Fachhandelsumfrage Tapete 2016 Teil 2

Gute Zeugnisse für die Lieferanten

Der Sieger im Fachhandelsbarometer Tapete 2016 ist Rasch. Das Familienunternehmen überzeugt als sympathischster Anbieter mit seinem Leistungskatalog. Dicht auf den Fersen sind ihm auf Platz zwei und drei A.S. Création und die Marburger Tapetenfabrik.

Rasch ist nicht nur der im Fachhandel am stärksten vertretene Tapetenhersteller. Das Bramscher Familienunternehmen erhält von seiner Kundschaft in Fachhandel und Raumausstattung auch die beste Durchschnittsnote (1,89) für seine Leistungen - und wird außerdem als sympathischster Anbieter von Wandbelägen wahrgenommen. Über die zweitbeste Gesamtbewertung, die mit 1,95 nur knapp hinter der Note für Rasch liegt, darf sich A.S. Création freuen; die Marburger Tapetenfabrik folgt mit hauchdünnem Abstand auf Position drei (1,96). Das ist das Ergebnis des Kundenbarometers Tapete 2016, durchgeführt vom Marktforschungsinstitut United Research im Auftrag von BTH Heimtex.

Damit hat Rasch gegenüber dem vergangenen Jahr wieder Boden gutgemacht, als der Hersteller im Ranking über 13 Kriterien hinweg überraschend auf Platz drei hinter A.S. Création und der Marburger Tapetenfabrik gelandet war. Einschließlich Sympathiewert überzeugte Rasch die Befragten diesmal mit insgesamt fünf Leistungskriterien, in denen die Bramscher mit Bestnoten vor ihrer Konkurrenz liegen. Im vergangenen Jahr waren es vier.

A.S. Création hat die Positionen mit Rasch getauscht. Die Gummersbacher sind zweisympathischster Anbieter und belegen im Gesamtranking sowie mit vier Bestnoten in Einzelkriterien jeweils den zweiten Platz. Es folgt die Marburger Tapetenfabrik mit der drittbesten Durchschnitts- und Sympathienote. Während der Hersteller insgesamt um eine Position abrutschte, verbessert er sich bei der Anzahl der gewonnenen Einzelkriterien. Nach einer Bestnote im vergangenen Jahr sind es diesmal zwei.

Auch wenn es leichte Veränderungen in der Reihenfolge der Top 3 gibt, lässt sich aus den Umfrageergebnissen doch ablesen, dass sowohl Rasch als auch A.S. Création und die Marburger Tapetenfabrik im Fachhandel sehr geschätzt werden. Gegenüber dem Vorjahr haben die drei Lieferanten ihre dicht beieinander liegenden Durchschnittsnoten sogar noch einmal leicht verbessern können.

Leistungen auf hohem Niveau

Aber nicht nur die Spitze der Unternehmen kann sich über Zustimmung freuen, auch die übrigen Tapetenanbieter erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Leistungen der acht im Detail bewerteten Lieferanten bewegen sich auf sehr hohem Niveau.

Das Ergebnis ist also insgesamt kein Anlass für grundlegende Veränderungen. Es deutet aber im Detail darauf hin, dass im einen oder anderen Leistungskriterium noch Verbesserungen möglich sind. Dies betrifft generell die Vertriebspolitik, das Marketing und das Preis-Leistungs-Verhältnis, während bei Lieferschnelligkeit, Lieferzuverlässigkeit und Produktqualität kaum noch Luft nach oben ist. Grundsätzlich sind die Fachhändler sehr zufrieden mit ihren Tapeten-Lieferanten - wohlgemerkt: der beratende Fachhändler und Raumausstatter mit mehrheitlich weniger als zehn Mitarbeitern. Baumärkte und ähnliche Anbieter wurden im Rahmen des Kundenbarometers nicht befragt.

Die Unternehmen im Detail

A.S. Creation ist nach Umsätzen der Marktführer unter den Tapetenherstellern und als einziger Anbieter börsennotiert. Die Stärke des Gummersbacher Unternehmens sind insbesondere die zahlreichen Lizenz-Kollektionen wie Esprit Home, Porsche Design, Michalsky und Versace, auf die der Fachhandel kaum verzichten kann. A.S. Création hat von den Befragten die zweitbeste Note bekommen, mit knappem Abstand zu Sieger Rasch. Auch beim Sympathiewert stehen die Gummersbacher mit einem Wert von 2,02 ganz dicht hinter ihrem Bramscher Konkurrenten.

Damit setzt sich - trotz des Zurückfallens vom ersten auf den zweiten Platz - der Erfolgskurs von A.S. Création fort. Der Vorstandsvorsitzende Maik Holger Krämer, der das Amt Mitte des Jahres von Jörn Kämper übernahm, und sein Team haben in einem sehr schwierigen Umfeld für die Tapete gute Arbeit geleistet. Das zeigt sich vor allem in den Bestnoten für Marketing und Produktinnovationen. Zudem steht A.S. Création in den Kriterien Preis-Leistungs-Verhältnis und Lieferzuverlässigkeit an der Spitze.

Bei den Zukunftsperspektiven landete der Hersteller hinter Rasch gemeinsam mit Rasch Textil wie im Vorjahr auf Platz zwei. Dies liegt sicherlich mit an den ausgeklügelten POS-Systemen und Elementen, die A.S. Création seinen Handelskunden anbietet, aber auch an der neuen Tapeten-Akademie. Deren Seminarprogramm richtet sich an Interessenten, die handwerklich oder kaufmännisch mit der Tapete befasst sind sowie von der Tapete begeisterte Endverbraucher.

Erismann ist ein 1838 gegründetes Familienunternehmen, das seinen Sitz in Breisach hat. Nach Durchschnittsnoten kommt der Hersteller auf den fünften Platz und verbessert sich damit gegenüber dem Vorjahr um drei Ränge. Sein Außendienst heimste eine Bestnote ein und im zusammenfassenden Kriterium Mensch steht der Anbieter an zweiter Stelle.

Der Service wird ebenfalls geschätzt, bei der Reklamationsbearbeitung ist Erismann in den Augen der Befragten sogar Spitze. Von der Produktqualität sind die Kunden des Breisacher Unternehmens, das jedes Jahr bei der Heimtextil in Frankfurt eine Fülle neuer Kollektionen präsentiert, nicht ganz so überzeugt. Dabei wurde die Kollektion "Fashion Wood" für dieses Jahr für den German Design Award nominiert. Sie greift das Trend-Thema Natur auf.

Die Essener Tapeten-Import-Gesellschaft und die Schmitz Tapeten-Import-Gesellschaft sind zwei Verlage von Christian Schmitz, der auch die auf das Objektgeschäft ausgerichtete Marke Tescoha vertreibt. Bekannt sind die beiden kleinen, aber feinen Verlage im Fachhandel für außergewöhnliche Tapeten. So arbeitet Schmitz mittlerweile mit der Armani-Gruppe zusammen und bietet die erste Armani/Casa-Tapetenkollektion an. Sie präsentiert eine Auswahl sehr hochwertiger Wandbekleidungen.

Die Marburger Tapetenfabrik gilt als Kreativschmiede unter den deutschen Tapetenhestellern. Bekannte Designer wie Luigi Colani, Zaha Hadid und Harald Glööckler haben für das 1845 gegründete Familienunternehmen Aufsehen erregende Kollektionen entworfen. Designchef Dieter Langer ist ebenfalls längst eine Marke und Inhaber Ullrich Eitel lässt sich als Ingenieur immer wieder neue Raffinessen einfallen wie die LED-Beleuchtung der Tapeten.

Kein Wunder also, dass die Marburger Tapetenfabrik im Kriterium Produktinnovationen mit an der Spitze steht. Bei der Produktqualität finden sich die Kirchhainer sogar an erster Stelle, ebenso wird die Vertriebspolitik hoch geschätzt. Alles in allem erreicht der Lieferant den dritten Platz nach Durchschnittsnoten, ganz knapp hinter Rasch und A.S. Création. Mit den Gummersbachern teilt sich der Hersteller die Position als zweitsympathischster Anbieter. Und auch in den übrigen Kriterien hat die Marburger Tapetenfabrik gute Ergebnisse erzielt.

Dass sie Innovationen auf den Markt bringt, wird sie bei der Heimtextil im Januar wieder unter Beweis stellen. Dann präsentiert sie die neue Kollektion der im März gestorbenen Architektin Zaha Hadid, ergänzt um LED-Elemente. Auch im Vertrieb zeigt der Hersteller, dass ihm das Wohl seiner Kunden am Herzen liegt. Dabei setzt er auf die drei klar voneinander abgesetzten Säulen Architecture, Wallcovering und Wallpainting.

P + S bemüht sich nach Kräften, mit Hilfe von Testimonals die Tapete in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken. Ein Coup ist Geschäftsführer Dietmar Everding, der seit Ende 2015 auch Mitgesellschafter ist, mit Guido Maria Kretschmer gelungen. Der aus dem Fernsehen bekannte Modedesigner stellte im vergangenen Jahr bei der Heimtextil seine erste, für den Tapetenhersteller entworfene Kollektion vor, mit der die Zielgruppe von P+S gut bedient wird. Die Karte bietet jedem Geschmack einen Wandbelag, mit dem sich experimentieren lässt und der für Wohlfühlatmosphäre sorgt. Zuvor hatte Pop-Titan Dieter Bohlen für die Gummersbacher gearbeitet.

Rasch hat nach einer kleinen Erfolgsdelle im vergangenen Jahr wieder Platz eins im Gesamtranking erklommen und ist gleichzeitig der sympathischste Tapetenlieferant. Das Familienunternehmen aus Bramsche punktet in insgesamt fünf Leistungskriterien: Außer Sympathie sind dies Lieferschnelligkeit, Qualität Innendienst, Zukunftsperspektiven und Markenstärke. Das ist ein gutes Ergebnis, auf das sich erfolgreich aufbauen lässt. Zumal Rasch auch bei den aggregierten Kriterien Mensch, Service, Image und Management an vorderster Stelle steht.

Ein wichtiger Faktor für das von den Cousins Dario und Dr. Frederick Rasch geführte Unternehmen: Rasch ist eine starke Marke, der Name steht für sich. In diesem Kriterium erscheinen die Bramscher unschlagbar. Aber auch in allen übrigen Kriterien finden sie sich fast durchweg auf dem ersten oder zweiten Platz. Eine Ausnahme ist die Produktqualität. Hier liegt Rasch hinter der Marburger Tapetenfabrik und Tochter Rasch Textil auf der dritten Position. Ein Grund, sich zu sorgen, ist das angesichts des Gesamtergebnisses nicht. Denn bei Zukunftsperspektiven führt der Anbieter klar.

Rasch Textil hat als Hersteller hochwertiger Textiltapeten einen hervorragenden Ruf im Fachhandel. Dem Unternehmen werden ebenso wie Mutter Rasch gute Zukunftsperspektiven bescheinigt. Dies liegt nicht zuletzt an der hohen Qualität der Produkte, die für anspruchsvolles Wohnen stehen und damit für entsprechend höhere Preise. Allerdings fällt das Urteil für das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht ganz so gut aus wie das der übrigen Leistungskriterien. Insgesamt aber sind die Befragten sehr zufrieden mit Rasch Textil unter Führung von Joachim Stock, was sich im Gesamtranking mit einem vierten Platz bemerkbar macht.
cornelia.kuesel@snfachpresse.de

BTH Heimtex Fachhandelsbarometer
Panel und Methodik

Das BTH Heimtex/United Research-Kundenbarometer wird in zwei Etappen durchgeführt: In der ersten wird recherchiert, bei welchen Anbietern der Fachhandel überhaupt ordert, woraus sich der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten ergibt. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Interviewten können also zusätzliche Bezugsquellen zu den von BTH Heimtex vorgegebenen Unternehmen nennen.

Im zweiten Schritt bewerten die Händler detailliert einzelne Anbieter mit (Schul-)Noten: 1 für sehr gut, 2 für gut, 3 für mittel bzw. normal, 4 für ausreichend, 5 für mangelhaft bis schlecht. Für jedes Unternehmen werden dabei konkret 13 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare, aber auch subjektiv empfundene.

150 Fachhändler wurden im September 2016 befragt: klassischer Facheinzelhandel, Handwerksbetriebe mit Ladengeschäft und entsprechenden Handelsaktivitäten sowie Fachmärkte in ganz Deutschland, regional verteilt im Norden und Süden, Osten und Westen. Nicht in diese Befragung eingeschlossen sind Filialisten, der Großhandel und Kooperationszentralen sowie Großflächenanbieter wie Discounter oder C +C- Betriebe.
aus BTH Heimtex 12/16 (Wirtschaft)