Die Teppichbranche in den Sozialen Medien

"Mit Facebook holen wir die jüngeren Zielgruppen ab"

Die sozialen Netzwerke entwickeln sich zu unverzichtbaren Marketinginstrumenten - allen voran Facebook. Hier werden alte Kontakte gehalten, neue aufgebaut und auch Umsätze generiert. Vertreter aus dem Handel erklären, welche Vorteile Facebook ihnen bringt.

Soziale Netzwerke haben sich für den deutschen Handel zu einem wichtigen Vertriebskanal entwickelt. Vor allem Facebook spielt bei Kundenwerbung und Umsatzgenerierung eine zentrale Rolle, gehört es doch zu den fünf Webseiten mit den meisten Besuchern weltweit. Mittlerweile kann es sich kaum noch eine Firma leisten, auf der von Mark Zuckerberg entwickelten Plattform nicht präsent zu sein. Produktpräsentationen und die Kommunikation mit angestammten sowie potenziellen Kunden sind elementar für den Geschäftserfolg.

Der Marketing-Experte Sanjay Sauldie hat die positive Wirkung auf den Punkt gebracht: "Zwölf Follower auf Facebook reichen aus, um eine Weltreligion zu gründen", so der Direktor des European Internet Marketing Instituts & Akademie (EIMIA) in Anspielung auf die zwölf Jünger Jesu.

Möbel Finke: Facebook-Auftritt fördert modernes Image

"Bei Facebook erreichen wir schnell und genau unsere Zielgruppe", heißt es etwa beim Filialisten Möbel Finke, der an sieben Standorten in Nordrhein-Westfahlen, Hessen und Thüringen vertreten ist. Auf Facebook betreibt der Möbler eine allgemeine Profilseite; dazu gibt es zu fast jedem Finke-Standort einen eigenen Auftritt. Damit holt das Unternehmen gerade auch die jüngeren, social-media-affinen Kunden ab, für die Facebook heute zum Alltag gehört. Als "junges, modernes und innovatives" Tool habe Facebook zudem eine gewisse Strahlkraft auf die Marke Finke. Außerdem sei die Werbung dort vergleichsweise günstig.

Die Seitenbetreuung erfolgt extern, ist in professionellen Händen und per Redaktionsplan gut organisiert: Etwa viermal pro Woche postet das Finke-Facebook-Team besondere Angebote, Neuheiten, Gastro-Vorschläge, Einrichtungstipps und Infos über Sonderöffnungszeiten.

Und: "Facebook erlaubt uns auch, mal Dinge zu testen, die wir offline vielleicht nicht so umsetzen würden." Anhand des Kunden-Feedbacks lässt sich dann einschätzen, wie man weiter vorgehen will.

Wer sein Unternehmen bei Facebook präsentiert, stellt sich damit auch öffentlich zur Diskussion und macht es seinen Kunden leicht, Feedback zu geben. Das kann einerseits sehr hilfreich sein, birgt aber auch Risiken: Im öffentlichen Bereich kann jeder seine Meinung kundtun und sich beliebig über das Unternehmen äußern. Und das ist nicht immer nur positiv. Bei negativen Beiträgen reagiert Finke sofort im privaten Bereich von Facebook.

Fachhändler Jawad in Beirut: Dabei sein und am Ball bleiben

Der Knüpfteppich-Fachhändler Maher Jawad im Zentrum von Beirut hat eine klare Einstellung zum Thema Facebook: "Wer hier nicht mitmacht, überlässt das Feld dem Wettbewerb."

Allerdings gelte bei Facebook eben nicht "Dabei sein ist alles". Wer hier eine Seite erstellt, muss sie auch entsprechend pflegen, findet Maher Jawad. Und das kostet durchaus Zeit und Energie. Mindestens zweimal wöchentlich postet der Händler daher neue Beiträge, nach Möglichkeit auch häufiger: besonders schöne Teppiche aus dem Laden, Sonderaktionen, Grüße zu den Feiertagen und nützliche Informationen rund um den Teppich. Dabei macht Jawad alles selbst: Alle Texte und Bilder stammen von ihm. Das wirkt sehr persönlich und ist es auch.

Richtig genutzt, sieht Jawad Facebook als kostengünstiges Marketinginstrument, das ihn mit bestehenden und potenziellen Kunden in Verbindung bringt. Ein bisschen so, als würde man sich locker auf eine Tasse Tee treffen, sich dabei über dieses und jenes unterhalten, den anderen allmählich kennenlernen. Auf der Besucherseite entstehen dabei optimalerweise Interesse und Vertrauen, auf Anbieterseite wächst das Wissen darum, was Kunden sich wünschen.•

Expertentipp Facebook
Um die eigene Unternehmensseite auf Facebook effektiv zu nutzen, sollte das Thema nicht auf die leichte Schulter genommen werden - sie bedarf ständiger Betreuung. Zum einen ist entscheidend, was gepostet wird: Dazu gehören exklusive Inhalte und Gewinnspiele, die im besten Fall nach dem Schneeballprinzip von den Fans geteilt werden und so die Neugier potenzieller neuer Follower wecken. Zum anderen ist der Zeitpunkt des Beitrags entscheidend, denn nicht immer ist auf Facebook viel los. Hier lohnt es sich, einen Blick in die Facebook-Statistiken zu werfen, um zu analysieren, wann die meisten Fans online sind. Gleichzeitig sollte man auch die restlichen Facebook-Kennzahlen aus- und verwerten, um so etwaige Schwachstellen zu beseitigen und unter anderem zu beobachten, welche Themen besonders gut ankommen. Die Kommunikation mit den Fans ist besonders wichtig und auf keinen Fall eine Einbahnstraße. Einerseits sollte man schnell und präzise auf mögliche Fragen eingehen, andererseits können die Fans gerne nach ihrer Meinung gefragt werden. So wird aus einer seelen- und gesichtslosen Firmenseite ein Informationsaustausch, der für beide Seiten von Vorteil ist.
aus Carpet Magazin 04/16 (Handel)