Kunde es nicht mit einem anonymen Verkäufer zu tun hat.

Auch das örtliche Kirchweihfest am zweiten Oktober-Wochenende nutzt Bast, um die Bekanntheit aber auch die Sympathie des Unternehmens zu steigern. Regelmäßig engagiert er Nachwuchskünstler, die in den Geschäftsräumen klassische Musik vortragen. Regelmäßig würden über das Wochenende verteilt 300 bis 400 Gäste in das Geschäft kommen, um die Musik zu genießen.

Ein Bekannter der Basts fand die Idee so gut, dass er sich anbot, mit seiner seit Jahrzehnten am Ort gut bekannten Band ebenfalls im Geschäft zu spielen. Unter dem Motto "In Harrys Wohnzimmern" fand 2014 am 4. Advent das erste kleine Konzert statt. Als Gast durfte kommen, wer wollte. Neben der Musik reichte man, um den Aufwand schlank zu halten, wahlweise Sekt oder Mineralwasser. Bast gibt zu, dass er vor dieser Premiere etwas skeptisch war angesichts des Zeitpunkts so kurz vor Weihnachten. Doch die Idee erwies sich als Volltreffer, der Auftritt war anschließend Stadtgespräch. Die Basts entschlossen sich, aufgrund des Erfolges zu einer Fortsetzung, praktisch als Dankeschön für das zu Ende gehende Jahr. Obwohl die Veranstaltung keinerlei kommerziellen Hintergrund hat, gelang es dem Geschäft, auf diese Weise einige neue Kunden zu gewinnen.

Auch in der klassischen Werbung geht man bei Bast andere Wege. So wirbt man zu Beispiel gerne persönlich, mit dem eigenen Konterfei der Mitarbeiter und Inhaber. Bast ist sich beispielsweise nicht zu schade, sich gemeinsam mit seiner Frau im Bett ablichten zu lassen, oder gar liegend auf einem Schlafsystem aus Matratze und Unterfederung, das von seiner Frau und drei weiteren Mitarbeiterinnen getragen wird. Solch ein Motiv fällt auf jeden Fall auf.

Eine weitere gute Idee der Basts ist die Dekoration von Schaufenstern leer stehender Geschäfte in der Region mit dem aktuellen Sortiment. Aktuell wirbt Bast Raum&Wohnen auf diese Weise für relativ kleines Geld in Städten wie Bad Berg-zabern, Herxheim und Schaidt.

Den größten Erfolg erzielte Heribert Bast allerdings mit einer zuerst fast verrückt anmutenden Idee. Als überzeugter Lattoflex-Partner ging ihm nach dem Marktstart der neuen Unterfederungsgeneration der Spruch "Schlafen auf höchstem Niveau" lange nicht mehr aus dem Kopf. Aber diesen Spruch einfach in seiner Werbung zu postulieren, war ihm zu platt. Eines Nachts schoss ihm dann die Idee in den Kopf, mit der neuen Lattoflex-Unterfederung auf die Zugspitze zu klettern, um dort auf der Unterfederung eine Nacht zu verbringen, "also im doppelten Sinn auf höchstem Niveau zu schlafen", erzählt Bast.
Wenig verwunderlich, fand man diese Idee in Bremervörde hervorragend und erklärte sich spontan bereit, für die Exkursion eine Unterfederung in dem transportfreundlichen Sondermaß 180x80 Zentimeter anzufertigen. Schließlich galt es auf dem Weg zum höchsten Punkt Deutschlands einige haarige Engstellen zu passieren. Bast tackerte an den Rost noch breite Tragegurte.

Nun ist Bast wirklich nicht unsportlich, aber für die Expedition auf den Gipfel fand er es doch angezeigt, etwas zu trainieren. Des öfteren wanderte Bast mit dem Rahmen auf dem Rücken also durch den nahe gelegenen Pfälzer Wald. Dabei blieb es nicht aus, dass er auf andere, ob des ungewöhnlichen Gepäcks sehr verwunderte Wanderer traf, die ihn häufig darauf ansprachen. Offen stand er dann Rede und Antwort und erntete teils ungläubiges Lachen, teils respektvolle Anerkennung.

Da man sich halt kennt in der Region, blieb es auch nicht aus, dass die lokale Presse Wind von der Sache bekam und sich interessiert bei Sabine Bast nach dem Vorhaben ihres Mannes erkundigte. Dass diese zu der Zeit von Ihrem Mann über seine Pläne noch gar nicht eingeweiht war, ist eine andere Geschichte. Jedenfalls berichtete die Rheinpfalz-Zeitung in ihrem Lokalteil von Basts Plänen und verschaffte seinem Geschäft vorab schon mal kostenlose Aufmerksamkeit.

Im Sommer letzten Jahres war es dann soweit, gemeinsam mit einem Freund und seinen Töchtern Luisa und Anna-Lena machte sich Bast auf den Weg zur Zugspitze. Start war Mittags im österreichischen Ehrwald auf rund 1.100 Metern Höhe. Die erste Nacht verbrachte man nach einem vergleichsweise gemächlichen Anstieg in der Wiener Neustädter Hütte. Spannend wurde es am folgenden Tag: zum einen, da das Wetter sich immer mehr verschlechterte, zu anderen, weil es galt, den sogenannten Stopselzieher durchklettern zu müssen, eine unangenehme Engstelle, die schon für Wanderer ohne Lattenrost auf dem Rücken eine Herausforderung darstellt. Haarig war auch die Querung eines Berggrats bei recht böigem Wind. "Ich war dann schließlich doch sehr froh, oben angekommen zu sein", stellt Bast fest. Gut 1.700 Höhenmeter lagen da hinter ihm. Leider spielte der Hüttenwirt nicht mit und ließ ihn nicht ausnahmsweise in der Gaststube auf der Unterfederung nächtigen, obwohl Bast seine Schlafstelle ordnungsgemäß bezahlt hatte. Er suchte sich darum vor der Hütte eine einigermaßen windgeschützte Stelle und nächtigte notgedrungen im Freien. "Die Nacht war doch recht unruhig, aber ich wollte unbedingt den Spruch in die Tat umsetzen", begründet der Geschäftsinhaber.

Die Lokalzeitung ließ es sich anschließend nicht nehmen, noch einmal ausführlich von der Exkursion und den Erlebnissen Basts zu berichten. Was dann folgte, hatte der Geschäftsinhaber in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Bast, ohnehin schon gut vernetzt in der Region, ist seitdem bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Bei einem Besuch auf der Landesgartenschau in Landau wurde Bast nach eigenen Worten reihenweise von wildfremden Menschen angesprochen, er sei doch derjenige, der auf die Zugspitze geklettert sei. Sogar im Auto an der Ampel stehend, schildert Bast, hätten Leute ihr Fenster herunter gedreht und gefragt, ob er schon "hoch sei oder es noch vorhabe". Und im Geschäft traten Kunden auf ihn zu und sagten: "Ich möchte auch so ein Zugspitz-Bett haben."

Die Popularität von Bast hat sich so auch im Geschäft durch einen gesteigerten Umsatz niedergeschlagen. Mit Lattoflex habe man schon vor der spektakulären Aktion durchaus ansehnliche Umsätze erzielt, so Bast, im letzten Jahr konnte er die Vorjahressumme durch sein Kletterabenteuer aber einfach mal verdoppeln. Dass dies nicht komplett zulasten der anderen Anbieter ging, belegt der Anteil, den die Schlafabteilung am Gesamtumsatz erzielte. Normalerweise liegt er bei etwa 25 Prozent. Im letzten Jahr steuerte die Abteilung jedoch ein Drittel zum Gesamtumsatz bei.

Für dieses Jahr plant Bast eine weitere recht spektakuläre Aktion. Diesmal zielt sie auf die französischen Konsumenten im Elsass, die derzeit nur recht sporadisch den Weg nach Steinfeld finden. Da trifft es sich gut, dass Bast Fan der französischen Mofa-Marke Vélosolex und stolzer Besitzer eines solchen Maschinchens ist. Die Franzosen ihrerseits haben dieses Fortbewegungsmittel in ihr Herz geschlossen. In diesem Sommer möchte Bast darum auf der Vélosolex und mit dem Lattenrost auf dem Rücken die gut 500 Kilometer nach Paris fahren - in Begleitung seiner beiden Töchter, die ebenfalls auf einer Solex mittuckern.

Und damit nicht genug, hat er im Hinterkopf schon den Plan für eine dritte, ebenfalls spektakuläre Aktion. Mit Details dazu hält er jedoch noch hinter dem Berg. Danach, so das Versprechen an seine Frau, soll aber auch wirklich Schluss sein mit verrückten Exkursionen.
aus Haustex 05/16 (Handel)