Iran Handmade Carpet Exhibition, Tehran, Iran

Große Vielfalt, viele Endverbraucher


Wer sich einen Überblick über die Teppichvielfalt des heutigen Iran verschaffen will, ist auf der Iran Handmade Carpet Exhibition bestens aufgehoben. Die Vielfalt ist enorm und zeigt durchaus auch modern-experimentelle Einflüsse. Wegen der hohen Präsenz von Privatkunden ist die Messe allerdings kein optimaler Ort für Profieinkäufer. Die Organisatoren planen, eine separate Veranstaltung nur für Fachbesucher ins Leben zu rufen.

Rohöl ist das wichtigste Exportgut des Iran; danach stehen Teppiche weit oben auf der Liste. Dabei gehen fast die Hälfte der handgefertigten Teppiche nach Asien, etwas weniger nach Europa und ein kleiner Rest in andere Kontinente.

Auf der Iran Handmade Carpet Exhibition in Teheran zeigten im Spätsommer 2016 über 700 iranische Hersteller und Exporteure ihr Sortiment. Unter den mehr als 40.000 Besuchern der einwöchigen Veranstaltung befanden sich viele Fachbesucher, den Großteil machten aber private Endverbraucher aus: Die Iran Handmade Carpet Exhibition ist eine "Mischmesse", die jedem offen steht, beständig wächst und sich immer stärker in Richtung Publikumsveranstaltung entwickelt. Und das macht sie einerseits groß, bunt und vielfältig, andererseits aber auch unübersichtlich und gerade für Einkäufer aus dem Einzelhandel etwas anstrengend zu "bearbeiten": Erstens wird hier fast alles zusammengetragen, was der Iran an Teppichen produziert; der Hamburger Importeur Hamid Kalantari entdeckte darunter auch "ungewaschene und unfertige Handelsware." Und zweitens setzen viele Aussteller beim Verkauf an Händler die gleichen Preise an wie beim Verkauf an Privatpersonen. Eine separate, kleinere Veranstaltung, die sich ausschließlich an Fachbesucher wendet, ist aber bereits in Planung (siehe Interview mit Hamid Kargar). Unter den internationalen Besuchern wurde außerdem der Wunsch nach einem besseren Service durch den Veranstalter INCC laut. "Viele Händler sprechen nur Farsi, da wäre ein Übersetzungsdienst hilfreich", findet Mai Nielsen. Und Homayoun Farhadian wünscht sich insgesamt eine bessere Vorbereitung auf die Messe, zum Beispiel wenn es um Übernachtungsmöglichkeiten gehe.

Der persische Teppich entwickelt sich weiter

Trotzdem war auch die jetzige Messe für internationale Händler einen Besuch wert: Schließlich vermittelte sie einen hervorragenden Überblick über die Vielfalt persischer Teppiche von der Nomaden- über die Dorf- bis hin zur Manufakturknüpfung, über Neuentwicklungen, Möglichkeiten und "Trends". Denn der persische Teppich ist zwar einerseits stark traditionsverwurzelt, andererseits geht er durchaus mit der Zeit: Immer mehr Anbieter geben den Handarbeiten durch modernere Designs oder Verfremdungen alter Muster einen zeitgenössischen Touch. Im Mittelpunkt steht hier natürlich der persisch-nahöstliche Geschmack, der sich in dem beachtlichen Angebot feiner Teppiche niederschlägt. Insbesondere die vielen Seiden-Ghoum von immer höherer Qualität fielen auf, und die dänische Fachhändlerin Mai Nielsen von Orienttaepper in Esbjerg fand die Veranstaltung "sehr Tabris-lastig". Ein kleines Angebot an antiker Ware war ebenfalls vorhanden, doch der Schwerpunkt lag auf aktuellen Produktionen.

Immerhin sind ein paar der insgesamt 20 Hallen mehr auf den Export ausgerichtet und wenden sich eher an internationale Einkäufer. In einer weiteren Halle verschaffte der Veranstalter INCC interessierten Besuchern einen Überblick über die iranische Knüpfkunst - in einer Ausstellung mit antiken und zeitgenössischen Teppichen. Dazu zeigten mehrere Raumsituationen, wie gut sich persische Teppiche mit modernen Möbeln kombinieren lassen.•
aus Carpet Magazin 01/17 (Wirtschaft)