Sanders:

Bis Ende Dezember muss eine Lösung her


Bramsche. In den vergangenen Wochen haben sich die Ereignisse beim Bettwaren-Produzenten Sanders förmlich überschlagen: Zunächst der Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit. Dann die Kunde, dass die halbjährliche Zinszahlung auf die Anleihe ausgesetzt werden würde. Kurz darauf die Mitteilung, dass die Zahlungsunfähigkeit eingetreten sei. Zuletzt am 13. Oktober, nach Drucklegung der Oktober-Haustex, Insolvenzantrag für die, wie es heißt, persönlich haftenden Gesellschafter Sanders Beteiligungen und Sanders Verwaltung sowie den Komplementär Bewetex.

Inzwischen ist nach außen etwas Ruhe eingekehrt, wenn auch hinter den Kulissen weiterhin emsig an der Rettung der Unternehmensgruppe gearbeitet wird. Wichtig: Für die Sanders GmbH&Co.KG gilt trotz der Zahlungsunfähigkeit nach wie vor der Schutzschirm. Ende Dezember muss es eine Lösung geben, dann endet die Dreimonatsfrist für das Schutzschirm-Verfahren.

Nicht ohne Grund verbreitet man in Bramsche weiterhin Optimismus. Sachwalter Michael Mönig, der gemeinsam mit Inhaber Hans-Christian Sanders die Fäden zieht, betont, dass lediglich die finanzielle Lage restrukturiert werden müsse, an Aufträgen würde es dagegen nicht mangeln. Er hoffe, am Ende die einzelnen Gläubiger-Gruppen davon überzeugen zu können, den Sanierungsweg mitzugehen und mit ihnen einen Vergleich schließen zu können, erklärte er gegenüber der Osnabrücker Zeitung. An eine Reduzierung der Arbeitsplätze sei jedenfalls nicht zu denken.

Ähnlich der Tenor auf der Betriebsversammlung, zu der in Bramsche rund 140 Mitarbeiter kamen. Dort äußerte sich auch der IG-Metall-Bevollmächtigte Stephan Soldanski zuversichtlich und sprach den Mitarbeitern Mut zu. Dank der notwendigen Warenversorgung sei die Produktion gewährleistet, teilte er gemeinsam mit Inhaber Sanders und Sachwalter Mönig mit. Die aktuelle Auftragslage sei sehr solide. Seitdem hält sich das Unternehmen mit Aussagen gegenüber der Öffentlichkeit zurück.

Die Kapitalgeber der 22-Millionen-Unternehmensanleihe müssen dennoch weiter zittern, zumindest sofern sie keine institutionellen Anleger sind. Die Kanzlei Mertens mutmaßt auf ihrer Homepage, dass für diese Anleger in dem zu erarbeitenden Insolvenzplan zumindest erhebliche Verschlechterungen bei den Zinsen, der Laufzeit und den Modalitäten der Rückzahlung zu erwarten seien. Bei einem Verkauf als Ganzes an einen Investor könnte sogar unter Umständen das gesamte Kapital abgeschrieben werden. Die Banken, heißt es dort, hätten sich im Zuge der Gläubigerversammlung im Januar günstigere Konditionen verschafft, indem sie sich Sicherheiten für ihre Kredite gesichert hätten.

Auf der anderen Seite musste auch jeder Kapitalgeber wissen, worauf er sich bei der Sanders-Anleihe einlässt. Ein vergleichsweise hoher Zinssatz von 8,75 Prozent in Zeiten von Niedrigzinsen sowie ein sehr mäßiges Creditreform-Rating von B+ (ausreichende Bonität, höheres Ausfallrisiko) sprechen eine eindeutige Sprache. Je höher das Risiko, desto höher auch die Verzinsung. Creditreform hat inzwischen das Rating von Sanders auf D gesetzt, die schlechteste Einstufung: Ungenügende Bonität, Totalausfall, Insolvenz. Möglicherweise etwas vorschnell.
aus Haustex 11/16 (Wirtschaft)