Silikal: Interview mit Geschäftsführer Hubert Weimann und F&E-Leiter Stefan Großmann

"Wir setzen auf Verarbeitungssicherheit"


Silikal mit Sitz in Mainhausen entwickelt und produziert seit über 60 Jahren Bodenbeschichtungen auf Basis von -Methylmethacrylat, Epoxid- und Polyurethanharzen. Die Reaktionsharz-Spezialisten werden ihre Produkte sukzessive von drei auf zwei Komponenten umstellen. Im Bereich der MMA-Harze wird in Zukunft auf zusätzliche Isocyanate verzichtet. Investiert wurde zudem in eine neue Anlage zur Herstellung von pigmentierten Harzen. FussbodenTechnik sprach mit -Geschäftsführer Hubert Weimann und F&E-Leiter Stefan Großmann über den aktuellen Stand.

FussbodenTechnik: Welche Trends beobachten Sie bei Bodenbeschichtungen?

Hubert Weimann: Es gibt einen Trend, der von Architekten derzeit stark nachgefragt wird: Das ist die Betonoptik. Planer wollen einen Fußboden, der belastbar ist wie ein Industriefußboden, aber aussieht wie ein geschliffener Beton. Dafür haben wir auch ein neues Produktsystem entwickelt.

Stefan Großmann: Die Beschichtung in Betonoptik ist untypisch für MMA-Böden. Sie zeichnet sich durch eine Schlierenoptik aus wie sie bei einem von Hand geglätteten Estrich oder Beton entstehen würde. Allerdings besteht die Beschichtung natürlich nicht aus Zement, sondern aus unserem Bindemittel Methylmethacrylatharz (MMA). Da der Boden in erster Linie einen dekorativen Anspruch hat und auch in Verkaufsräumen eingebaut wird, hat er das Prüfprozedere gemäß des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) durchlaufen und erfolgreich bestanden.

FT: Bei Silikal wird in Zukunft auf dreikomponentige Produkte verzichtet. Was ist der Hintergrund und welche Vorteile hat der Verarbeiter?

Großmann: Unser primäres Ziel ist es, die Verarbeitungssicherheit zu erhöhen. Bei drei Komponenten habe ich immer eine Chance mehr, eine Komponente zu vergessen, oder einen Wiegefehler zu machen. Zeitgleich erzielen wir bei der Umstellung auf zweikomponentige Nachfolger sogar eine bessere Performance hinsichtlich der Untergrundhaftung. Natürlich geht die Verarbeitung für den Verleger schneller, da ein Arbeitsschritt wegfällt. Das letzte umgestellte Produkt wird Silikal RU 380 heißen und ist der Nachfolger von
Silikal RU 727.

FT: Sie verzichten außerdem ganz bewusst auf Isocyanate?

Weimann: Wir hatten historisch immer dreikomponentige Systeme im Einsatz, weil wir haftungsverbessernde Eigenschaften durch das Beimischen von Polyurethan-Komponenten erreichen konnten. Ein Teil dieser Stoffe - die Polyisocyanate - sind in den letzen Jahren immer mehr in die Kritik geraten. Um diese Diskussion bei unseren MMA-Harzen zu vermeiden, werden wir Isocyanate komplett aus dieser Produktklasse verbannen.

FT: Sie haben eine neue Beschichtung im Programm, die unter anderem eine höhere Druckfestigkeit gewährleistet. Welche Belastungen sind damit möglich?

Weimann: Konventionell liegen die meisten aus Silikal-Harzen gefertigten MMA-Böden bei einer Druckfestigkeit von 40 bis 60 N/mm2. Wir haben jetzt mit Silikal R 1090 ein Produkt auf den Markt gebracht, mit dem man Böden mit einer Druckfestigkeit von 95 N/mm2 herstellen kann. Das Produkt Silikal R 1090 wird dazu als Farbsand gefüllter Mörtel zur fertigen Beschichtung verarbeitet.

FT: Wo braucht man derartig hohe Druckfestigkeiten?

Großmann: Diese Böden werden in Bereichen eingesetzt, bei denen mit hohen bis sehr hohen Punktlasten zu rechnen ist. Das sind z. B. Objekte, in denen große und schwere Maschinen auf relativ kleinen Füßen aufgestellt werden. Natürlich setzt das voraus, dass auch der vorhandene Unterbau den zu erwartenden Belastungen standhalten kann. Man muss dabei auch beachten, dass der resultierende Boden die hohe Druckfestigkeit mit ausreichender Zähigkeit kombiniert. Man darf nämlich nicht die sprichwörtliche Glasplatte erzeugen, die bei der ersten Einschlagbelastung einen Riss entstehen lässt.

FT: Silikal hat in eine neue Anlage für pigmentierte Harze investiert. Welche Möglichkeiten eröffnet das für das Sortiment?

Weimann: Auch hier ist der Hintergrund, dass wir versuchen die Verarbeitung so sicher wie möglich zu machen. Der Kunde muss bisher Füllstoffe und Pigmente in unsere Produkte einmischen und hat dadurch erst auf der Baustelle das fertige Produkt erzeugt. Aktuell kann der Verarbeiter bei einigen Produkten wählen, ob er das weiterhin so machen möchte, oder aber auf die neuen vorgefüllten und pigmentierten Produkte zurückgreift. Zu diesen werksseitigen Produkten muss er dann nur noch das Härterpulver zugeben, um das verarbeitungsfertige Produkt zu erhalten.

FT: Wie verhindern Sie es beispielsweise, dass diese Pigmente in einer fertigen Mischung nicht absacken und dann vor der Verarbeitung wieder aufgerührt werden müssten?

Großmann: Bei der Frage bringen die Mitglieder meiner Abteilung Forschung & Entwicklung ihre Erfahrungen ein. Natürlich muss das Thema Lagerstabilität und Farbkonstanz bei diesen Produkten besonders betrachtet werden. Bedingt durch die relativ niedrige Ausgangsviskosität der MMA-Harze ist das auch etwas aufwendiger als z. B. bei EP- oder PU-basierten Produkten. Durch eine gute Auswahl an Füllstoffen und Additiven kombiniert mit der richtigen Mischtechnik ist das aber zu schaffen. Den generellen Vorteil dieser Methode sehen wir darin, dass auf einer Baustelle wirklich jede Mischung gleich ausfällt und somit ein homogenes Gesamtbild erreicht werden kann. Zur Zeit steht diese Möglichkeit noch nicht bei allen Beschichtungsharzen zur Verfügung.

FT: Können wir einen kleinen Ausblick in die Zukunft wagen? Was ist Ihre Prognose für kommende Themen bei Bodenbeschichtungen?

Weimann: Unser grundsätzliches Ziel ist es, die Produkte in Zukunft sowohl für den Verarbeiter als auch für den späteren Nutzer immer sicherer zu machen. Dabei ist also neben der Kennzeichnung der Produkte nach der aktuellen Gefahrstoffverordnung auch auf die möglichen Einflüsse des fertigen Bodensystems auf den Nutzer zu achten. Zusätzlich zu den in Deutschland bereits bekannten Produkten, die gemäß des AgBB-Schemas geprüft und zugelassen sind, können wir nun auch ein System vorstellen, dass das für den skandinavischen Raum bedeutende M1-Prüfsiegel nachweisen kann.


Silikal im Überblick
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www.silikal.de

Charakteristik: Hersteller von Reaktionsharzen und Polymerbeton für Industrieböden und Ingenieurbau
Geschäftsführer: Hubert Weimann
Verkaufsleitung Deutschland: Doris Keil
Verkaufsleitung Export: Henning Simon
Produktsortiment: Bodenbeschichtungs-Systeme (Grundier-, Beschichtungs-, Versiegelungsharze) auf Basis von Methylmethacrylatharz (MMA-Reaktionsharze), Epoxidharzen und Polyurethan-Harzen; Füllstoffe, technische Mörtelsysteme, Polymerbeton
Marke: Silikal
Endkundenstruktur: alle Branchen von Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe mit Schwerpunkt Lebensmittelherstellung sowie Hotellerie / Gastronomie
Vertriebsgebiet: weltweit über 60 Länder
Wichtige Exportregionen: Europa, Amerika, Asien, Mittlerer Osten
Zertifikate: AgBB, ISEGA, HACCP, Halal, ISO 14.001, ISO 9.001
Gegründet: 1951
aus FussbodenTechnik 03/17 (Wirtschaft)