IBF-Workshop zu Leichtausgleichsestrichen

Anwendungspraxis macht den Unterschied


Bei der Konzeption des Workshops Leichtausgleichsestriche des Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) gab es bei Leitung und Geschäftsführung des IBF Unsicherheit darüber, inwieweit dieses Thema interessierte Teilnehmer erreichen würde. Die Skepsis erwies sich als unbegründet. War es im vergangenen Jahr das Thema Fugen, so ging es im diesjährigen Workshop um Ausgleichsschichten, Ausgleichsmörtel und Schüttungen, und das mit einer großen Nachfrage.

Welche Themen bewegen die Branche? Diese Frage stellt sich das IBF in Troisdorf jedes Jahr aufs Neue. Anfragen aus den Fachbetrieben und die Themen der Sachverständigen sind der Fundus, aus denen spezielle Themen für Workshops und Fachseminare abgeleitet werden. Beim Workshop Leichtausgleichsestriche war frühzeitig klar, dass dieser Workshop nicht nur ein reiner Präsenationsworkshop sein konnte, sondern auch die herstellende Industrie mit eingebunden werden musste. So hatten beim Workshop Ende April die Hersteller neben klassischen Vorträgen erstmalig die Möglichkeit, ihre Produkte vorzustellen und im praktischen Teil auch ihre Anwendung zu demonstrieren.

Dass bei diesem Workshop zahlreiche Hersteller-Unternehmen an Bord waren, zeigte umso mehr, welchen Stellenwert die Seminare des IBF für die Branche haben. "Mit einer solch guten Beteiligung, insbesondere vonseiten der Hersteller haben wir nicht gerechnet", sagte IBF-Geschäftsführer Dr. Roland Augustin. "Das Thema Ausgleichsschüttungen ist innovativ und bietet vielfältige Anwendungen, aber diese sind in der Branche noch nicht überall angekommen. Der Workshop bietet deshalb die Möglichkeit, die Grundlagen der Anwendungen und auch die Grenzen der Produkte darzustellen", so Dr. Augustin weiter.

Theorie des Rohbodenausgleichs

Im ersten Teil des Workshops standen insbesondere die fachlichen Aspekte im Vordergrund. Andres Seifert von Knauf stellte in seinem Vortrag über die Planung und Ausführung des Rohbodenausgleichs unter Estrichen die theoretischen Grundlagen dar. Dabei wurden die im Hinweisblatt 4.6 "Hinweise zur Planung und Ausführung von Fußbodenkonstruktionen bei Rohren, Leitungen und Einbauteilen auf Rohdecken" des BEB Begriffe erläutertet und auch die Anwendungen der Ausgleichsschichten dargestellt. Auch die Anwendung von Leichtausgleichen unter Fließestrichen (IWM Merkblatt 8) wurde besprochen. Insbesondere das Thema Druckfestigkeit und auch die Restfeuchte im Material wurden dabei ausführlich erläutert.

IBF-Institutsleister Egbert Müller gab in seinem Vortrag einen Abriss über die Entwicklung der Leichtausgleichsestriche, deren Anwendungsmöglichkeit und die technischen Anforderungen. Dies umfasste insbesondere die Festigkeiten, aber auch Anforderungen an den Schallschutz und die Wärmeleitfähigkeit. Die geänderten Anforderungen des Schallschutzes in der neuen Norm DIN 4109 wurden dabei ausführlich erläutert und die Einsatzmöglichkeit von Leichtausgleichen an praktischen Beispielen dargestellt. Dabei wurde die Anwendung von Ausgleichsschichten unter Trittschalldämmungen und die Auswirkungen erörtert. Auch stellte er den Einfluss der Ausgleichsschichten auf die Wärmeleitfähigkeit dar. Abschließend erläuterte er die Prüfmöglichkeiten für diese Produktkategorie.

Umweltverträglichkeit der Ausgleichsschichten

Im letzten Vortrag von Dr. Roland Augustin wurde die Umweltverträglichkeit der Ausgleichsschichten, Ausgleichsmörtel und Schüttungen vorgestellt. Er wies auf den Einfluss der europäischen Gesetzgebung und insbesondere von REACH auf die Materialentwicklung hin. Erläutert wurde dies am Flammschutzmittel HBCD und dessen Weg zur Einstufung als "Gefährlicher Abfall". Für die Umweltverträglichkeit von Materialien spielt neben klassischen technischen Anforderungen heute Schadstofffreiheit sowie niedrige VOC-Emissionen eine Rolle. Hier hat sich das AgBB-Schema als Prüfstandard in Deutschland etabliert. Vermehrt wird aber heute auch die Nachhaltigkeit von Gebäuden gefordert.

Zur Erfüllung dieser Kriterien werden häufig Umweltproduktdeklarationen (EPDs) herangezogen. Für Estriche existieren diese bereits für Zement- und Calciumsulfat als sogenannte Branchen-EPDs. Kurz angerissen wurde das relativ neue Luxemburger Nachhaltigkeitsmodell und das zugehörige Lenoz-Handbuch, in dem für Luxemburg eine konkrete und einfache Umsetzung der Nachhaltigkeitsanforderungen festgelegt wurde.

Im Anschluss an diese Fachvorträge konnten die anwesenden Hersteller ihre Produkte in Kurzvorträgen darstellen, bevor es zum praktischen Teil des Workshops ins Technikum des IBF ging. Hier wurden an vorbereiteten Flächen mit eingebauten Rohrleitungen und Trassen die Möglichkeiten des Einsatzes von ungebundenen und gebundenen Schüttungen erläutert. Begleitet wurden diese Demonstrationen von angeregten Diskussionen der Teilnehmer. In seinem Schlusswort zeigte sich der BEB-Vorsitzende Michael Schlag angetan von dem Workshop. Er regte mit Zustimmung der Teilnehmer eine Fortsetzung und Wiederholung unter Beteiligung von Architekten und Planern sowie anderen Gewerken (Heizung, Sanitär) an.
aus FussbodenTechnik 04/17 (Wirtschaft)