Sörnsen-Gruppe: Wachstum und Synergien durch Amco-Übernahme

Zwei Marken, zwei Strategien

Die Integration des übernommenen ehemaligen Wettbewerbers Amco ist bei Sörnsen längst nicht abgeschlossen, führt aber in der Gruppe bereits zu einer Neupositionierung. Während das Stammhaus stärker auf die Kunden aus dem Großhandel und der Industrie ausgerichtet werden soll, bleibt Amco die Marke für Baumärkte. Synergien gib es dennoch.

Das Geschäft mit Holzleisten lebt von einer großen Produktvielfalt und oftmals kleinen Margen. Ein Blick in das Lager von Sörnsen in Süderbrarup lässt ahnen, dass die Kommissionierung für die Versandabwicklung der vielen gemischten Bestellungen tagtäglich einen enormen logistischen Aufwand mit sich bringt. Jede Woche beliefert der Holzleistenhersteller rund 1.500 Märkte. Rund 3.000 Artikel gehören zum Lagersortiment; hinzu kommen alle möglichen Sonderprodukte. Dank eigener Werkzeugherstellung sind nahezu alle Profilformen und -arten möglich. Im Kerngeschäft mit massiven Sockelleisten wird neben MDF überwiegend gebeizte Eiche verarbeitet, gefolgt von Kiefer und Buche.

Ein Alleinstellungsmerkmal im Markt habe man sich in den letzten Jahren mit dem Angebot emissionsfrei lackierter MDF-Leisten aufgebaut, sagt Robert Sörnsen, der das Familienunternehmen in dritter Generation zusammen mit seinem Vater Georg Sörnsen leitet. "Der Einsatz von Lösemitteln wird aufgrund strengerer EU-Richtlinien weiter zurückgehen, deshalb wollen wir unser System zertifizieren lassen." Damit die Wasserfarbe direkt aufgesprüht werden kann, verwendet Sörnsen zudem verglichen mit den üblichen folierten Produkten ein hochdichtes MDF. Inzwischen gehen jährlich rund 8 Mio. lfm. lackierte Leisten in den Markt.

Mit einer Gesamtkapazität von 25 Kehlmaschinen und einem Umsatz von zuletzt 35 Mio. EUR (2014: 27 Mio. EUR) zählt sich Sörnsen zu den drei größten Massivleistenherstellern im europäischen Markt. Die Exportquote liegt derzeit bei 54 %. Neben dem Werk in Süderbrarup deckt der 2013 übernommene Standort im estländischen Trives mit rund 120 Mitarbeitern aktuell knapp ein Drittel der Fertigung ab. Außerdem zur Gruppe gehört seit 2010 der in Hamburg ansässige Holzimporteur Derboben. Schnitthölzer und Leimholzplatten aller Art für Innenausbau, Möbelproduktionen, Treppenbau und Leisten- sowie Parkettproduktionen sind ständig am Lager.

Ein Chance für weiteres Wachstum bot sich Anfang des Jahres mit der Übernahme des Mitbewerbers Amco von der Schnell-Gruppe. Im niedersächsischen Kirchbrak wurden zuletzt mit 70 Mitarbeitern neben Holzleisten auch andere Holzelemente gefertigt, zum Beispiel für den Treppenbau und für Möbel. Seit Ende Mai gehört Amco nun zu Sörnsen, agiert aber weiterhin eigenständig am Markt. Die beiden Sörnsen-Geschäftsführer bilden zusammen mit Michael Momme das Führungstrio. Durch die Integration des Betriebes rechnet Robert Sörnsen im laufenden Jahr mit einem Anstieg des kumulierten Umsatzes auf rund 50 Mio. EUR.
| Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 06/16 (Wirtschaft)