Fachhändler Bock präsentiert die Vielfalt der Tapete


Kreative Wandgestaltung mit Tapeten ist die Spezialität von Hans-Rudi und Florian Bock. Vater und Sohn zeigen in ihrem Farben Tapeten Center in Braunschweig beispielhaft, wie vielfältig sich die Wandbeläge verarbeiten lassen. Die Kunden tapezieren überwiegend selbst.

Tapeten sind seine Leidenschaft. Wenn sie zum Gesprächsthema werden, ist Hans-Rudi Bock nicht zu bremsen. Stundenlang kann der 80-Jährige über die Wandbeläge, das Tapezieren und seine Erfahrungen in einer Branche berichten, die er seit seinem 14. Lebensjahr kennt und die den sportlichen Malermeister bis heute nicht los lässt. Kein Wunder, dass Tapeten rund 70 % des Sortiments im Farben Tapeten Center Bock in Braunschweig ausmachen - gefolgt von Gardinen, Bodenbelägen und Farben. In dem 1.200 m2 großen Verkaufsraum zeigen sie sich großflächig auf den Wänden, als eingerahmte Akzent-Bahnen, als Collagen oder als einzelne ausgeschnittene Muster in neuer Zusammensetzung. "Bei uns sieht man, was man aus Tapete machen kann", erläutert Bock und betont damit seine Experimentierfreudigkeit.

Wer Inspirationen für seine Wand- und Deckengestaltung braucht, findet sie in dem Fachgeschäft, das Bocks Vater vor 58 Jahren in Braunschweig gegründet hat. Denn die Größe der auftapezierten Flächen sucht ihresgleichen. Aber auch die Auswahl der perfekt in Szene gesetzten Tapeten lässt keine Wünsche offen. Den Kunden stehen rund 500 Musterbücher aller namhaften Hersteller wie Marburg, A.S. Création, Rasch, Rasch Textil, Erismann, P+S, Arte, Grandeco, Essener, Schmitz, Eijffinger, Omexco oder Khrôma zur Verfügung; rund 740 verschiedene Tapeten können sofort mitgenommen werden.

Welcher Wandbelag ins Sortiment genommen wird, darüber entscheiden Hans-Rudi Bock und sein Sohn Florian gemeinsam. Der 45-jährige Kaufmann, der das Tapezieren nebenbei von seinem Vater gelernt hat, soll das Unternehmen in rund zwei Jahren als Geschäftsführer übernehmen.

Kunden aus dem Baumarkt gewonnen

Die Stärke des Fachgeschäfts liegt nicht allein darin, dass eine Vielzahl von Tapeten in verschiedenen Spielarten gezeigt wird, sondern auch in der professionellen Beratung. Das siebenköpfige Team, das aus dem Ehepaar Hans-Rudi und Susanne Bock, Sohn Florian, einer Dekorateurin und Näherin sowie drei weiteren Mitarbeitern besteht, serviert den Kunden auf deren Wünsche zugeschnittene Vorschläge aus dem umfangreichen Sortiment. Während die Näherin zum Ausmessen der Gardinen auch nach Hause kommt und ein Bodenleger den Teppichboden vor Ort verlegt, beschränken sich ihre Kollegen auf die Beratung im Ladengeschäft. Deren Qualität zahlt sich aus: "Wir haben wegen der Beratung viele Kunden aus dem Baumarkt dazu gewonnen", meint der Geschäftsführer.
Gefragt sind bei den Kunden außer Hilfe bei der Auswahl auch handwerkliche Tipps und Finessen. "Rund 80 % tapezieren selbst und freuen sich über Ratschläge und Tricks", meint Bock. Mit diesem Wissen ausgestattet, könnten sie auch hochwertigste Wandbeläge selbst verarbeiten, die sich als Vliesqualität unkompliziert verkleben lassen.

Wer auf professionelle Hilfe nicht verzichten möchte, müsse sich einen Maler suchen. Der Geschäftsführer, sein Sohn und seine Mitarbeiter bieten diesen Service aufgrund der geringen Personalkapazität nicht an, vermittelten aber teilweise Profi-Handwerker. Zudem stehen sie telefonisch zur Verfügung, wenn Fragen beim Tapezieren auftauchen.

Zweitwichtigstes Produkt nach der Tapete ist die Gardine, die mehr als 10 % des Sortiments ausmacht. Die Nachfrage ist groß, erläutert Bock. Seine Dekorateurin und Näherin könne die Aufträge kaum erfüllen. Eine ähnliche Bedeutung wie die Gardine hat in dem Fachgeschäft der Bodenbelag, insbesondere der Teppichboden. Parkett und Designbeläge nähmen dagegen eine untergeordnete Rolle ein. "Wir liefern den Teppichboden kostenlos an, nachdem wir uns versichert haben, dass die Rollen keine Fehler aufweisen", beschreibt der Geschäftsführer den Service. Während die Tapeten überwiegend am Lager seien, müssten Bodenbeläge und Gardinen bestellt werden. Darüber hinaus sind im Laden diverse Farbenprodukte erhältlich. "Aber nicht die Baumarktware, sondern echte Malerfarben", hebt Bock hervor.

Seine Kunden kommen überwiegend aus dem Raum Braunschweig sowie aus der Region von Hannover bis Magdeburg und dem Kreis Gifhorn bis zum Harz - "manche schon in dritter Generation." Aber auch aus Hamburg, Dortmund, Düsseldorf und der Schweiz sind bereits Interessenten angereist. "Zudem nehmen viele Geschäftspartner und Kunden von VW im nahen Wolfsburg die Tapeten in Containern mit, bis Portugal oder Brasilien", sagt Bock und weiß auch den Grund für den Andrang in seinem Fachgeschäft: "Woanders sieht man solch eine große Ausstellungsfläche nicht." Das spricht sich seiner Meinung nach herum, deshalb sei er mit Werbung auch eher zurückhaltend. Ab und an eine Annonce in den örtlichen Blättern - das reiche.

Tapeten bringen die höchsten Umsätze

Aber auch Laufkundschaft betritt häufig den Laden, denn der liegt im Ortsteil Weiden in der Nachbarschaft eines großen Möbelgeschäfts. "Wer sich die Möbel ansieht, kommt anschließend auch mal zu uns." Darüber hinaus würden häufig Maler ihre Kunden zu Bock schicken, damit sie sich dort Tapeten aussuchen, die die Handwerker dann an die Wand bringen. Seine Kunden gehören nach Worten des umtriebigen Malermeisters, der sich nach wie vor mit Laufen und Tennis fit hält, allen gesellschaftlichen Schichten an, Jung und Alt sind gleichermaßen vertreten. Vor allem die Tapetenkäufer griffen zu hochwertigen Produkten: "Mit den teuren Tapeten machen wir die höchsten Umsätze."

Zwar nutzen Vater und Sohn Bock selbst das Internet für die Bestellung ihrer Produkte, vor allem der Tapeten. Selbst verkaufen sie aber noch nicht online, lediglich eine Webseite ist vorhanden. "Wenn mein Sohn das irgendwann anbieten will, kein Problem", sagt der Senior, der sich zusammen mit seiner Frau in ein bis zwei Jahren aus dem Betrieb zurückziehen will. Er selbst glaubt fest an die Stärken des stationären Handels. "Die Kunden wollen beraten werden sowie die Ware vor Ort sehen und fühlen." Wenn ein Fachgeschäft gegen die Internet-Konkurrenz bestehen wolle, müsse es also Service sowie flexible Öffnungszeiten anbieten und den persönlichen Kontakt aufrecht erhalten.

So hat der Fachhändler auch an Kinder gedacht und extra eine Spielecke eingerichtet. "Bei den Eltern kommt das gut an", meint der passionierte Maler und steckt schon wieder voller neuer Idee für die Wandgestaltung. Stillstand ist nicht seine Sache, die sei schließlich nicht gut für das Geschäft.

cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 09/16 (Handel)