Dorotheum, Wien: Orientteppiche, Textilien und Tapisserien

Persische Teppiche im Aufwind


Das Wiener Auktionshaus Dorotheum kann auf seine beste reine Orientteppich-Auktion zurückblicken. Bei einer Verkaufsquote von über 65 % wurden Orientteppiche, Textilien und Tapisserien für über 660.000 EUR inklusive Aufgeld verkauft -rechnet man den Nachverkauf mit ein. Den Trend, dass sich antike turkmenische, kaukasische und anatolische Teppiche immer schwerer tun, konnte Wolfgang Matschek, der Experte für Teppiche im Dorotheum, auch hier beobachten. Wenn die Stücke nicht in Richtung musealer Qualität gehen, wird der Verkauf schwierig. Im Gegenzug entwickeln sich die Verkäufe für persische Teppiche - auch für solche neueren Datums - überaus positiv. Viel Nachfrage kam aus den Ländern des Nahen Ostens und auch aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Aufhebung des Handelsembargos hat sich hier spürbar bemerkbar gemacht.

Zum Aufwind für persische Teppiche passte auch der Katalog-Sonderteil "Signierte Teppiche aus orientalischen Meisterwerkstätten". Die Lots 97 bis 125 waren größtenteils feine persische Arbeiten. Bei vielen davon handelte es sich um Neuknüpfungen, es kamen aber auch Teppiche aus den 1930er- bis 1950er-Jahren zum Verkauf. Dazu gesellten sich einige Hereke. Das höchste Ergebnis der Auktion wurde von einem Lot aus diesem Sonderteil erzielt: Ein 70 Radj feiner 600 x 400 cm großer Tabris Babaei (Lot 105, Neuknüpfung). Dieser auf Seidenkette und mit viel Seide im Flor geknüpfte Teppich brachte inklusive Aufgeld 62.500 EUR. Die nächstbesten Ergebnisse bei den signierten Teppichen brachten mit 20.000 EUR ein großformatiger Seiden-Hereke aus der Zeit um 1950 in bestem Zustand (Lot 99, 313 x 190 cm) und mit 17.400 EUR ein neuer Ghoum (Lot 119, 400 x 297 cm).

Auf Seiten der Teppiche für Sammler erhielt ein Ningxia-Teppich (Lot 16) in dem recht ungewöhnlichen Format von 386 x 280 cm mit 23.750 EUR den höchsten Zuschlag. Für einen Säulenteppich eigentlich zu groß, lässt einen das Muster dieses Teppichs mit Motiven Muschelhorn blasender Priester doch an ein solches Stück denken. Für sein Alter war das um 1800 oder etwas später geknüpfte Stück sehr gut erhalten. Mit einer Entstehungszeit im 17. oder 18. Jahrhundert noch älter -dafür mit einigen Schadstellen im niedrigen Bereich des Flors - ist auch das für 4.500 EUR verkaufte Lot 60 erwähnenswert: Der 214 x 65 cm große goldfarbene Samt mit teils aus Goldlahn gearbeiteten Musterschüssen zeigt Päonienblüten, Ranken und Fledermäuse.

Gute Ergebnisse brachten auch Teppiche aus Ostturkestan. Voran der Khotan (Lot 54) mit dem Blumen- und Vaseninnenfeld und den zahlreichen verschieden dessinierten Bordüren. Der Flor des um 1800 geknüpften Teppichs war zwar wie häufig in dieser Provenienz niedrig, dennoch brachte er 7.500 EUR. Ein Kaschgar mit größtenteils vollem Seidenflor aus dem späten 18. Jahrhundert mit einer blau-roten Variante eines Kassetten-Gül-Musters wurde für 6.250 EUR verkauft (Lot 150, 335 x 175 cm). Damit übertrumpften die besten Lots aus Ostturkestan ihre Nachbarn aus dem westlichen Turkmenistan recht deutlich. Hier brachte ein Kepse-Göl-Hauptteppich mit seltener Hauptbordüren-Variante mit überschaubaren 3.250 EUR das beste Ergebnis (Lot 143, 295 x 163 cm).

Fast obligatorisch sind die im Dorotheum zum Verkauf stehenden Tapisserien. Den höchsten Preis (15.000 EUR) erzielte dieses Mal ein Brüsseler Bildteppich aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Ein breiter, dreiseitiger, mit Blumensträußen und Früchten verzierter Bordürenrahmen fasst eine Szene mit Julius Cäsar ein, der mit seinen Beratern über den gefangenen Gallier Vercingetorix urteilt (Lot 30, 335 x 329 cm).

Bei den Kaukasen wurde der höchste Preis für einen Karatschoph (Lot 8) geboten. Der rotgrundige Teppich mit seiner sehr typischen Zeichnung und der prägnanten gelben Bordüre zeigte nur leichte Gebrauchsspuren und wurde für 10.000 EUR verkauft.
aus Carpet Magazin 03/16 (Wirtschaft)