LVT, Parkett und keramische Fliesen im XXL-Format

Großformate sicher verlegen

XXL-Formate sind für die Hersteller von LVT, Laminat, Parkett und keramischen Fliesen zu Prestige-Produkten avanciert, die sich wohltuend vom Gros des Marktangebots abheben. Damit wachsen die Anforderungen an den Verarbeiter. Er hat die Aufgabe, für einen sehr ebenen und perfekt vorbereiteten Untergrund zu sorgen. Worauf genau geachtet werden muss, erläutern Eric Peter, Anwendungstechniker von PCI Augsburg, und Oliver Kursawe von Bostik.

Jede Baustelle kann eine Herausforderung für den Fachmann darstellen, wenn es um die Prüfung und Vorbereitung des Untergrundes geht. Die von DIN 18202 Toleranzen im Hochbau, Tabelle 2, Zeile 4, geforderten Ebenheitstoleranzen von 3 mm bei 1 m reichen schon lange nicht mehr aus, um bei einer Verlegung mit großformatigen Bodenbelägen gleich welcher Art - ob LVT oder Feinsteinzeug - alle Anforderungen zu erfüllen. In der Konsequenz bedeutet es beispielsweise, dass PVC-Beläge eine besonders große Ebenheit des Untergrund erfordern und Feinsteinzeugbeläge eine hohlraumarme Bettung voraussetzen.

LVT

Bei der Klebung von LVT im Dielenformat ist besonders die ausreichend gute, nahezu vollsatte Rückseitenbenetzung und die perfekte Untergrundvorbereitung hervorzuheben, da es sonst zu einer unerwünschten Fugenbildung kommen kann. Fugenbreiten von mehr als 2 mm könnten durchaus zulässig sein. In der Praxis hilft einem das in der Regel nicht weiter, weil der Auftraggeber sie in vielen Fällen nicht akzeptieren wird. In DIN EN 14259 Klebstoffe für Bodenbeläge gibt es die Anforderung, dass Klebstoffe dazu in der Lage sein müssen, Maßänderungen von PVC-Bodenbelägen - bei einem normgerechten Bodenbelag - < 0,2% zu halten. Bei einem Verlegeelement mit 1,80 m Länge sind das immerhin 3,6 mm. Bei EN 14259 handelt es sich allerdings um eine Werkstoffspezifikation für Bodenbelagsklebstoffe und nicht für PVC-Designbeläge.

Auch die Norm EN 434 hilft nur bedingt weiter, da sie sich auf unverlegte Bodenbeläge bezieht. Für zu verschweißende Bodenbeläge sollen die Maßänderungen < 0,40 % betragen, für die, die im Trockenfugenverfahren verlegt werden, < 0,25 %. Es handelt sich hierbei um Prüfmaßnahmen, bei denen die Materialproben auf 80°C erhitzt werden und Aussagen über den sogenannten Memory-Effekt des Belags zulassen.

Diese Werte sind nicht auf den vollflächig geklebten Bodenbelag zu übertragen. Es existieren also keinerlei Anforderungen an Fugenbreiten für Designbodenbeläge im verlegten Zustand. Wann eine Fuge beanstandet wird, bestimmt somit allein der Nutzer der Fläche. Es ist wichtig, dass der Bodenleger die Fakten kennt und bei der Kundenberatung unbedingt berücksichtigt. Um Reklamationen vorzubeugen, sind der Einsatz von hochwertigen Verlegewerkstoffen und ein exaktes Arbeiten zwingend erforderlich.

Grundieren: Beim Grundieren ist auf einen gleichmäßig deckenden Anstrich ohne Pfützenbildung zu achten. Dieser sorgt für einen Porenverschluss sowie ein gleichmäßiges Saugverhalten des Untergrundes und stellt einen guten Haftverbund zwischen Untergrund, der anschließend aufzubringenden Spachtelmasse und dem Klebstoff sicher. In den meisten Fällen genügt eine Dispersionsgrundierung.

Spachteln: In der Vergangenheit hat sich beim "Ebenspachteln" des Untergrundes gezeigt, ob der Verleger zu den Meistern seines Fachs gehört. Schließlich galt es, Unebenheiten des Untergrundes zu beseitigen und selbst kleinste Kellenschläge zu vermeiden. Durch die Entwicklung leicht verlaufender Spachtelmassen gelingt es heute, Untergründe mit nahezu spiegelglatter Oberfläche herzustellen. Sie lassen sich effizient mit einer Stiftrakel in aufrechter Arbeitshaltung verteilen. Eine anschließende Überarbeitung der frischen Spachtelmasse mit einem Entlüftungsroller bzw. einer Stachelwalze regt den guten Verlauf der Spachtelmasse noch zusätzlich an.

Um spätere Schallbrücken durch das Einlaufen von Spachtelmasse im Randfugenbereich bei Fußbodenkonstruktionen auf Dämmschicht zu vermeiden, ist darauf zu achten, dass zu allen aufgehenden Bauteilen ein Randdämmstreifen gestellt wird - und zwar vor Durchführung der Spachtelmaßnahmen.

Saugfähige zementäre Spachtelmassen sind in einer Schichtdicke von mindestens 2, besser 3 mm auf den vorbereiteten Untergrund
aufzubringen. Diese Schichtdicke ist notwendig, um eine wasserfeste Auffang- und Pufferschicht für das Wasser eines Dispersionsklebstoffs zu haben, der in den meisten Fällen zum Kleben von PVC-Designbelägen verwendet wird. Auf alten Holzdielenkonstruktionen kann der Bodenausgleich mit einer zementären, faserarmierten Spachtelmasse erfolgen. Auf die Mindestschichtdicke von 3 mm beim Auftragen ist ebenfalls zu achten. Nach der Trocknung sollte je nach Oberflächenbeschaffenheit die Spachtelmasse nochmals angeschliffen werden, um alle eventuell doch noch vorhandenen Einschlüsse zu entfernen.

Verlegemuster: Die gängigste Verlegevariante für Beläge mit Holzdekoren ist der wilde Verband oder Schiffsbodenverband. Hierbei wird ohne erkennbares Muster verlegt. Weitere Verlegevarianten sind der Halb-, Drittel-, Fischgrät- und Flechtverband. PVC-Designbeläge mit Steinoptik werden in der Regel im Kreuzverband verlegt, auch ein Halb- oder Drittelversatz ist möglich. Nach dem Ausrichten und Anzeichnen der ersten drei Reihen kann mit der Klebung begonnen werden. Hierbei ist die richtige Einteilung der Fläche erforderlich. In Absprache mit dem Nutzer der Fläche ist ein eventuell höherer Verschnitt zu vereinbaren, da der Versatz etwas größer sein sollte als bei einem Schiffsbodenverband mit den normalen Verlegeelementen. Um die natürliche Anmutung zu unterstreichen und die Authentizität einer Holzdiele zu wahren, sollte der Versatz hier mindestens 30 cm betragen.

Kleben: Für die Klebung ist ein scherfester und weichmacherbeständiger Klebstoff zu verwenden, der abschnittsweise mit der Spachtelzahnung TKB A2 auf den vorbereiteten Verlegeuntergrund aufgetragen wird. Bereits nach einer kurzen Ablüftzeit von fünf bis acht Minuten sollte der zu verlegende Bodenbelag in das noch nasse Kleberbett eingelegt werden, sodass eine vollsatte Rückseitenbenetzung entsteht. Ein Andrücken des Bodenbelags mit Korkbrett, Anreibehammer und Handwalze verbessert die Rückseitenbenetzung zusätzlich.

Gerade bei den XXL-Maßen ist ein besonderes Augenmerk auf die sehr gute Rückseitenbenetzung und geschlossene Fugen im Langstoß-, aber auch im Kopfstoßbereich zu achten. Hier sind hochwertige, sehr maßhaltige Bodenbeläge ein absolutes Muss. Beim Einlegen ist eine leicht schiebende Bewegung auszuführen. Dadurch kann eine bessere optimale Rückseitenbenetzung erreicht werden. Beim Anreiben/Andrücken sind besonders die Kopfstoßbereiche der PVC-Designdielen zu behandeln, damit es nicht zu Auffälligkeiten wie den sogenannten Aufstippungen kommen kann.

Nach etwa einer halben Stunde ist die Fläche mit einer geeigneten Gliederwalze nochmals sorgfältig im Kreuzgang abzuwalzen. Dies ist gerade im wandnahen Bereich und bei Anschnitten wichtig, um Hohlstellen zu vermeiden.

Um Diskussionen über Druckstellen von Möbelstücken aus dem Weg zu gehen, hat der Klebstoffauftrag nach der Devise "so wenig wie möglich, so viel wie nötig" zu erfolgen. In Bereichen mit erhöhter Feuchtigkeits- und Wärmebelastung wie in Bädern, Wintergärten, Räumen mit bodentiefen Fensterfronten und Produktionsstätten mit hohen Punkt- und Scherkräften sind zweikomponentige Produkte mit härterer Klebstoffriefe auf Polyurethanbasis zu verwenden.

Parkett

Während elastische Bodenbeläge auf vorhandenen Untergründen vor der Klebung praktisch immer gespachtelt werden, ist das unter Parkettböden eher die Ausnahme. Doch großformatige Dielen stellen höhere Anforderungen an die Ebenheit des Untergrundes als z.B. Mosaikparkett. Für eine ausreichende Klebstoffbenetzung ist bei diesen Formaten oftmals die Ebenheit des vorhandenen Estrichs nicht ausreichend. Eine Egalisierung mittels Spachtelung wird erforderlich.

Die Mindestdicke beträgt dabei je nach Herstellerempfehlung ca. 2 mm. Für Parkett kommen überwiegend hochfeste Zement- oder Calciumsulfatspachtelmassen zum Einsatz, wobei zementäre Massen den Vorteil der tendenziell schnelleren Durchtrocknung haben. Davon unabhängig sollte der Verleger grundsätzlich sicherstellen, dass die von ihm verwendete Spachtelmasse vom Hersteller für Parkett freigegeben ist. Eine Mindestdruckfestigkeit von 30 N/mm2 kann dabei als Orientierung dienen.

Wie allgemein üblich, muss vor dem Spachteln grundiert werden. Im einfachsten Fall, sofern der Untergrund dies zulässt, mit einer für die Parkettspachtelmasse empfohlenen Dispersionsgrundierung. Wird mit einer 1K-PU- oder 2K-Epoxidgrundierung gearbeitet, z.B. bei überhöhter Feuchtigkeit im Untergrund, ist die sicherste Vorgehensweise, die Reaktionsharzgrundierung vor dem Spachteln mit Quarzsand abzusanden. Denn bei Parkettböden muss mit hohen Scherkräften gerechnet werden, die über die abgesandete Oberfläche schadensfrei in den Untergrund abgeleitet werden können.

Für das Kleben der großformatigen Elemente sollten Klebstoffe auf PU- oder SMP-Basis mit einer Scherfestigkeit von mindestens
3 N/mm2 verwendet werden. Dispersionsklebstoffe sind in aller Regel für diese Abmessungen nicht freigegeben. Orientierung bieten Produktdaten und Merkblätter.

Keramische Fliesen

Wie bei der Verlegung von großformatigem LVT und Parkett ist bei Fliesen im XXL-Format besonderes Augenmerk auf die Untergrundprüfung und -vorbereitung zu legen. Die zulässigen Ebenheitstoleranzen von DIN 18202 für Untergründe zur Belegung mit Keramik mit einem Stichmaß von 3 mm/m können bereits Probleme bei der konventionellen Dünnbett- bzw. Fließbettverlegung aufwerfen. Aufgrund der großen Kantenlängen und der zumeist relativ "scharfen" Kanten - insbesondere bei rektifiziertem (zugeschnittenem) Mate-rial - von großformatigen Platten führt dies ohne eine entsprechende Feinnivellierung des Untergrundes zu Überzähnen. Die Erfahrung in der Baustellenpraxis zeigt, dass beinahe bei jedem Estrich Nacharbeiten erforderlich sind.

Die Ebenheit des Untergrundes muss vor der Verlegung also genauestens überprüft werden. Bei Toleranzen, die nach Normkriterien zwar noch zulässig sind, jedoch den Anforderungen an einen großformatigen Belag nicht genügen, ist entweder eine Ausgleichsspachtelung oder alternativ eine Verlegung im Mittelbettverfahren durchzuführen.

Vor dem Einbringen des Bodenausgleichs erfolgt eine Grundierung. Die Verlegung auf dem nivellierten Untergrund kann z.B. im Fließbettverfahren erfolgen. Der Fließbettmörtel verhindert durch seine standfeste Einstellung ein Absacken auch bei großen und schweren Platten. Soll ohne vorherigen Flächenausgleich die Verlegung der Feinsteinzeugplatten im Mittelbettverfahren erfolgen, empfiehlt sich die Verwendung eines Mittelbettmörtels.

Weitere Praxistipps für die Verarbeitung von großformatigen Fliesen und Platten: Zum Tragen und Ansetzen Saugheber verwenden. Generell empfiehlt sich bei Formaten ab 50 x 50 cm das Abspachteln der Plattenrückseite, auch bei Verwendung eines Fließbettmörtels, denn Lufteinschlüsse können den Haftverbund einschränken. Zum Herausnehmen einer frisch verlegten Platte einen Stahldraht unter der Platte hindurchziehen, wodurch diese vom Kleberbett getrennt wird. Zu frühe Belastung des Belags vermeiden. Falls erforderlich, Hartschaumplatten zur Lastverteilung auflegen.

Fazit: Die Verlegung von großformatigen Feinsteinzeugplatten ist im Vergleich zu Standardformaten anspruchsvoller und komplexer, sie ist jedoch kein Hexenwerk. Wenn die verlegetechnischen Besonderheiten bekannt sind und beachtet werden, ist die Ausführung eines einwandfreien Belags für das bodenlegende Handwerk unproblematisch.

XXL-Formate - Wichtige Punkte im Überblick
- für einen sehr ebenen Untergrund sorgen (Anforderungen der allgemein anerkannten Regeln des Fachs und der VOB, Teil C, DIN 18365 Bodenbelagarbeiten)
- für Fußbodenheizungen neben DIN 18365 noch DIN EN 1264 Heizestriche berücksichtigen
- auf Mindestschichtdicke beim Spachteln achten
- Spachtelmasse im Rakelverfahren auftragen bzw. verarbeiten
- eingesetzter Klebstoff muss scherfest- und weichmacher-beständig sein
- Raumklima mindestens 18 °C, besser 20 °C bei mindestens 45 % relativer Luftfeuchte
- Bodenbelagsrückseite gut und vollsatt mit Klebstoff benetzen
- Wert legen auf hohen Qualitätsstandard bei Anschlüssen zu angrenzenden Flächen und Verarbeitung von Sockelleisten
- Auftraggeber über alle Arbeiten und zusätzlichen Maßnahmen schriftlich informieren
- Empfehlungen der Belags- und Verlegewerkstoffhersteller befolgen
aus FussbodenTechnik 04/16 (Handwerk)