Matratzenfabrik Houben

Umsatzrückgang führt zu Sanierung in Eigenverwaltung


Hückelhoven. Die Matratzenfabrik Houben will sich im Rahmen einer Eigenverwaltung sanieren und damit präventiv auf die Folgen eines Umsatzeinbruchs vorbereiten, den das Unternehmen auf die Online-Konkurrenz zurückführt. Erst im Sommer hatte sich der belgische Matratzenhersteller Van Landschoot von seiner deutschen Tochter getrennt.

Der steigende Wettbewerb und Kostendruck durch den Internethandel ist bei unseren Kunden, die klassisch ein Bettengeschäft betreiben, deutlich zu spüren", erklärt Houben-Geschäftsführerin Manon Spin. "Bereits heute verzeichnen wir schon Umsatzrückgänge, die in den nächsten Monaten noch weiter ansteigen werden. Diese Rückgänge werden wir durch bereits verstärkte Vertriebsaktivitäten im Ausland, Neukundenprogramme, laufende Kosteneinsparungen und Optimierungsmaßnahmen nicht vollständig kompensieren können", so Spin.

Die Matratzenfabrik hat sich deshalb für eine Sanierung unter Insolvenzschutz entschieden, um das Unternehmen wieder wettbewerbsfähig aufzustellen und nachhaltig in die Zukunft zu führen. Das Amtsgericht Mönchengladbach hat einem entsprechenden Antrag stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Die Matratzenfabrik produziert jährlich rund 100.000 Boxspringbetten und 150.000 Federkern- und Schaummatratzen.

Das Unternehmen war 2009 aus der Silentnight Houben hervorgegangen, für die Ende Februar 2009 das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Als Investor engagierte damals sich Luc de Coninck, geschäftsführender Gesellschafter der belgischen Matratzen- und Bettenfabrik van Landschoot. Doch sein Engagement war nicht von Dauer: Zum 1. Juni 2016 trennte sich van Landschoot wieder von seiner deutschen Tochterfirma. Neuer Inhaber wurde die niederländische Investmentgruppe SPM.

"Wir können alle Aufträge in der gewohnten Qualität umsetzen", betont Geschäftsführerin Manon Spin angesichts der aktuellen Entwicklung. Das Unternehmen sei weiterhin vollständig handlungsfähig: "Die Mitarbeiter sind hoch motiviert und die aktuelle Auftragslage stützt unseren Optimismus, die angestrebten Ziele, mit deren Umsetzung wir bereits begonnen haben, schnell zu erreichen", so Spin. Die Produktion und Lieferungen an die Kunden laufen demnach während des Verfahrens ungehindert weiter. Die rund 90 Mitarbeiter wurden über die aktuelle Entwicklung im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung umfangreich informiert. Die Löhne und Gehälter sind in den ersten drei Monaten des Verfahrens durch die Agentur für Arbeit gesichert.

Die Unternehmensleitung bleibt in der Eigenverwaltung weiterhin im Amt und wird die Sanierung selbstständig durchführen. Die Geschäftsführung um Manon Spin und Johan H. Slijkhuis wird bis zur Aufhebung des Verfahrens um Rechtsanwalt und Steuerberater Norbert Schröer vom Düsseldorfer Beratungsunternehmen Buchalik Brömmekamp ergänzt, das die Matratzenfabrik Houben juristisch und betriebswirtschaftlich während der Eigenverwaltung begleitet.

Die Geschäftsleitung wird nun mit Buchalik Brömmekamp ein Sanierungskonzept erarbeiten, in dem die Sanierungsmaßnahmen zur Entschuldung und Fortführung des Unternehmens aufgezeigt werden. Diesem Konzept müssen die Gläubiger und das Amtsgericht zustimmen. Der Sanierungsansatz konzentriert sich dabei nach Angaben des Beratungsunternehmens auf drei Punkte: Im Rahmen einer Vertriebsoffensive sollen mit kundenspezifischen Kollektionen neue Kunden gewonnen werden, um Umsatzschwankungen im klassischen Einzelhandel auszugleichen. Weiterhin sind erhebliche Investitionen in die Produktentwicklung und Produktion geplant, um den Internethandel der Kunden mit neuen Produkten zu unterstützen. Damit will das Unternehmen auf den aufsteigenden Trend im Bereich der Schaummatratzen reagieren.

Schließlich sollen auch die Unternehmensabläufe optimiert werden. "Das Unternehmen erwirtschaftete in den vergangenen Jahren keine operativen Verluste. Der nun anstehende Investitionsbedarf kann durch die vorhandenen liquiden Mittel, die durch Altlasten stark belastet sind, nicht gedeckt werden. Durch die Eigenverwaltung kann sich das Unternehmen von diesen Altlasten lösen", erklärt Norbert Schröer.

In der Eigenverwaltung führt das Unternehmen die Sanierungsmaßnahmen in Eigenregie, aber unter Aufsicht des Gerichtes sowie eines Sachwalters durch. Der Sachwalter stellt sicher, dass die vorläufige Eigenverwaltung zu keinen Nachteilen für die Gläubiger oder zu Verfahrensverzögerungen führt. Als vorläufiger Sachwalter hat das Amtsgericht Mönchengladbach Rechtsanwalt Dr. Biner Bähr, Partner der Kanzlei White & Case Insolvenz bestellt. "Die Matratzenfabrik Houben ist für das Verfahren sehr gut aufgestellt. Mit der Unterstützung der wichtigsten Kunden und Gläubiger sind wir überzeugt, das Unternehmen nachhaltig zu sanieren", so Bähr.
aus Haustex 03/17 (Wirtschaft)