20 Jahre Scheucher: Nachgefragt bei Karl Scheucher

"Wir sehen für uns noch Potenzial in Deutschland"


Im steirischen Mettersdorf im Südosten Österreichs betreibt die Familie Scheucher eins der modernsten Fertigparkettwerke Europas. In nur zwanzig Jahren hat sich das Unternehmen als einer der führenden Parketthersteller der Alpenrepublik etabliert und auch europaweit gut positioniert. Zum Jubiläum bat Parkett Magazin den geschäftsführenden Gesellschafter Ing. Karl Scheucher um einen kurzen Rückblick, Einblick in die aktuelle Situation und Ausblick auf die Zukunft.

Herr Scheucher, welche waren die Meilensteine der letzten 20 Jahre?

Karl Scheucher: Der größte Meilenstein war sicherlich die Entscheidung, eine Produktion für Dreischicht-Parkett in Österreich zu bauen. Es war damals das erste Parkettwerk dieser Art in Österreich mit einer Kapazität von 500.000 m2. Dann ging es rasch weiter: Bereits 1999 wurden die Produktionskapazitäten verdoppelt. 2002 haben wir das leimlose Verbindungssystem Novoloc eingeführt, 2004/2005 sind wir in die Produktion von Zweischicht-Parkett eingestiegen, und in diesem Jahr haben wir mit Multiflor eine komplett neue Produktlinie eingeführt.

Mit welcher Entscheidung waren Sie Ihrer Zeit voraus?

Ein Parkettwerk 1996 in Österreich zu bauen. Schon damals lag Österreich im Pro-Kopf-Verbrauch von Parkett an der Spitze aller europäischen Länder. Aber seit Anfang der 1990er Jahre wurde die Nachfrage nach Massivparkett immer geringer und der Absatz von Mehrschichtparkett stieg rasant an. Mehrschichtparkett wurde jedoch fast ausschließlich aus Deutschland, Skandinavien und anderen Ländern importiert.

Ihr Unternehmen hat in den letzten Jahren enorme Umsatzzuwächse realisiert. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Wir haben in den letzten 20 Jahren jährlich ein kontinuierliches, gesundes Wachstum erzielen können. Eine hohe Produkt- und Servicequalität steht bei uns an oberster Stelle. Flexibilität, Schnelligkeit, Persönlichkeit, Innovationen und ein hohes kundenorientiertes Verhalten zählen ebenso zu unseren Grundsätzen. Scheucher ist ein Familienunternehmen in vierter Generation, Entscheidungen werden unbürokratisch und schnell gefällt, was uns gegenüber anderen Herstellern mit Konzerndenken viele Vorteile bringt. Mit unseren Kunden sind wir eine große Familie - das hat man bei unserem Kundenevent "20 Jahre Scheucher Parkett" sehr deutlich erlebt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich nochmals ausdrücklich bei allen Kunden für das Vertrauen bedanken, das sie uns schenken.

Wie teilt sich Ihr Umsatz derzeit auf?

Rund 70 % Dreischicht-Parkett, rund 25 % Zweischicht-Parkett, die restlichen 5 % Parkettzubehör.

Und wer sind aktuell Ihre Kundengruppen?

Parkett- und Holzgroßhandel, Fachhandel, Verleger, Raumausstatter und Objekteure. DIY ist für uns absolut tabu.

Welche Rolle spielt der deutsche Markt für Sie?

Deutschland ist einer der größten Parkettmärkte und daher sehr wichtig für uns. Wir sehen aber für uns auch noch Potenzial im deutschen Markt.

Wo ordnen Sie sich innerhalb der europäischen Parkettindustrie ein?

Wir sind ist ein hundertprozentiger Partner des Fachhandels mit einem selektiven Vertrieb. Mengenmäßig zählen wir in Österreich zu den größten Herstellern, europaweit zu den mittelständischen Unternehmen. Wir denken aber nicht in Quadratmetern. Zwar müssen die Produktionsanlagen natürlich ausgelastet werden, aber weniger ist oft mehr.

Sie haben permanent in Ihre Produktion investiert; gerade wurden wieder Optimierungsschritte unternommen. Welche?

Im letzten Jahr haben wir eine neue Logistikhalle errichtet und eine ältere Logistikhalle für die Produktion unserer neuen Produktlinie Multiflor umgebaut. Die Produktionsanlagen für die Mittellagen wurden auf den neuesten technischen Stand gebracht und auch die Oberflächenlinien optimiert.

Welches Produkt läuft zur Zeit am besten?

Dreischicht-Parkett als Einstab-Landhausdiele in Eiche in verschiedensten Oberflächenveredelungen und Farben.

Welche Rolle spielen Innovationen?

Natürlich eine große Rolle. Es ist aber in unserer Branche wirklich nicht leicht, echte Innovationen zu finden. Neue Holzarten, Oberflächen usw. sehen wir nicht als wirklich große Innovation. Eine große Innovation war zum Beispiel das leimlose Verbindungssystem im Jahr 2000. Mit Multiflor ist uns nun auch eine Innovation gelungen, die uns und unseren Kunden in Zukunft noch viel Freude bereiten wird. Davon sind wir felsenfest überzeugt.

Sie sind Mitglied der FEP. Welchen Nutzen ziehen Sie daraus? Was sind die wichtigsten Aufgaben des Verbandes?

Die FEP macht vor allem in der europäischen Gesetzgebung und Normung eine sehr gute Arbeit. Die zur Verfügung gestellten Marktdaten und Statistiken sind sehr hilfreich. In der Kommunikation von "Real Wood" leistet die FEP auch gute Arbeit. Mit der zusätzlichen, intensiveren Unterstützung der Mitglieder wäre da noch viel mehr drin.

Wie hat sich das "Real Wood"-Signet etabliert? Gibt es einen messbaren Nutzen?

Wir finden das "Real Wood"-Signet sehr gut und kommunizieren es auch in all unseren Marketingunterlagen sowie am PoS. Leider machen das nicht alle Hersteller, und so kommt Real Wood nicht die notwendige Kraft zu. Wenn sich alle ernsthafter damit beschäftigen würden, würde das der gesamten Branche gut tun.

Wie sehen Sie die Zukunft von Parkett, vor allem vor dem Hintergrund der Konkurrenz durch andere Belagstypen wie Designbeläge oder neue Techniken wie Digitaldruck?

Das sind sicherlich unsere stärksten Konkurrenzprodukte. Gerade deshalb sehen wir es als einen wichtigen Punkt, dass alle Parketthersteller "Real Wood" wirklich kommunizieren. Nur gemeinsam sind wir stark.

Können Sie Ihr rasantes Expansionstempo beibehalten, bzw. wollen Sie es beibehalten?

Unser Ziel ist, auch weiterhin kontinuierlich und vor allem gesund zu wachsen. Wir schauen Jahr für Jahr weiter. Längerfristige Ziele gibt es natürlich, aber die lassen wir lieber intern reifen.
aus Parkett Magazin 05/16 (Wirtschaft)