Noack Rellingen: Im Gespräch mit Objekteur Sebastian Schoen

Sechs Werte zum Erfolg

Das Leistungsspektrum des Objekteurs Noack Rellingen umfasst Bodenbelag-, Parkett- und Estricharbeiten. Geschäftsführer Sebastian Schoen legt großen Wert auf technische Beratung und Markenunabhängigkeit. So kann er individuell auf die Wünsche der Kunden eingehen. Aufträge erhält die Firma vor allem durch Empfehlungen von Stammkunden.

Der Büroboden des Verlegebetriebs Noack Rellingen ist mit weichem Teppichboden ausgekleidet. Die Mitarbeiter in ihren Büros sind durch die Türen nur leise zu hören. Im Besprechungsraum hängt ein Bauplan für eine Wohnsiedlung an der Wand, gegenüber ein Foto des letzten Firmen-Sommerfests und ein Flipchart mit den Noack-Werten: Ehrlichkeit, Kompetenz, Liefertreue, Qualität, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit. "Jeder neue Mitarbeiter bekommt von uns einen Leitfaden zur Firma und unsere sechs Unternehmenswerte stehen auf der ersten Seite", erklärt Sebastian Schoen, Geschäftsführer von Noack Rellingen. "Die Werte haben wir selbst erarbeitet und versuchen danach zu leben. Damit setzen wir uns vom Markt ab."

Nachhaltigkeit kam erst letztes Jahr neu hinzu. So wird z.B. vermehrt mit Teppichen aus Econyl-Fasern gearbeitet, die unter anderem aus alten Fischernetzen gewonnen werden oder aus verschiedenen recycelten Kunststoffen. "Für immer mehr Kunden spielt dieses Thema eine große Rolle und wir kommen diesem Wunsch nach." Sich flexibel an den Kunden orientieren, ist das Ziel des 43-jährigen Geschäftsführers Schoen. Er leitet die Firma seit 2009. Wenn er von Kunden spricht, meint er Stammkunden. Sie machen über 70 % des Geschäfts aus. "Noack Rellingen steht für Zuverlässigkeit und eine gute technische Beratung, denn der Kunde wird kritischer." Damit konnte der Betrieb in der Vergangenheit punkten und wurde weiterempfohlen. "Mit unseren Firmenwerten haben wir uns über Jahrzehnte am Markt etabliert." Der Erfolg von der Firmengruppe Noack fußt auf den Stammkunden.

Absage an die Elbphilharmonie

Daneben gibt es Ausschreibungen von öffentlichen Auftraggebern. Doch auf Preiskämpfe lässt sich die Noack Rellingen nicht vollends ein. Aufträge von großen Baukonzernen nimmt Schoen nur ungern an. "Wir haben mehrmals der Elbphilharmonie abgesagt."

Sein Ziel ist der höherwertige Bereich, denn dort ist nicht nur der Preis entscheidend. "Zum Beispiel arbeiten wir mit Unternehmen zusammen, die eine Wohnanlage errichten und hochwertiges Parkett bevorzugen. Das ist unsere Stärke: Beratung bei Sonderwünschen." Daneben verlegen die Noack-Mitarbeiter in der letzten Zeit vermehrt Böden in Flüchtlingsheime: vor allem Linoleum. "10.000m2 in umgebauten Hallen. Der Boden muss strapazierfähig sein und leicht zu reinigen." Auf diese Weise verlegt der Objekteur im Jahr rund 220.000 m2 verschiedene Beläge, wie z.B.Fertig-und Rohholzparkette, textile Beläge, Linoleum, Kautschuk, PVC- und LVT-Beläge.

Der Verlegebetrieb steht auch in Konkurrenz zu anderen Filialen der Noack-Gruppe, denn alle sind seit 1988 selbstständig. "Trotzdem treffen wir uns jährlich zu einem Familienfest, besprechen Probleme, tauschen uns aus, sind aber ansonsten komplett voneinander getrennt." Einen ähnlichen Austausch pflegt Noack Rellingen mit dem Einkaufsverband Gesellschaft für Raumausstattung (GFR). Gemeinsam mit 20 Objekteuren profitieren sie deutschlandweit von einem höheren Handelsvolumen und können günstigere Preise im Einkauf erlangen. Gerade bei einigen Lieblingsherstellern ist das von Vorteil. Zwar ist Noack Rellingen produktoffen und kann auf die individuellen Wünsche der Kunden eingehen, doch Schoen hat seine Favoriten: "Wir nutzen alle namhaften Hersteller. Für Parkett etwa Bauwerk und Boen. Bei Teppichen sind es Anker, Interface und Vorwerk. Bei elastischen Böden setzen wir auf Tarkett, Forbo Flooring, Gerflor Mipolam und Amtico."

Wichtig für Schoen ist, dass die Industriemarke eine gute technische Dienstleistung mitbringt. "Treten Probleme auf, muss der zuständige Anwendungstechniker schnell erreichbar sein." Mit diesem Portfolio fährt der Betrieb gut. Die Entwicklung ist positiv: Vor zehn Jahren hatte Noack nur fünf feste Verleger, in der Zwischenzeit sind es über 20. Im Büro arbeiten 18 Mitarbeiter. "Der umfangreiche feste Stamm an Mitarbeitern und Nachunternehmern ist mein persönliches Highlight der letzten zehn Jahre", zieht Schoen eine positive Bilanz. Und für die gute Stimmung sorgen Kickertisch, Sommerfahrten und Weihnachtsfeiern. "Wenn es den Mitarbeitern gut geht, nimmt das der Kunde positiv wahr." Den Erfolg führt Schoen auf zwei Punkte zurück: "Harte Arbeit und Glück." Das begann bereits 2002, als er sich bei Noack bewarb und nach den Aufstiegsmöglichkeiten gefragt hatte. Bei entsprechender Eignung wurde ihm dabei der Geschäftsführerposten in Aussicht gestellt. "Das war einfach Glück: zur rechten Zeit am rechten Ort", gesteht Schoen. 2007 wurde er Geschäftsführer und erhielt 2009 die ersten Firmenanteile. Die restlichen folgten 2015.

Arbeiten im höherwertigen Preissegment

Für die Zukunft wünscht sich der studierte Bau- und Wirtschaftsingenieur mehr Aufträge von Architekten, Bauunternehmern und Wohnungsgenossenschaften. "Unser Favorit ist das höherwertige Preissegment, wo es technisch anspruchsvoll wird." So wurde 2015 die Wendeltreppe des Generali-Gebäudes in Hamburg mit 100 m2 Linoleum belegt. Das Schwierige war der Höhenunterschied zwischen den beiden historischen Gebäudeteilen. "Die Treppe ist nun uni-schwarz mit goldenen Kanten und Messingschellen - sehr edel", sagt Schoen stolz.

Bestseller von Noack Rellingen ist nach wie vor das einfache Fertigparkett in Eiche, dann folgen Teppichfliesen in futuristischen Farben: "Architekten wollen am liebsten einen hellen Anthrazitton". Fragt man Schoen, wie der Boden bei ihm zu Hause aussieht, schmunzelt er. "Ich habe Parkett nur im Wohnzimmer. Der Dielenboden besteht aus Keramikfliesen und die Schlafzimmer ziert Teppichboden. Damit bin ich nicht im Trend, denn Teppichboden ist rückläufig." Dabei schwört er nach wie vor darauf. Am liebsten mag er jedoch Parkett in heller Eiche rustikal. "Eine junge Architektin ließ diesen Boden bei einem Objekt von uns einbauen und als er fertig war, rief sie uns an: Überall wären schwarze Flecken." Als unsere Mitarbeiter am nächsten Tag anreisten, stellten sie fest: "Sie hatte die Astlöcher gemeint. Peinlich für sie, der Bauherr hingegen war von der Optik begeistert."
aus FussbodenTechnik 06/16 (Wirtschaft)