Boen

Kommunikation in Richtung Endverbraucher


Bauwerk-Boen hatte im Dezember 2016 mit der Übernahme der kroatischen Parkettaktivitäten der Haas-Gruppe für Aufsehen gesorgt. In die Transaktion eingeschlossen sind neben dem Werk in Durdevac, das Haas seinerseits erst 2013 erworben hatte, auch langfristige Lieferkontrakte mit der staatlichen Forstverwaltung. "Wir wollten uns schon vor anderthalb Jahren auf die Rohstoffsituation vorbereiten", offenbarte Klaus Brammertz, Präsident und CEO von Bauwerk Boen, auf der Münchner Bau. Dabei hielten die Norweger gezielt in Richtung Südosteuropa Ausschau, wo große Eichenvorkommen vorhanden sind. Die dort beheimatete slawonische Eiche ähnelt der Spessart-Eiche und ist weltweit begehrt. Eine erste Akquisitionsmöglichkeit in Kroatien zerschlug sich kurz vor Vertragsschluss, dann kam man überraschend mit Familie Haas ins Gespräch und wurde sich schnell einig - eine "Win-win-Situation" für beide Seiten, wie es heißt.

Haas Dom verfügt laut Brammertz über vielversprechende Voraussetzungen: Der Betrieb liege geografisch ideal, unmittelbar beim Eichengürtel und verfüge über moderne Hallen und Trocknung. Ein großer Pluspunkt ist außerdem die sichere Rohstoffversorgung, die Bauwerk Boen über Jahre hinweg Nachschub garantiert. Darüber hinaus biete das Land inzwischen gute Rahmenbedingungen: Durch den EU-Beitritt wurde mehr Rechtssicherheit geschaffen, der Euro ist beantragt.

Bis Ende des Jahres soll nun in Durdevac das "modernste Dreischicht-Parkettwerk Europas" mit einer Kapazität von zunächst 1,3 Mio. m2 entstehen. Schon ab September will Bauwerk Boen dort Halbfabrikate herstellen, ab März 2018 Fertigprodukte. Von Anfang an soll die Produktion unter Volllast im Dreischicht-Betrieb fahren. Dazu wird eine Schicht aus dem vollausgelasteten Werk in Litauen nach Kroatien verlagert. Die Gesamtinvestition für den neuen Standort beläuft sich dem Vernehmen nach auf eine Summe in zweistelliger Millionenhöhe.

Bauwerk-Boen denkt die Wertschöpfungskette aber nicht nur rückwärts, sondern auch vorwärts. "Unsere Kommunikation in Richtung Endverbraucher überzeugt auch den Handel", konstatiert Guido Müller, Vice President der Marke Boen und Deutschland-Geschäftsführer. "Immer mehr Kunden nutzen unser Marketingkonzept." Mit den langfristiger formulierten Stilwelten und den darauf abgestimmten, kurzfristiger angelegten Trendaussagen hat Boen ansprechende Instrumente geschaffen, die vor allem auf die Frau als wesentliche Entscheidungsträgerin beim Wohnen zielen. "Denn das hat die Branche lange versäumt", sagt Brammertz selbstkritisch, "wir haben das verstanden und setzen es jetzt konsequent um."

Die Produktentwicklung bei Boen orientiert sich an den Stilwelten und Trends; ein großformatiger Trendguide, modern aufgemacht, ersetzt die klassische Kollektionsbroschüre und gefällt mit Inspirationen statt nur nüchterner technischer Daten.

Und was sind nun die Trends 2017? Mit schwarzen oder anthrazitfarbenen Parkettböden setzt man Räume elegant, dramatisch oder behaglich in Szene (Drama is the new black). Sanfte, poetische Grautöne vermitteln Ruhe und Entschleunigung (Pause). Natürliche, raue, wie unbehandelt wirkende Oberflächen wirken authentisch und charaktervoll (Austerity). Die angesagten Blautöne schließlich strahlen durch helle, klare Holzböden oder leben vom Kontrast mit dunklen Farbstellungen (Denim Flux).
aus Parkett Magazin 02/2017 (Wirtschaft)