Marc Böhle (Vorsitzender des Verbandes der Bettenfachgeschäfte, VDB)

Bettenfachhandel muss wieder in die Offensive


Nach einigen Jahren mit meist guten Umsatzzuwächsen musste der Bettenfachhandel im Jahr 2016 erstmals wieder mit Gegenwind kämpfen. In den Vorjahren waren Kollegen mit Umsatzeinbußen deutlich in der Minderzahl, im letzten Jahr hat sich das Verhältnis leider gedreht. Aktuell muss man davon ausgehen, dass lediglich rund ein Drittel der Bettenhändler das Jahr mit einem Umsatzplus abgeschlossen haben.

Die Hauptursache für diese Entwicklung ist im schwächelnden Geschäft mit Matratzen und Bettsystemen zu suchen. Nach hervorragenden Jahren mit teilweise zweistelligen Zuwachsraten sind wir hier deutlich zurück gefallen. Und das hat mehrere Gründe: Beim Trendprodukt Boxspring haben sich die Möbelhäuser verloren gegangenes Terrain zum Teil zurückgeholt. Hier fehlen vielen Kollegen einfach die notwendigen Ausstellungsflächen, um eine für den Kunden kompetente Auswahl bieten zu können. Und auch die neuen Matratzen-Online-Anbieter von Casper über Emma bis zu Muun haben sicher den einen oder anderen Kunden vom Kauf im Bettenhaus abgehalten.

Kaum abzuschätzen ist vor allem, wie stark die Auswirkungen die immer wieder in der Presse und im TV wiederholten Aussagen von Stiftung Warentest über Matratzen und Lattenroste haben. Wie viele Stammkunden bleiben weg und wie viele potentielle Kunden kommen gar nicht mehr zu uns, weil unsere Produkte und unsere Serviceleitungen öffentlich in Frage gestellt werden?

Tatsache ist: Der gesamte Bettenfachhandel inklusive seiner Lieferanten ist medial extrem in die Defensive geraten. Und wir alle - Handel und Industrie - müssen uns fragen, ob das so bleiben soll. Mittlerweile mehren sich ja die Zweifel, dass die bisherige Strategie des Wegduckens und Aussitzens nachhaltig erfolgreich ist. Dass die Stiftung Warentest ihr Urteil noch mal selbständig revidiert, muss ja mehr als bezweifelt werden.

Die gesamte Branche muss sich meiner Meinung nach schnellstens Gedanken machen, wie wir wieder in die Offensive kommen. Reine Marketing- und PR-Maßnahmen halte ich dabei für wenig hilfreich und für unsere Branche auch kaum zu finanzieren. Wir brauchen stattdessen substantielle Veränderungen, die dem Kunden einen echten Mehrwert bringen und die dann auch leicht zu kommunizieren sind.

Als Maßnahme vorstellen kann ich mir beispielsweise eine möglichst branchenweite Wohlfühl- oder Rücknahmegarantie. Für den Kunden ist es doch ohnehin kaum nachvollziehbar, dass Emma & Co. eine 100-tägige Rückgabemöglichkeit anbieten, der Bettenfachhandel aber nicht. Wenn wir wirklich so gut beraten, wie wir es in der Werbung schreiben, dürfte das doch kein Problem darstellen. Einzelne Kollegen praktizieren das ja bereits und berichten über minimale Rücklaufquoten.

Es wäre sicherlich eine tolle PR-Aktion, wenn der gesamte Bettenfachhandel (oder zumindest die Mehrheit) künftig eine entsprechende Rückgabemöglichkeiten für Matratzen und am besten auch für Lattenroste bieten würde. Dazu brauchen wir natürlich die Unterstützung unserer Lieferanten. Ich bin daher gespannt auf die Gespräche bei den bevorstehenden Messen und die Vorschläge unserer Industriepartner, wie wir die anstehenden Herausforderungen gemeinsam meistern können.
aus Haustex 01/17 (Wirtschaft)