Welche Unterlage wofür?

Gut gerüstet für alle Anforderungen

Unterlagen haben unterschiedliche Eigenschaften. Es kommt auf den Einsatz an. Dämmung und Isolation gegen Feuchtigkeit, Kälte und Schall können ebenso gefordert sein, wie Druckfestigkeit, Diffusions-offenheit, Wärmedurchlass und Höhenausgleich. Auch ökologische Vorgaben des Auftraggebers können die Wahl des Unterlagenmaterials beeinflussen. Das Parkett Magazin hat Informationen zusammengetragen, den Sachverständigen Richard A. Kille um Einschätzungen gebeten und Hersteller gefragt, welche Produkte sie für welche Maßnahmen empfehlen.

Schwimmend verlegte Böden - ob Parkett, Laminat, Kork oder elastische Beläge - brauchen eine Unterlage. Das steigert nicht nur den Mehrwert für Handel und Verleger, sondern ist in der Branche fast Stand der Technik. "Fast", weil eine generelle Vorschrift nicht existiert. Es kommt auf den Anwendungsbereich und die Verlegesituation an. Bei mineralischen Untergründen ist zum Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit eine Dampfbremsfolie (sd-Wert) erforderlich. Trittschalldämmung für unten liegende Räume wird im Sinne des Gesundheitsschutzes durch die DIN 4109 "Schallschutz im Hochbau" geregelt. Erhöhte Anforderungen stellen dazu die VDI 4100 und die Richtlinie der Deutschen Gesellschaft für Akustik. Beim Gehschall im Raum selber haben sich die Laminatbodenhersteller eine eigene Norm gegeben (EPLF Norm WD 021029-5). Für die Verlegung auf Fußbodenheizung ist die Wärmeleitfähigkeit (EN 12667) zuständig. Das Brandverhalten einer Unterlage (DIN 4102) hat entscheidenden Einfluss auf den Fußboden als Gesamtsystem. Eine Brandprüfung muss immer im Verbund erfolgen, sagt daher der Kommentar zur DIN 18365 "Bodenbelagarbeiten". Und schließlich soll das Unterlagenmaterial gesundheitlich einwandfrei sein und wird nach DIN EN 13419 sowie nach DIN EN 717-1 auf Emissionen geprüft.
Maßgeschneiderte Sortimente

Mindestanforderungen sind also reichlich vorhanden. Darüber hinaus bieten die Hersteller im Wettbewerb jede Menge Spezialprodukte und entwickeln dünne Materialien, die trotzdem viel Schall schlucken, wasserfeste Materialien, die im Feuchtraum zu verlegen sind und preisaggressive Unterlagen, die dem Heimwerker angeboten werden. Es gibt Matten oder Rollen, schwere Mineralstoffe oder leichten PE-Schaum sowie ökologisch propagierte Dämmunterlagen aus Holzfasern oder Korkschrot. Ausgelobt sind sie je nach Eigenschaften für Mehrschichtparkett, Massivdielen, Laminat, Vinylböden, elastische Beläge und Teppich. Wo Wärmedämmung gefordert ist, sind Materialdicke und Dichte ausschlaggebend. Wo aber eine Fußbodenheizung den Wärmedurchlass in den Raum verlangt, wird ein anderes Produkt benötigt. Und dass Trittschall eine andere Form der Geräuschwahrnehmung ist als Gehschall, schlägt sich ebenfalls in der Unterlagenkonstruktion nieder.

Das sind aber noch nicht alle Kriterien für eine gute Unterlage. Ein Unterboden ist selten völlig eben, hat eventuell kleine "Beulen", die sich vor allem bei einem elastischen Belag durchdrücken würden. Daher kommt dem Höhenausgleich eine wichtige Funktion zu. Flexible Unterlagen können Unebenheiten bis zu 5 mm ausgleichen. Darüber hinaus sollen sie die Stabilität des Oberbelages stützen, dort etwa, wo schwere Möbel mit hoher punktueller Belastung aufgestellt werden.

Auch das Thema "Schutz vor Feuchtigkeit" ist nicht mit einer Unterlage abgehandelt. Bei Estrich, Beton oder Fliesen ist eine Bremse oder Sperre gegen Nässe vorteilhaft und wird von vielen Bodenherstellern vorgeschrieben. Bei einem Untergrund aus Holzdielen, Spanplatten oder PVC dagegen darf keine Dampfbremse oder -sperre verwendet werden, sonst staut sich Feuchtigkeit und die Bildung von Schimmelpilzen wird gefördert.


Interview mit dem Sachverständigen Richard A. Kille
"Es gibt qualitativ erhebliche Unterschiede"

Das im Handel verfügbare Unterlagenangebot ist heute größer denn je, so dass Orientierung selbst für den Profi nicht immer einfach ist. Welche Präferenzen setzen Parkett- und Bodenleger bei der Auswahl einer Unterlage für die jeweiligen Maßnahmen? Antworten gibt der Sachverständige Richard A. Kille im nachfolgenden Interview.

Wie hat sich das Unterlagenangebot nach Ihrer Beobachtung in den letzten Jahrzehnten entwickelt?

Richard A. Kille: Aus der Historie bin ich ein Freund von elastischen Dämmunterlagen, sowohl für textile als auch elastische Bodenbeläge. Bereits in den 1990er Jahren war die Auswahl für boden- und parkettlegende Handwerksbetriebe groß. 1995 konnte man zwischen elf unterschiedlichen Kategorien von Unterlagen wählen, angefangen von einem Material aus Wollfilzpappe bis hin zu über 6 mm dicken, geschlossenzelligen Kautschukunterlagen.

Sind die Anforderungen an Unterlagenmaterialien gestiegen?

Ob Bedürfnisse der Trittschallverbesserung oder der Wärmedämmung anfänglich im Vordergrund standen, sei dahingestellt, immer war der Komfort ein ausschlaggebendes Argument. Sehr früh haben wir gelernt, dass nicht jeder Bodenbelag für jede Unterlage geeignet ist bzw. nicht jede Unterlage für jeden Bodenbelag eingesetzt werden kann. Ein stuhlrollengeeigneter Teppichboden muss selbst in der Kombination mit einer hochwertigen Unterlage nicht zwangsläufig immer noch stuhlrollengeeignet sein. Die falsche, nicht selten zu weiche Unterlage für PVC-Bodenbeläge oder auch Linoleum führt zu Schäden. Schnell hat sich gezeigt, dass die Vielfalt der Unterlagmaterialien auf der einen Seite "die Qual der Wahl" darstellte und auf der anderen Seite der Systemgedanke eine wichtige Rolle spielt. Das Thema Brandschutz hat uns gelehrt, dass Bodenbeläge, die die Brandschutznormen erfüllen, in der Kombination mit einer willkürlich gewählten Unterlage bei der Prüfung und Klassifizierung des Brandverhaltes plötzlich nicht mehr den europäischen Normenstandard erfüllen. So vielschichtig ist auch das Thema Unterlagen für Parkett, Laminat, LVT und verwandte Beläge.

Wie beurteilen Sie die am Markt vorhandene Vielfalt an Unterlagen? Sind die Eigenschaften ähnlich oder gibt es große, qualitative Unterschiede?

Die Vielfalt der auf dem Markt erhältlichen Unterlagen sorgt für eine Vielfalt unterschiedlicher Eigenschaften. Hierbei gibt es auch qualitativ erhebliche Unterschiede. Tatsächlich ist es so, dass es Unterlagmaterialien gibt, die kaum mit dem Begriff Qualität zu bezeichnen sind. Wird nach Unterlagen für Parkett, Laminat, LVT und anderen Belägen gesucht, ist der Griff in die Wühlkiste der Produktvielfalt nicht zu empfehlen. Bei einem Noname -Produkt kann es vorkommen, dass sich bei einer als Dampfbremse benötigten Unterlage die Aluminiumkaschierung durch Feuchteeinwirkung auflöst.

Würden Sie unter schwimmender Verlegung von Parkett, Laminat, Kork, Linoleum und LVT grundsätzlich Unterlagen empfehlen? Wenn ja, warum?

Grundsätzlich muss es einen Sinn ergeben, unter schwimmend verlegtem Parkett, Laminat, Kork und sonstigen Elementen eine Unterlage zu verlegen. Verschiedene Eigenschaften der Unterlagen können gefordert sein. Ob es der Ausgleich punktueller Unebenheiten ist, Trittschallminimierung oder allein das Eingrenzen des Risikos eines Untergrundes, der nicht dauerhaft sicher trocken ist, wird fallbezogen zu entscheiden sein. Die Dicke der zu verlegenden Fußbodenelemente ist in Kombination mit der Dicke des Unterlagenmaterials im Objekt, insbesondere bei Sanierung/Renovierung, zu berücksichtigen, da nicht immer die erforderlichen Höhen zu angrenzenden Türen, Durchgängen und Ausgängen vorhanden sind. Insgesamt ist die Auswahl einer Unterlage für die schwimmende Verlegung von Fußbodenelementen also höchst individuell und objektbezogen zu entscheiden.

Hersteller betonen den Systemgedanken einer Verbindung zwischen Oberbelag und Unterlage. Worauf sollte der Handwerker achten?

In früherer Zeit konnten wir einige Tipps geben, damit der Handwerker individuell entscheiden konnte, welche Unterlage er für welchen Boden auswählen kann. Heute ist der Systemgedanke ein Grundsatz, der zwingend zu beachten ist. Das heißt, in den Verlegeanleitungen der schwimmend zu verlegenden Module, Planken oder Elemente sind entweder systembezogene Unterlagenmaterialien benannt oder in Kooperation mit Herstellern eine Produktauswahl aufgelistet.

Der Systemgedanke hat seine Berechtigung, denn in Abhängigkeit der Dicke der Elemente und der daraus resultierenden Flexibilität wird mit Berücksichtigung des Verriegelungssystems von Nut und Feder die geeignete Unterlage benannt. Die Druckfestigkeit einer Unterlage, ob dynamisch oder dauerhaft, ist in Abhängigkeit der Art und Beschaffenheit schwimmend zu verlegender Module, Planken und Elemente zu wählen bzw. systembezogen bestimmt.

Zu häufig kam es in der Vergangenheit aufgrund zu weicher oder zu dicker Unterlagen zu Komplikationen im Bereich der Fügeflächen (Nut und Feder/ bzw. Klicksystem). Punktlasten, die z. B. durch Schränke oder Tischbeine verursacht werden, sind hierbei ebenso zu berücksichtigen, wie die Punktlasten durch Stuhlbeine. Deshalb sehe ich die Betonung der Hersteller, ein empfohlenes System zu wählen, positiv und als risikominimierend für den Verarbeiter.

Was halten Sie von Unterlagen mit ein- und doppelseitiger Klebe-/Haftfunktion?

Unterlagen gibt es mit verschiedenen Eigenschaften, ob lose liegend, selbsthaftend oder selbstklebend. Hier hat sich gezeigt, dass die Hersteller von Modulen, Planken und Elementen sich Gedanken machen, welche Unterlage speziell für ihr Fußbodenerzeugnis die richtige ist. Und wieder spricht das System für sich, denn selbsthaftende oder einseitig bzw. doppelseitig klebende Unterlagen haben durchaus ihre Berechtigung, insbesondere wenn sie einen Beitrag dazu leisten, die Geräuschkulisse beim Begehen zu dämpfen.

Unterlagen haben in der Regel eine isolierende Wirkung gegen Schall und Kälte. Macht es Sinn, sie bei Fußbodenheizung einzusetzen und wird der Wärmedurchgang nicht in jedem Fall behindert?

Klarzustellen ist, dass bei einer vorhandenen Fußbodenheizung der zu verlegende Bodenbelag, auch wenn dieser schwimmend verlegt wird, mit oder ohne Unterlage nicht den Wärmedurchgang über das Maß des Wärmedurchlasswiderstandes (WDW) von 0,15 m2 K/W einschränken darf. Gute Unterlagenmaterialien sind mit entsprechenden Produktdatenblättern ausgestattet, die den Wärmedurchlasswiderstand ausweisen, genau wie die Datenblätter zu Fußbodenelementen, die schwimmend zu verlegen sind. Beim Wärmedurchlasswiderstand ist es einfacher als beim Trittschall, denn dieser kann über die ausgewiesenen Widerstände der einzelnen Schichten (modulares Fußbodenelement, Verlegeunterlage und Schutzfolie) addiert werden.

Unterlagen sollen kleine Unebenheiten im Untergrund ausgleichen und druckfest sein, um den Oberbelag und etwa seine Klickverbindung zu stützen. Auf welche Produktspezifikationen kann der Anwender sich hier verlassen?

Befolgt der Anwender die Empfehlung des Systemgedankens, muss er keine Einzeleigenschaften beachten, sondern nur die systembezogen richtige Unterlagen zum richtigen Fußbodenmodul wählen, das schwimmend verlegt werden soll. Natürlich ist es wichtig, zu beachten, dass die dynamische Druckfestigkeit einerseits, die Druckfestigkeit allgemein und die dauerhafte Druckfestigkeit geprüft wurden und auf dem Produktdatenblatt genauso ausgewiesen sind, wie die Möglichkeit, mit der Unterlage den Ausgleich punktueller Unebenheiten zu schaffen. Hier gibt es nur eine Empfehlung zu beachten, nämlich das technische Merkblatt TM 1 "Unterlagmaterialien unter mehrschichtigen modularen Fußbodenbelägen (MMF) - Prüfnormen und Leistungsindikatoren", Ausgabe 11.2015. Es ist im Internet als PDF für jeden frei zugänglich. Dieses technische Merkblatt, gepaart mit der Verlegeanleitung des gewählten modularen Bodenbelages, ist die Grundlage für die Auswahl einer geeigneten Unterlage.

Wie beurteilen Sie den Unterschied zwischen Schaumprodukten und anderen Materialien? Ist das nur eine Preissache?

Der Unterschied zwischen Schaumprodukten und anderen Materialien - z. B. hochgefüllte, schwere, dennoch dünne Unterlagen - ist nicht nur eine Preissache. Verschiedene, technisch zum Teil hervorragende Eigenschaften werden mit Schaumprodukten erfüllt, die hochgefüllte, schwere Materialien nicht erfüllen können und umgekehrt. Hier sollte man nicht dem Trugschluss verfallen, dass Unterlagenmaterialien mit einem geringen Quadratmetergewicht auch gleichzeitig billige Unterlagen sind und schwere Unterlagen mit einem hohen Quadratmetergewicht bessere Unterlagen. Das eine muss mit dem anderen nichts zu tun haben.

In welchen Fällen wäre Ihrer Ansicht nach eine Unterlage unabdingbar, in welchen Fällen überflüssig?

Generell kann man diese Frage nicht beantworten. Die Erfahrung hat gelehrt, dass es insbesondere bei der Altbausanierung empfehlenswert ist, nicht auf eine Unterlage zu verzichten, da diese verhältnismäßig preiswert Eigenschaften wie Wärme- und Trittschalldämmung liefern kann, ohne gleich von mehreren Zentimetern Systemaufbauhöhe zu sprechen. Im Trockenbau dagegen stelle ich immer wieder fest, dass gut verlegte Trockenestrich-Elemente so planeben sind, dass sich gute Fußbodenelemente einwandfrei schwimmend verlegen lassen. Später beim Begehen ist nicht mehr spür- oder hörbar, ob es sich um einen schwimmend verlegten oder vollflächig geklebten Bodenbelag handelt. Selbstverständlich, und das steht über allen Ausführungen, ist den Verarbeitern dringend zu empfehlen, sich an die Verlegeanleitung für die entsprechenden Fußbodenprodukte zu halten.



Verlegehinweise für Laminat- und MMF-Bodenbeläge

Merkblätter des Verbandes der europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF):
- EPLF-Merkblatt "Unterlagmaterialien unter Laminatfußbodenelementen - Prüfnormen und Kennzahlen"
- Technisches Merkblatt "Verlegen von Laminatfußbodenelementen".

Merkblätter des Verbandes der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge (MMFA):
- TM 1 "Unterlagenmaterialien unter MMF-Böden"
- TM 2 "Verlegen von MMF-Böden"
- TM 3 "Reinigung und Pflege von MMF-Böden"
aus Parkett Magazin 05/16 (Bodenbeläge)