Dinova GmbH & Co. KG

"Dinova wird logischer, klarer und einfacher"


Dinova macht sich fit für die Zukunft. Das betont Dr. Frank Jung, der das Unternehmen seit 1.Januar 2016 als Geschäftsführer leitet. Seine Ziele: die Schaffung moderne Praxis- und Schulungsräume, ein strafferes Sortiment und eine klare Markenaussage.

BTH Heimtex: Seit einem halben Jahr führen Sie als Nachfolger von Rüdiger Rösch die Geschäfte von Dinova. Haben Sie sich inzwischen gut eingelebt?

Dr. Frank Jung: Ja, denn ich habe die beste Stelle, die die Branche zu bieten hat. Schließlich habe ich von meinem Vorgänger ein vorbildlich geführtes, stabiles Unternehmen übernommen, das als Mutter die starken Meffert Farbwerke hinter sich hat. So kann ich den Luxus genießen, mir ohne Handlungsdruck in Ruhe anzusehen, in welchen Bereichen es noch ein wenig besser laufen könnte.

BTH Heimtex: Wo haben Sie sich besonders umgesehen?

Jung: Ich war in meinem ersten Halbjahr bei Dinova sehr viel draußen bei den Kunden im Großhandel und im Malerhandwerk, um zu hören, welchen Stellenwert wir bei ihnen haben, wie sie die Marke wahrnehmen, welche Wünsche sie an Dinova haben und welchen Platz die Marke im Handelssortiment sowie im Malermarkt hat.

BTH Heimtex: Welche Handlungsschwerpunkte ergeben sich daraus?

Jung: Zum einen gestalten wir den Standort attraktiver und praxisgerechter für unsere Kunden. Denn wir haben hier viele Werksbesuche und Schulungen. Wir haben bislang rund 50.000 EUR in die Technik- und Schulungsräume investiert. Dazu gehört auch der Aufbau von Baustellensituationen, damit wir realistisch darstellen können, wie unsere Produkte angewendet werden und welche Vorteile sie haben. Die Verarbeiter wollen sehen, dass ein neues Produkt funktioniert, bevor sie es kaufen.

Wir entwickeln im Meffert-Verbund ein Schulungsprogramm mit rund 30 Schulungsblöcken. So können wir individuelle Trainings mit den Innungen und dem Handel organisieren. Dann kann die Schulungssaison im Herbst starten. Es geht insgesamt darum, dass unsere Kunden Dinova als vertrauenswürdige und zuverlässige Marke wahrnehmen.

BTH Heimtex: Zu den Schulungen kommen überwiegend Maler. Wollen Sie den Kontakt zu den Handwerkern intensivieren?

Jung: Ja, definitiv. Wir wollen dichter ran an den Maler, der ja unser Endkunde ist. Deshalb suchen wir auch verstärkt das Gespräch mit den Innungen und Verbänden.

BTH Heimtex: Welche Akzente wollen Sie über das Schulungswesen hinaus setzen?

Jung: Parallel zu den Besuchen bei unseren Kunden durchforste ich unser Sortiment. Ich bin der Meinung, dass es zu groß ist. Mein Ziel für 2017 ist ein logisch aufgebautes, gestrafftes Programm, das für Maler, Großhändler und Außendienstler einfach zu verstehen ist. Ein einfaches und straffes Sortiment sorgt für Klarheit und Drehzahl in unseren und den Großhandelslägern. Wir werden dabei sehr behutsam vorgehen, aber es gibt schon viele Möglichkeiten, unser Sortiment deutlich zu straffen.

BTH Heimtex: Das hört sich an, als wollten Sie auch die Marke klarer definieren.

Jung: Ja, wir werden Dinova spitzer positionieren. Unsere Claims "Nur für Profis" oder "Stark in Farbe" sind keine Differenzierungen im Profi-Malermarkt. Dinova hat eine lange Markentradition und ist bekannt für gute Qualität. Das haben wir noch nicht deutlich genug gemacht. Künftig werden wir Qualität und Tradition klarer herausstellen und kommunizieren.

BTH Heimtex: Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die von Handel gewünschten Eigenmarken?

Jung: Die braucht der Handel für die volle Exklusivität von Eigenmarken und ihre Margen. Aber mit der Eigenmarke werden auch Lieferantenbeziehungen gefestigt. Sie sind Teil des Marktes. Der Maler kann dabei klar differenzieren.

BTH Heimtex: Worin unterscheidet sich Dinova von der Marke Profitec aus ihrem Mutterhaus, den Meffert Farbwerken?

Jung: Die Marke Profitec kann diese tradierten Werte nicht haben, weil sie eben noch nicht so alt ist wie Dinova. Eine spitzere Positionierung von Dinova soll verhindern, dass beide Marken in einen Topf geworfen werden. Diese Differenzierung wird auch Profitec zugute kommen.

BTH Heimtex: Inwieweit deckt Dinova den Großhandel ab?

Jung: Wir haben noch Distributionslücken im Norden und Osten. Das möchte ich ändern. Chancen haben wir. Um gelistet zu werden, müssen wir aber auf uns aufmerksam machen und dazu dienen die Stärkung der Marke und ein straffes Sortiment.

BTH Heimtex: Geraten Profitec und Dinova dann nicht doch in eine Konkurrenzsituation, in der beide um die Präsenz im Handel kämpfen?

Jung: Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, schließlich haben wir die Möglichkeit, Händler in Wettbewerbssituationen mit jeweils beiden Marken zu beliefern und die können trotzdem exklusiv damit arbeiten. Denn markentechnisch haben wir wenig Überschneidungen, das ist die große Stärke des Konzerns. Wir bringen unsere Handelskunden nicht in verschärfte Wettbewerbssituationen. Das funktioniert sehr gut.

BTH Heimtex: Arbeitet Sie auch in Zukunft eng mit den Maler-Einkaufsgenossenschaften zusammen?

Jung: Ja, es bleibt dabei. Wir arbeiten im Wesentlichen mit der MEG Rhein-Ruhr, der MEG West mit ihren Töchtern, der MEG Lüdenscheid und der MEG Paderborn mit der Marke Dinova zusammen. Darüber hinaus liefern wir Eigenmarken für die gesamte Genocolor Gruppe.

BTH Heimtex: Die größte Maler-Genossenschaft ist die Mega in Hamburg, die bundesweit expandiert. Wie wollen Sie in Norddeutschland, wo sie eher wenig vertreten sind, gegen die Hanseaten ankommen?

Jung: Ich muss mich bei potenziellen Kunden vorstellen. Dort, wo Händler mit der Leistung ihrer Lieferanten unzufrieden sind, zum Beispiel durch starken Wettbewerb großer Gruppen, muss ich Dinova präsentieren. So viele Markenhersteller gibt es wiederum nicht, die eine stabile Marktbearbeitung zulassen. Das ist unsere Chance. Zumal wir auch den Rückhalt durch den Konzern haben. Wir sind finanziell stabiler, als eigenständige Farbenlieferanten. Denn wir ziehen eine Menge Kostenvorteile aus dem Konzernverbund - zum Beispiel beim Einkauf, im Personalwesen, Controlling und bei der IT. Zudem haben wir durch das Abnahmevolumen der Meffert-Gruppe die Möglichkeit, Rohstoffe wesentlich günstiger einzukaufen. Wir haben die Vorteile aus dem Konzernverbund, sind aber trotzdem in unserer Markenpolitik und Unternehmensführung eigenständig.

BTH Heimtex: Viele sehen den Konzentrationsprozess im Großhandel mit Sorge, während Sie darin eine Chance erkennen. Warum?

Jung: Nach sechs Jahren Abstinenz von der Farbenbranche bin ich sehr überrascht, wie stark die Konzentration fortgeschritten ist. Die großen Konzerne wie Akzo, Sigma und die DAW/CMS-Gruppe machen den freien Großhändlern das Leben schwer. Aber gerade unter denen suche ich zukunftsträchtige, verlässliche Partner. Wir sind berechenbar und denken in ganz anderen Zeitabschnitten als die Konzerne. Das ist für uns eine Riesenchance.

BTH Heimtex: Auch weil sie flexibler sind und kürzere Entscheidungswege haben?

Jung: Es ist ein sehr großer Vorteil, dass der Eigentümer von Dinova auch im Markt präsent ist und die Mechanismen sowie handelnden Personen kennt. Wir betrachten die Dinge aus Marktsicht. Bei uns sind die Entscheidungswege kurz. Und die personelle Stabilität macht uns berechenbar. Das ist in Konzernen oftmals nicht so und führt zu Lähmungserscheinungen. Wir werden das Dinova-Schiff klar positionieren, so dass wir 2017 einen ganz sauberen Start mit einem gestrafften Sortiment, einer klaren Markenaussage und einer geschulten Mannschaft hinlegen können. Wir werden dem Großhandel als klassischer Vollsortimenter eine deutliche Alternative anbieten.

BTH Heimtex: Wollen Sie sich für Ihr Vorhaben auch personell verstärken?

Jung: Der Außendienst muss Handelspartner haben, auf die er zuarbeitet. Im Moment sind wir gut besetzt. Wir haben derzeit 22 Außendienstmitarbeiter. Aber wir haben ja auch Distributionslücken. Wenn wir die geschlossen haben, brauchen wir zusätzliches Personal.

BTH Heimtex: Was sind Ihre wichtigsten Produkte?

Jung: Dinova ist ein klassischer Dispersionshersteller, das sind unsere Volumenprodukte. Stark sind wir auch bei dekorativen Kalksystemen. In diesem Bereich haben wir die Vertretung von Giorgio Graesan, der Marktführer in Italien ist. Mit den dekorativen Produkten sind wir sehr zufrieden. Seit über 20 Jahren schulen wir jährlich über 600 Maler auf den Systemen. Schwerpunkt sind aber bei uns die Dispersionen.

Innerhalb der Meffert-Gruppe haben wir natürlich auch Zugang zu Lacken und Lasuren. Da die Lacke auf Wasserbasis umgestellt werden, sehen wir neue Chancen. Denn damit werden die Karten neu gemischt.

BTH Heimtex: Wie entwickeln sich die Umsätze bei Dinova?

Jung: Die Umsätze sind gut, wir liegen noch immer über Vorjahr, obwohl die Fassadensaison bisher ausgefallen ist. Bei den starken Regenfällen wurde nicht an der Fassade gearbeitet. Die Maler haben Aufträge, sie warten, dass sich das Wetter einigermaßen stabilisiert, um Außenarbeiten ausführen zu können. Ich denke aber nicht, dass die verlorene Zeit aufzuholen ist. Dennoch rechnen wir bis zum Jahresende mit einem leichten Plus.

Aufholbedarf haben wir allerdings noch im Ausland, unsere Exportquote liegt unter 20 %. Doch der deutsche Markt hat Vorrang.

BTH Heimtex: Welchen Anteil hat die Fassade bei Ihnen?

Jung: Der Anteil liegt bei ungefähr 40 %.

BTH Heimtex: Insgesamt sieht es konjunkturell positiv aus. Kommt Ihnen der Bauboom zugute?

Jung: Unsere Klientel arbeitet zu 80 bis 90 % in der Renovierung.

BTH Heimtex: Dabei soll es bleiben?

Jung: Ja, in diesem Segment ist noch Luft nach oben. Im Bereich Großobjekt muss man Erfahrung haben. Ich investiere erst einmal in die Malerbeziehungen und versuche, unsere Marke dort weiter zu verfestigen. Es gibt schließlich noch Malerbetriebe, die unsere Produkte nicht verarbeiten. Die Ausschreibermärkte dagegen sind überwiegend besetzt. Wer da mitspielen will, muss viel Zeit und Geld mitbringen. Wir konzentrieren uns auf den Ein- bis Zehn-Mann-Malerbetrieb. Den unterstützen wir auch bei seinen Objektanfragen.

BTH Heimtex: Daraus schließe ich, dass Sie an den bestehenden Strukturen festhalten und dem Großhandel treu bleiben?

Jung: Ja, natürlich. Baustoffhandel und Baumarkt kommen für uns nicht in Frage. Unsere Kunden sind die Großhändler.

BTH Heimtex: Welche Rolle spielt das Internet als Verkaufskanal?

Jung: Als Verkaufskanal sehe ich es für Dinova nicht. Aber wir haben seit einigen Jahren eine lebendige Facebook-Seite. Die elektronischen Medien werden als Kommunikationsinstrumente immer wichtiger. Es gibt einen regen Austausch in bestimmten Foren unter den Malern. Den Weg werden wir weiter gehen. Dafür braucht man allerdings auch das richtige Personal - das habe ich auf dem Schirm.

BTH Heimtex: Einige Hersteller haben bereits Preiserhöhungen angekündigt. Wie stehen Sie dazu?

Jung: Wir beziehen unsere Rohstoffe alle von denselben Herstellern. Wenn diese die Preise anheben, müssen wir das auch. Ich kann natürlich versuchen, durch eine intelligente Sortimentsstraffung die Volumina der einzelnen Produkte zu erhöhen und dadurch Kostenvorteile zu erzielen. Aber das wird nicht reichen. Es ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. Hauptziel ist und bleibt zu entschlacken, die Drehzahl zu erhöhen und die Komplexität rauszunehmen.

BTH Heimtex: Sie erwähnten, dass Sie sechs Jahre nicht in der Branche waren und froh seien, zurückgekehrt zu sein. Was fasziniert Sie daran?

Jung: Die Branche ist wie eine große Familie. Mit vielen Menschen habe ich über Jahre freundschaftliche Beziehungen. Es macht Spaß, wieder dabei zu sein.

Die Fragen stellte Cornelia Küsel.


Daten + Fakten
Dinova GmbH & Co. KG
Bachstraße 38
53639 Königswinter
Tel.: 02223/772-0
info@dinova.de
www.dinova.de

Geschäftsführer: Dr. Frank Jung
Gegründet: 1949
Umsatz: > 35 Mio. EUR
Mitarbeiter: 110
Muttergesellschaft: Meffert Farbwerke
aus BTH Heimtex 07/16 (Wirtschaft)