Bona: Strategische Neuausrichtung trägt Früchte

"Das Endkundengeschäft ist sehr schnell gewachsen"


Wen die Frage beschäftigt, wie ein Unternehmen von innen heraus wachsen kann, obwohl die äußeren Umstände eher dagegen sprechen, der findet Antworten nördlich des Öresund. Im schwedischen Malmö hat Bona seine Wurzeln, und hier werden die Geschicke des global aufgestellten Konzern nach wie vor gelenkt. Hinter der bescheiden wirkenden Kulisse der im Laufe der Jahrzehnte gewachsenen Fabrikation wurden auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise die Weichen für ein bemerkenswertes Wachstum gestellt.

Unter der Leitung der im Jahr 2007 neu in das Familienunternehmen eingetretenen Konzernchefin Kerstin Lindell erfolgte bei Bona eine strategische Neuausrichtung, die zunächst durch einen neuen Markenauftritt mit globalerer Ausrichtung nach außen sichtbar wurde. Gleichzeitig floss in den Jahren 2009 bis 2012 an allen Standorten auch viel Geld in die Ausstattung der Gebäude, in leistungsfähige Produktionstechnik und in die Verbesserung der Prozesse. "Wir haben viel getan in diesen Jahren. Wir haben in die Marke investiert, in Innovationen, in Nachhaltigkeit und in unsere Prozesse, um eine Plattform für Wachstum zu schaffen. Jetzt sind wir in der Lage, unser Geschäft zu verdoppeln, ohne dafür größere Investitionen tätigen zu müssen. Ich bin wirklich sehr stolz, dass wir dies gemeinsam erreicht haben", resümiert Kerstin Lindell rückblickend.

Ein Blick auf die Ergebnisse der letzten Jahre zeigt, dass sich die Anstrengungen auszahlen. Während der Umsatz der Gruppe von 2008 bis 2012 jährlich zwischen 3 % und 5 % zulegte, beläuft sich das Plus nun schon drei Jahre in Folge auf 9 % bis 11 %. Zuletzt erwirtschaftete die Gruppe mit rund 500 Mitarbeitern und Werken in Schweden, Deutschland, China und den USA (North Carolina und Denver) sowie ihren 17 Tochtergesellschaften einen Gesamtumsatz von 225 Mio. EUR bei einer EBIT-Quote von 11 %.

Exportquote der Schweden beträgt 97 %

In der Fabrik in Malmö werden Oberflächenbehandlungs- und -pflegeprodukte produziert. Täglich verlassen zwei bis acht Chargen das Gelände. In China hingegen erfolgt vorrangig die Herstellung von Industrieprodukten. Und die beiden Fabriken in den USA decken nahezu autark die gesamte Sortimentsproduktion für Nord- und Südamerika ab. In Deutschland komplettiert schließlich die Klebstoffproduktion das Angebot des Systemherstellers; zudem beherbergt Limburg das europäische Zentrallager des Konzerns. Das komplette Schleifmaschinensortiment deckt im Rahmen einer strategischen Kooperation der italienische Maschinenbauer Künzle & Tasin ab.

Vertrieben werden Produkte von Bona in mehr als 70 Ländern weltweit. USA und Europa sind die Kernmärkte, in denen der Hersteller auch weiterhin das wesentliche Wachstum erzielen will, an dritter Stelle folgt Asien. Die Exportquote der Schweden beträgt inzwischen 97 %.

Kerstin Lindell: "Bei einem so starken Exportanteil müssen die Produkte, die wir in alle Welt liefern, sicher funktionieren und stetig verbessert werden. Wir haben die Kontrolle über die Rohstoffe und eine vollständig integrierte Produktion bis hin zum Versand, nur so können wir die erforderliche Qualität garantieren." Um dies sicherzustellen, betreibt das Unternehmen sogar eine eigene Polymerproduktion.

Gelebte Markenwerte

Mit der strategischen Neuausrichtung schreibt sich Bona die drei Markenwerte Leistung, Nachhaltigkeit und Vertrauen auf die Fahnen. Für Kunden und Verbraucher hat dieses Anliegen vor allem dann Gewicht, wenn es um die Entwicklung neuer bzw. verbesserter Lösungen geht. "Wir stellen sicher, dass unsere Lösungen unbedenklich für die Gesundheit sind und die Umwelt nicht belasten", formuliert die Geschäftsführerin den Anspruch des Holzbehandlungsspezialisten. Dabei haben Produkte, die das Arbeiten auf der Baustelle sicherer und gesünder machen, eine jahrzentelange Tradition: 1979 brachte man bereits den ersten Wasserlack auf den Markt, 1994 folgten wasserbasierte Klebstoffe und 1997 der wasserbasierte 1K-Polyurethanlack Bona Mega. Seit 2005 gibt es die Dust Care-Lösungen für staubfreies Schleifen - die Kombination von Schleifmaschine und Staubabsaugsystem hat sich längst im Markt bewährt. Zertifikate wie ISO 14001, Emicode EC1, Greenguard und Dibt-Kennzeichnungen belegen das Engagement.

Besonders stolz ist man in der Unternehmenszentrale auf die jüngst erzielte Reduktion der CO2-Emissionen, auch weil die Kunden aus dem DIY-Segment bei der Wahl ihrer Lieferanten zunehmend entsprechende Maßnahmen anfragen. An allen fünf Standorten konnte der Ausstoß in den betrieblichen Abläufen wirksam eingeschränkt werden. "Wir haben unseren CO2-Fußabdruck zwischen 2012 und 2015 um 54 % reduziert. Allein der Energieverbrauch in den Fabriken konnte um 19 % gesenkt werden", sagt Björn Saalbach, Senior Vice President Product Management & Marketing bei Bona. Zudem habe man die Transporte vom Werk Malmö in das Limburger Zentrallager mittlerweile zu 80 % von der Straße auf die Schiene verlegt.

Wachstum besonders im Handel

In von Konsolidierung geprägten Märkten gewinnen Werte wie Dienstleistung, Nachhaltigkeit und Innovationen immer mehr Bedeutung. Die Hauptkundengruppe von Bona ist nach wie vor das Handwerk, gefolgt von Handel und der Industrie. In allen drei Gruppen will der Systemanbieter nah am Kunden sein. Im Handwerk wird dies in hohem Maße über Netzwerkpartnerschaften gelebt. Allen voran über das 2011 gestartete Schulungsprogramm zum Bona-zertifizierten Profihandwerker, das inzwischen rund 700 Teilnehmer absolviert haben. Darüber hinaus werden etliche weitere Seminare und Workshops angeboten, die gerade in Ländern zum Tragen kommen, in denen es weniger fundierte bis gar keine Ausbildungen gibt. Zusammen mit den Partnern aus dem Handwerk schließt sich der Kreis zum Verbraucher: Produkte und Dienstleistungen ergänzen sich zum "Lifetime Support"-Angebot über den gesamten Lebenszyklus des Holzbodens hinweg - von der Verlegung über die Reinigung und Pflege bis hin zur Sanierung inklusive der dazugehörigen Schleiftechnik.

In den USA ist Bona während der Finanzkrise stark gewachsen, besonders im Einzelhandelsgeschäft mit großen Warenhausketten wie Walmart oder Home Depot. Von 2010 bis 2015 hat sich der Umsatz binnen fünf Jahren von 75 Mio. USD auf über 150 Mio. USD verdoppelt. "Das Wachstum kommt gleichermaßen aus Handwerk und Einzelhandel. Beide haben aktuell einen etwa gleich großen Anteil, auch wenn das Endverbrauchergeschäft sehr schnell, sehr stark zugelegt hat", betont Kerstin Lindell. "Acht der zehn größten globalen Einzelhandelsmarken haben heute unsere Produkte in den Regalen. Vor der Krise haben wir keine davon beliefert, das ist ein wirklich großartiger Erfolg und ein Beleg für die starke Positionierung der Marke", betont die Konzernchefin.

Nach den Erfolgen in den USA setzt das Unternehmen auch in Europa verstärkt auf den Ausbau des Einzelhandelsgeschäfts. Im DIY-Segment konnte beispielsweise kürzlich die größte Bestellung im europäischen Einzelhandel von Kingfisher verbucht werden.

Beschleunigte Innovationszyklen

Die Hälfte des Umsatzes, heißt es in der Zentrale von Bona, werde derzeit mit Produkten und Lösungen erzielt, die erst in den letzten fünf Jahren entwickelt worden sind. Der Produktinnovationszyklus dürfte sich auch künftig weiter beschleunigen. Um etwa im Profi-Segment über das Kerngeschäft mit Systemen für die Oberflächenbehandlung von Holzböden hinaus weiteres Wachstum zu generieren, nehmen die Schweden inzwischen auch verstärkt die Bereiche elastische Bodenbeläge und Beton ins Visier. Ein aktuelles Beispiel ist das vor kurzem eingeführte Elastic System für die Sanierung von Altbelägen aus Linoleum, Kautschuk und PVC, mit dem man unter anderem vom Boom der immer häufiger verlegten Designbeläge partizipieren will.

Kerstin Lindell gibt einen Ausblick: "Wir werden definitiv unsere Anstrengungen verstärken, schneller zu wachsen. Und wir werden unser bestehendes Sortiment auch durch neue Angebote ergänzen. Aktuelle Beispiele sind das elastische System sowie neue Lösungen für Premium-Holzböden. Holzböden werden immer unser Kerngeschäft bleiben, aber wir sind auch offen für andere Produkte, wenn sie zum Bedarf unserer Kunden passen. Das ist Teil unserer Vision 2020."
| Imke Laurinat

Bona AB
Hauptsitz: Malmö/Schweden
Gründung: 1919
Eigentümer: Privatbesitz, Familienunternehmen
Umsatz: 225 Mio. EUR (2015)
Präsident und CEO: Dr. Kerstin Lindell
Mitarbeiter: über 500
Standorte: 5 Werke (Schweden, Deutschland, China, USA/North Carolina und Denver)
Tochtergesellschaften: 17
Vertrieb: in über 70 Ländern
Kunden: Einzelhandel (Warenhäuser und DIY), Handwerker, Industrie
aus Parkett Magazin 05/16 (Wirtschaft)