20 Jahre GEV: Jubiläumskonferenz mit 100 Mitgliedern in Düsseldorf

Wegweiser für emissionsarme Verlegeprodukte


Anlässlich des runden Jubiläums der Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte, kurz GEV, tagten in Düsseldorf rund 100 Vertreter aus Mitgliedsunternehmen der beteiligten Branchen. GEV-Vorstand und -Beirat zogen Zwischenbilanz, informierten über ihre Arbeit und erörterten die künftige Ausrichtung des Emicode.

Vor 20 Jahren gründeten Hersteller von Bodenbelagsklebstoffen die GEV - die Emicode-Zertifizierung nahm ihren Anfang. Seither hat sich das Emissionsprüfsystem etabliert und seinen Geltungsbereich auf unterschiedlichste bauchemische Produkte für den Innenausbau ausgedehnt. Ein kurzer Rückblick auf die Gründungszeit verdeutlicht das seither Erreichte. Auch wenn Lösemittel in Verlegeprodukten sukzessive reduziert werden konnten, waren gesundheitsschädliche Emissionen beim Verlegen von Parkett und anderen Bodenbelägen bis in die 1990er Jahre noch an der Tagesordnung. Zugleich gewannen Arbeits- und Verbraucherschutz in Deutschland an Bedeutung. Schließlich entwickelte die Chemieindustrie Systeme, mit denen flüchtige organische Verbindungen in Klebstoffen deutlich reduziert werden konnten. Dennoch blieben Emissionen aus Bodenbelägen und Verlegewerkstoffen ein Problem.

In diesem Kontext schlug die Geburtsstunde der GEV: Am 24. Februar 1997 schlossen sich Hersteller von Bodenbelagsklebstoffen zusammen und schoben die Entwicklung des Emicode an. Diese sollte alle Erwartungen der damaligen Gründer übertreffen, wie der GEV-Vorstandsvorsitzende Stefan Neuberger (Geschäftsführer Pallmann) in Düsseldorf hervorhob: "In 20 Jahren entwickelte sich der Emicode zu einem der bedeutendsten Verbraucherschutz- und Umweltsiegel der Branche und etablierte sich über kontinentale Grenzen hinweg." Neuberger betonte, dass der Erfolg des Emicode vor allem seinen Mitgliedern zu verdanken sei. Es gebe zahlreiche Erfolgsfaktoren für die Gemeinschaft, die mittlerweile Mitglieder aus 18 Ländern aufweist. Entscheidend sei aber, dass Handwerker und Architekten das Logo anerkennen. Wobei die GEV kein Wachstum um jeden Preis wolle: "Wir wollen ganz bewusst nicht in allen Produktgruppen unterwegs sein."

Emissionsqualität ist Kernpunkt
für nachhaltiges Bauen

Das Emicode-Zertifizierungssystem definiert Anforderungen für Verlegewerkstoffe in Bezug auf Verbraucher, Verarbeiter und Umwelt. Geprüft werden Kurz- und Langzeitemissionen, auch sehr geringe VOC-Mengen. Zudem stellen Stichprobenüberwachungen sicher, dass einmal zertifizierte Fabrikate den Vorgaben entsprechen. Zur Lizenzierungs- und Kontrollinstanz GEV zählen Experten verschiedener Branchen der Bauindustrie. "Alle Beteiligten der Wertschöpfungskette - Rohstofflieferanten ebenso wie Werkstoffhersteller - ziehen gemeinsam an einem Strang. Wir arbeiten eng mit Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen zusammen", konstatierte Neuberger.

Der Emissionsqualität sei heute Kernpunkt der Nachhaltigkeit, etwa beim Institut Bauen und Umwelt (IBU), der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und dem U.S. Green Building Council (LEED). Gebäudehüllen würden immer dichter, und Erwachsene halten sich zunehmend "drinnen" auf - laut einer Studie des Umweltbundesamts durchschnittlich fast 21 Stunden am Tag. "Mit dem Emicode sorgen wir dafür, dass die Bauchemie mit diesen Herausforderungen Schritt hält und die hohen Anforderungen an eine gesunde Raumluft, langfristigen Gesundheitsschutz und nachhaltige Gebäude erfüllt", ist Neuberger überzeugt.

Welche Rolle spielen
Umweltproduktdeklarationen?

In einem von Jürgen Gehring (Bostik/Technischer Beirat GEV) moderierten technischen Part ging es um Umweltproduktdeklaration. Hier deckt der Emicode die Anforderungen an Aussagen zu Emissionen ab. Dr. Heinz-Werner Lucas (HWL Consulting) erläuterte, welche Rolle Emissionen bei der Erstellung von Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declaration, kurz EPD) spielen. "Sie beschreiben die Umwelteinflüsse eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus hinweg." Die gesammelten Daten könne man aber nicht direkt ohne eine Bewertung der Produkte oder ein Rating verwenden. Da die Erstellung sehr aufwändig sein kann, haben Verbände eine praktikable Lösung in Form von Muster-EPDs entwickelt. GEV-Geschäftsführer Klaus Winkels: "Wenn ein Hersteller ein Produkt hat, das unter die Voraussetzungen der EPDs fällt, kann dieser darauf verweisen."

Dr. Thomas Brokamp (Geschäftsführer Bona Deutschland) blickte zurück in die Gründungszeit der GEV. In den 1990er Jahren waren Teppichböden unter Beschuss geraten - es wurde darüber geredet, dass sie Emissionen verursachen, umweltschädlich seien und Brutstätten für Milben böten. Das habe zur Gründung des GUT-Siegels geführt. 1995 hat sich zunächst die TKB in einer Arbeitsgruppe mit dem Thema Emissionen beschäftigt, daraus entstand 1997 die GEV. Zudem wies Brokamp darauf hin, dass das Bewerben von Produkten mit Einzelwerten "keinen Sinn macht, weil die Emissionswerte in vielen Fällen nicht unterscheidbar sind." Aus diesem Grund verwendet die GEV ein Klassifizierungsschema, sodass die Werte innerhalb der Klassen miteinander verglichen werden können. Imke Laurinat und Christian Harder
aus Parkett Magazin 04/17 (Wirtschaft)