ZVPF: Mitgliederversammlung 2017 in Rain

Der Zentralverband strebt Reformen an


Die Forderung ist nicht neu, gewinnt aber angesichts insgesamt rückläufiger Mitgliederzahlen weiter an Brisanz: Wie können die 21 Innungen Parkett und Fußbodentechnik sich künftig aufstellen, um gerade für junge Unternehmer attraktiver zu werden? Auf der Jahrestagung in Rain stand diese Frage im Vordergrund. Der Zentralverband und seine Innungen wollen mit der angestrebten Strukturreform jetzt endgültig ernst machen.

Der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) richtete seine Jahrestagung am 12. Mai erneut im Rahmen der zusammen mit dem Bundesverband Estrich und Belag (BEB) organisierten Gemeinschaftstagung Estrich-Parkett-Belag aus. Rund 80 Teilnehmer aus den Mitgliedsreihen sowie einige wenige Vertreter aus der Industrie erörterten in Rain am Lech die aktuellen Themen des parkettlegenden Handwerks. Bevor es um die angestrebten Reformen des Zentralverbands - und damit um nichts Geringeres als die Zukunft der 21 Innungen - gehen sollte, thematisierte Bundesinnungsmeister Peter Fendt zunächst weitere relevante Themen.

Die kürzlich veröffentlichte neue Kommentierung zur DIN 18365 Bodenbelagarbeiten hat in der Branche
Pilot-Charakter, denn erstmals haben an der Erstellung 14 unterschiedliche Vereinigungen mitgewirkt. Auch wenn aus Sicht der Parkettleger bei der einen oder anderen Formulierung Kompromisse geschlossen werden mussten, komme es in erster Linie darauf an, dass es den Beteiligten gelungen ist, sich auf einen gemeinsamen Kommentar zu verständigen, konstatierte Peter Fendt: "Für uns ist das ein sehr starkes Prestige-Projekt und ein großer Erfolg."

In der Neufassung betreffe Kritik etwa den Umgang mit der bereits viel besprochenen Thematik um den in der DIN 18560 heraufgesetzten Belegreifwert für beheizte Calziumsulfatfließestriche. "Unternehmenspolitische Einzelinteressen haben ihre Macht im Normenausschuss dazu benutzt, einseitig und ohne Absprachen mit den Fachgewerken neue Grenzwerte zu manifestieren", sagte Fendt. "Die ersten Auswirkungen spüren wir jetzt." Auf den Baustellen herrsche Verunsicherung. Die Gewerke würden gegeneinander ausgespielt und Parkettleger stünden dabei in der Defensive. "Jeder kocht sein eigenes Süppchen, so stellen wir uns eine gedeihliche Zusammenarbeit nicht vor", kritisierte Fendt. Er appellierte an die Innungsmitglieder, auftretende Schäden in Zusammenhang mit den neuen Grenzwerten bekanntzumachen, damit die Bedenken der Parkettleger in der weiteren Debatte nachhaltig belegt werden können.

Sammlung technischer Merkblätter
im Fußbodenbau

Ein weiteres gewerkeübergreifendes Projekt ist mit der Sammlung technischer Merkblätter im Fußbodenbau geplant. Die Zusammenfassung soll Fachleuten einen besseren Überblick über die inzwischen in großer Zahl verfügbaren Veröffentlichungen geben. In den unterschiedlichen Veröffentlichungen bestehen jedoch Unstimmigkeiten. Diese zu beheben, beziehungsweise zwischen den verschiedenen Interessenvertretungen übereinstimmende Positionen auszuloten, bleibt die Herausforderung. "Aus Sicht des Zentralverbands geht es darum, eine für die Unternehmer auf den Baustellen sinnvolle Lösung zu finden", hob der Bundesinnungsmeister die übergeordnete Intention hervor. Bislang konnten die beteiligten Gewerke sich immerhin auf eine gemeinsame Absichtserklärung verständigen.

Gefahrstoffverordnung: Ärger
um Sanierungen mit Asbest

Der Umgang mit dem Gefahrenstoff Asbest ist aktuell wieder in den Vordergrund gerückt. Anlass sind neu definierte Anforderungen der Berufsgenossenschaft für das Abtragen asbestverunreinigter Oberflächen. Der ZVPF kritisiert vor allem die länderspezifisch unterschiedliche Auslegung der neuen Gefahrstoffverordnung, speziell was das Entfernen von Bitumen-Klebstoffen betrifft. Ausführende Betriebe benötigen demnach zusätzliche Qualifikationsnachweise. Zudem sei eine umfangreichere Maschinentechnik erforderlich, die bei Fachbetrieben nicht vorausgesetzt werden könne, heißt es in der Begründung.

"Nach unserer Auffassung ist das Entfernen des Klebstoffs an sich keine unzulässige Tätigkeit im Sinne eines Oberflächenabtrags. Die neuen Forderungen der Berufsgenossenschaft stellen letztlich ein Tätigkeitsverbot für unsere Mitgliedsbetriebe dar. Sachkundige Betriebe werden benachteiligt, und auch Nachschulungen lösen das Problem nicht", kritisiert Fendt. "Wir sehen darin eine Diskriminierung unserer Betriebe." Der ZVPF hat ein entsprechendes Schreiben an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales übermittelt. Jetzt soll ein "Asbest-Dialog" in Berlin zur Klärung beitragen.

Gewährleistungsrecht: Stolz auf das Erreichte

Auch zu der kürzlich verabschiedeten Neufassung des Gewährleistungsrechts, in dem unter anderem die Aus- und Einbaukosten ab Januar 2018 neu geregelt werden, nahm der Bundesinnungsmeister Stellung: "Wir haben gemeinsam etwas erreicht, worauf wir stolz sein können. Wir haben erreicht, dass sich der ZDH mit der Thematik beschäftigt. Die treibende Kraft war der Zentralverband - zusammen mit dem BEB."

Nach der Devise "Was länge währt, wird endlich gut" könne dieser Erfolg auch Ansporn für unablässiges Engagement in einer anderen zur Unzufriedenheit der Parkettleger geregelten Angelegenheit geben: Um ihrer Forderung nach Wiedereinführung der Meisterpflicht nochmals Nachdruck zu verleihen, haben kürzlich sieben betroffene Handwerkervereinigungen, darunter der ZVPF, eine gemeinsame Verbändeerklärung unterzeichnet. "Wir wollen dafür sorgen, dass dieses Thema in der Politik nicht von der Tagesordnung verschwindet", betonte Fendt.

Innungen wollen sich neu erfinden

Im Februar hatte sich der Vorstand des Zentralverbands mit Vertretern der Fördermitglieder getroffen, um die von unterschiedlichen Interessen geprägten Erwartungen an das Miteinander zu erörtern. In den Mittelpunkt rückten dabei schnell die Innungen selbst. Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit und ihren Möglichkeiten angesichts der kontinuierlich sinkenden Mitgliederzahlen standen im Raum und entfachten eine konstruktive Diskussion. "Natürlich gibt es Innungen, deren Leistungsfähigkeit aufgrund geringer Mitgliederzahlen an Grenzen stößt" räumte Fendt in Rain ein.

Die Rolle der Innungen stehe jetzt klar im Fokus, aber ihre Relevanz - auch wenn sie nur 3 % der Betriebe repräsentieren - aus Industriesicht in Frage zu stellen, sei zu kurz gesprungen. "Wir kümmern uns um die Ausbildung, wir führen Meisterkurse durch, wir organisieren das Sachverständigenwesen, wir erstellen Fachbücher, Kommentare und Merkblätter - wir sind immer dabei", zählte der Bundesinnungsmeister die wesentlichen Eckpfeiler des breiten Leistungsangebots des Zentralverbands und seiner Innungen auf.

Fakt ist aber auch, dass die Zahl der Mitgliedsbetriebe in den 21 Innungen Parkett und Fußbodentechnik seit Jahren zurückgeht. Aktuell hat der ZVPF noch 1.113 Mitglieder (1998 markierte mit 1.800 Mitgliedern den Spitzenwert). Angesichts des bisherigen statistischen Verlaufs wird bis zum Jahr 2027 ein weiterer Rückgang auf rund 900 Mitglieder prognostiziert. Neben der Frage nach der Gewinnung neuer Mitglieder stellt sich in diesem Szenario auch die nach reduzierten Leistungen, höheren Mitgliedsbeiträgen, dem Erhalt des Verbandsvermögens - oder gar nach einer völlig neuen Verbandsstruktur. Auch weitere Konsolidierungen von Einzelinnungen zu leistungsstärkeren Gemeinschaften können eine Option sein; der Fachverband Nord hat es vorgemacht.

"Es soll ein Anstoß sein. Wir werden die Strukturreform nicht mehr aus dem Fokus verlieren", konstatierte Fendt. "Wie wollen wir uns künftig aufstellen, um weiter handlungsfähig zu sein und uns zu stärken?" Im Rahmen eines Kick-off-Workshops in kleiner Runde wurden bereits allgemein gefasste Visionen erörtert. Consultant Ingolf F. Brauner war federführend mit von der Partie und stellte in Rain erste Ideen vor, wie der Prozess des Wandels hin zu einer modernen, insbesondere auch für jüngere Mitglieder attraktiven Verbändegemeinschaft aussehen könnte. "Verbindlichkeit für den Wandel schaffen", lautete einer der ersten Schritte, um das Innungsleben wiederzubeleben. In diesem Sinne stimmten die Mitglieder in Rain dann auch der angestrebten Strukturreform des ZVPF nahezu geschlossen zu. Konkrete Ideen, Ansätze sowie das weitere Vorgehen wurden in großer Runde jedoch nicht formuliert.
Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 04/17 (Wirtschaft)