Balsan SA

Balsan in Deutschland wieder unter eigener Flagge


Balsan geht den nächsten Schritt auf dem Weg, als Lieferant hochwertiger Tuftingbeläge in Deutschland an Marktbedeutung zu gewinnen. Die Franzosen nehmen den Vertrieb, der bisher über die Schwester Associated Weavers lief, in die eigenen Hände.

Ein entscheidendes Kriterium für den Groß- und Fachhandel bei der Auswahl seiner Teppichboden-Lieferanten war neben Qualität und Konditionen schon immer die Liefersicherheit. Dass die Ware über den gesamten Listungszeitraum von drei bis vier Jahren wie vereinbart zur Verfügung steht, ist zwar auch bei allen anderen Produkten im Sortiment wichtig. Doch in Zeiten, in denen der textile Bodenbelag im Wohnbereich massiv unter Druck steht und große, namhafte Produktionen wie in Geesthacht (Norddeutsche Teppichfabrik) und Hessisch Oldendorf (Dura) geschlossen werden, rückt das Bedürfnis nach langfristig lieferfähigen und wirtschaftlich soliden Herstellern stärker in den Fokus der Einkäufer im Handel.

Balsan, Marktführer bei Teppichboden im Heimatland Frankreich, arbeitet seit drei Jahren daran, diese Nachfrage zu bedienen und als Lieferant von Tuftingprodukten in Deutschland, Österreich und der Schweiz an Bedeutung zu gewinnen. Die Mannschaft um die beiden Vertriebsleiter Harald Silbersack für den Handel in Deutschland und Österreich sowie Axel Lotz für das Objektgeschäft in der gesamten D/A/CH-Region will das erreichen, indem sie sich nicht allein als zuverlässiger, sondern auch als facettenreicher Spezialist von hochwertiger Tuftingware positioniert.

Eigenständiger Vertrieb soll die Stärken betonen

Gelistet sind die Franzosen bei der großen Mehrheit des deutschen Bodenbelagsgroßhandels schon seit vielen Jahren. Nach der Übernahme durch die rund 400 Mio. EUR schwere belgische Belgotex International/Beaulieu Kruishoutem-Gruppe im Jahr 2000 hat das heutige Schwesterunternehmen Associated Weavers die Produkte in der D/A/CH-Region mit vertrieben. Diese nach Angaben von Balsans General Manager Christophe Pouille erfolgreiche Zusammenarbeit soll zum 1. September 2016 aber beendet werden. Ziel der Trennung im Vertrieb ist es, dass sich beide Unternehmen auf ihre Stärken konzentrieren können. Balsan verspricht sich von der Selbstständigkeit, die eigenen Kundengruppen besser und genauer adressieren zu können. Viele Stärken des Lieferanten seien im deutschen Markt gar nicht bekannt.

Ein Paradebeispiel für diese Stärken ist der aktuelle Wohnkoffer Excellence 8. Mittlerweile sind 1.500 Stück im deutschen und österreichischen Fachhandel verteilt. Da Balsan über langjährige Erfahrung im Objektgeschäft verfügt, erfüllen viele der Qualitäten der Polyamid-Kollektion auch die Anforderungen der Beanspruchungsklassen 32 und 33 für normal und stark beanspruchte Gewerbeflächen. Aufgrund dieser Tatsache ist Excellence 8 flexibler einzusetzen als ein reiner Wohnkoffer und geeignet für den Einsatz im großen und lukrativen Markt der Semi-Objekte.

Die Franzosen sind breit aufgestellt und gleich in drei Marktsegmenten aktiv: Büro, Hotel und Wohnen/Handel. In Frankreich werden zwei Tuftingwerke betrieben - eines für Bahnenware und ein zweites ausschließlich für Fliesen. Insgesamt setzt das Unternehmen knapp 70 Mio. EUR um und produziert rund 7,5 Mio. m2 Teppichboden und -fliesen.

Personell wird aufgestockt

"Balsan hat damit ein besonderes Produkt- und Vertriebsprogramm, mit dem wir uns in der deutschen Handelslandschaft ab September viel stärker profilieren können", erhofft sich Harald Silbersack. Der Vertriebsleiter verantwortet als Business Unit Manager Home auch global die Aktivitäten im Segment Wohnen/Handel. Seit seinem Amtsantritt im Herbst 2014 war er mehr oder weniger Einzelkämpfer auf den Märkten Deutschland und Österreich. Ab Herbst soll er über vier Mitarbeiter verfügen. Sie werden sich um den Großhandel, den Fachhandel und die Einzelhandelskooperationen kümmern. Zusätzlich gibt es einen Verantwortlichen für die Schweiz "In der Vergangenheit wurden die Verkaufsinstrumente zwar im Markt platziert; eine Nacharbeit in Form von Betreuung und täglichem Service hat aufgrund der fehlenden personellen Kapazitäten logischerweise zu wenig stattfinden können", beschreibt Silbersack das bisherige Dilemma.

Zusammen mit dem Objektteam von Axel Lotz, der sich mit zwei Mitarbeitern um das Ausschreibungsgeschäft mit Architekten, Investoren und Objekteuren kümmert, besteht die Balsan-Mannschaft ab Herbst aus sieben Personen plus den beiden Leitern. "Die Personalaufstockung ist ein wesentlicher Teil des großen Investitionsprogramms, das wir seit 2013 in den deutschsprachigen Länder tätigen", unterstreicht Christophe Pouille. Der Marketing- und Vertriebsdirektor wurde im selben Jahr von Geschäftsführer Bernard Guiraud zu Balsan geholt. Er spricht exzellent Deutsch, hat viele Jahre in Deutschland gelebt und war unter anderem für den Luxusgüter-Konzern Mot Hennessy/Louis Vuitton (LVMH) in Marketing und Vertrieb tätig.

Interne Abläufe modernisiert

Pouilles Mitarbeiter schätzen an seinem Führungsstil die angenehme Mischung aus französischer Leichtigkeit und deutscher Sachlichkeit. Beides braucht er. Denn parallel zum verstärkten Engagement in Deutschland hat der General Manager die Aufgabe, die Entscheidungsabläufe des Unternehmens wesentlich zu modernisieren und neu zu justieren. War man bei Balsan in der Vergangenheit stark produktgetrieben, sollen zukünftig in erster Linie die Bedürfnisse der Kunden die Arbeit in den Ressorts Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit bestimmen.

Konkret bedeutet das beispielsweise, dass Meetings nicht mehr Abfolge sind von Rapports der einzelnen Abteilungen. Bereits heute führen die Verantwortlichen der drei Business Units Hotel, Handel/Wohnen und Büro durch die Sitzungen. Die Teilnehmer kommen dann zielgerichtet segmentbezogen ins Spiel. Diese Umstellung der Arbeitsabläufe ist nahe liegend und nicht revolutionär. In einer Organisation, die jahrelang nach anderen Prinzipien agiert hat, ist sie aber ein enormer Veränderungsprozess sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Führungskräfte.

Die Verantwortlichen versprechen sich von den Umstellungen eine erhebliche Verbesserung im Vertrieb. "Unsere Kunden - in Handel und Objekt - werden in Zukunft besser von uns bedient", ist sich Pouille sicher. Denn man werde die Nachfrage zielgerichteter und schneller erfüllen können.

Neuer Showroom in Paris

Vor allem deutsche Abnehmer im Großhandel vermissten in der Vergangenheit diese Kundennähe. Das lag neben der bereits angeführten Organisationsstruktur im Vertrieb und dünner Personaldecke auch am Standort von Balsan in Arthon. Die Stadt liegt zwar mitten in Frankreich, 300 km südwestlich von Paris, aber doch abgelegen. Obwohl ein Besuch lohnt, fanden Kunden nur im Ausnahmefall den Weg dorthin.

"Auch hier rücken wir jetzt näher an unsere Kunden und Märkte", verkünden Pouille, Lotz und Silbersack. Denn im Februar hat der französische Marktführer einen eigenen Showroom im Herzen von Paris eröffnet. Die hellen, gemütlichen Räumlichkeiten auf einer Fläche von 170 m2 in der Rue de la Verrerie liegen nur wenige Hundert Meter entfernt vom Ufer der Seine zwischen dem Rathaus Hôtel de Ville und dem Museum Centre Pompidou. Sie sind vom Gare du Nord und vom Flughafen Charles de Gaulle gut zu erreichen über öffentliche Verkehrsmittel.

Der Showroom ist täglich geöffnet und bereits gut besucht. Es gibt auch Platz für etwas größere Veranstaltungen. Schulungen mit bis zu 25 Teilnehmern wurden bereits durchgeführt.

Micro Macro aus der Colorpoint-Maschine

Hier kann Balsan sein breites und tiefes Polyamid-Tufting-Sortiment in Gänze zeigen. In einem Bereich liegen die neuen Artikel der Kollektion Micro Macro. "Von diesen Tufting-Produkten versprechen wir uns vor allem im Hotel- und Bürogeschäft zukünftig und dauerhaft viel", sagt Silbersack.

Die Artikel werden auf einer so genannten Colorpoint-Maschine hergestellt. Die Technologie erlaubt es, die Menge der einzelnen Garne zu regulieren und so raffinierte Hoch-Tief-Strukturen zu erzeugen. Zusätzlich können computergesteuert einzelne Garne ausgetauscht werden, was die Möglichkeiten für Oberflächen-Strukturen um ein Vielfaches erhöhe. Balsan bietet das Ganze sowohl als Bahnenware als auch als Teppichfliese an.

Die Kunden erhalten Teppichböden, die gleichzeitig beeindruckend mit Hoch/Tiefstrukturen, Dessinierungen und Farben spielen. Hinzu kommt, dass Balsan für Mirco Macro kein eingefärbtes Garn verwendet sondern solution dyed Polyamid. "Das SD-Garn ist unempfindlich gegenüber scharfen Reinigungsmitteln, die im Hotel eingesetzt werden und für normal gefärbte Teppichböden in Bezug auf das Ausbleichen häufig ein Problem darstellen", beschreibt es Harald Silbersack.

jochen.lange@snfachpresse.de


Daten + Fakten
Balsan SA
2, Corbilly
36330 Arthon (F)
Tel.:+33(0)254/2916-00
Fax:+33(0)254/3679-08
balsan.moquette@balsan.com
www.balsan.com

CEO: Bernard Guiraud
Deputy General Manager: Christophe Pouille
Vertriebsleiter Handel D/A und BU-Manager Home/Handel International: Harald Silbersack
Vertriebsleiter Objekt D/A/CH: Axel Lotz
Marketingleiterin: Anne Martini
Gründungsjahr: 1751
Umsatz: 68 Mio. EUR
Mitarbeiter: 250
Muttergesellschaft: Belgotex
Schwesterunternehmen: Associated Weavers
Produkte: Tufting-Bahnenware und -Fliesen
Umsatzverteilung: 55 % Bahnenware, 45 % Fliese
Segmente: Handel/Wohnen, Büro, Hotel
aus BTH Heimtex 07/16 (Wirtschaft)