Stiftung Warentest und Ökotest: Lob und Tadel


Hamburg. In ihren September-Ausgaben widmen sich die beiden Magazine Test und Ökotest traditionell dem Thema Schlafen. Diesmal stehen Kissen besonders im Fokus, aber auch Matratzen: Während die Stiftung Warentest erneut Bodyguard über den grünen Klee lobt, plädiert Mitbewerber Öko-Test klar für den Kauf im stationären Bettenfachhandel.

Den Holzhammer hat die Stiftung Warentest bei der Untersuchung von Matratzen mutmaßlich noch nicht zum Einsatz gebracht. Da setzt man in Berlin nach wie vor auf einen Prüfstempel und andere Gerätschaften, mittels derer Haltbarkeit, Festigkeit und Liegeeigenschaften analysiert werden. Der Holzhammer ist methodisch dennoch dabei, wenn die Redaktion des Test-Magazins über die aktuellen Ergebnisse berichtet. Klarer Sieger, auch wenn aktuell erneut nicht untersucht, ist stets die Bodyguard-Matratze von Anbieter bett1.de - "weiterhin die beste Matratze, die wir je im Labor hatten", schreibt das Magazin. Das liegt zwar bereits über zwei Jahre zurück, gleichwohl taucht das Modell erneut an mehreren Stellen im dazugehörigen Artikel auf.

Für die September-Ausgabe wurden Schaummatratzen unter die Lupe genommen. Dabei wurden die Produkte traditioneller Hersteller mit den so genannten One-Fits-All-Matratzen von Onlineanbietern verglichen. Die Direktversender können nach Meinung der StiWa zwar nicht alle ihrer vollmundigen Werbeversprechen halten, "aber einige von ihnen lassen etablierte Konkurrenten alt aussehen", wie die Test-Redaktion urteilt. Allen voran US-Anbieter Casper: Dessen online vertriebene Matratze geht als Testsieger vom Platz.

"Die perfekte Matratze ist weder Casper noch eine andere der jetzt geprüften Unterlagen", schreibt die StiWa, um gleich im Nachsatz das eigentliche Problem zu offenbaren: "Auf keiner von ihnen liegen alle Schlaftypen gut." Dieser fragwürdige Anspruch bleibt das Problem der Tests, in denen die eierlegende Wollmilchsau gesucht wird - also die Matratze, die allen vier der so genannten HEIA-Typen im Liegeverhalten gleich gerecht wird. Liegt ein schwerer Mann schlechter auf ein und demselben Produkt als eine leichte Frau, gibts Punktabzüge - ausgerechnet bei dem Kriterium, das den größten Anteil der Gesamtnote ausmacht. Hier zu siegen schafft nur einer - Bodyguard für 199 Euro. Das wird sich wohl auf absehbare Zeit auch nicht ändern.

Das bessere Kissen
schlechter bewertet

Neben den Matratzen wurden von der Stiftung auch 20 Nackenstützkissen ins Visier genommen. Vier von ihnen bewertet die -StiWa als "gut". Die Hersteller sind -Diamona, Centa-Star und Paradies; ein Kissen der Bettenring-Marke Dormabell ist ebenfalls dabei. Letzteres kommt zwar aus dem gleichen Hause wie das getestete Werkmeister-Kissen, dem sogar noch etwas bessere Abstützeigenschaften bescheinigt werden als Dormabell Cervical. Gleichwohl reicht es bei Werkmeister nur für die Note "ausreichend" - wegen angeblich irreführender Gesundheitsversprechen auf der Verpackung. Welche das sind, erfährt der Test-Leser allerdings nicht.

Immerhin rät die Stiftung Warentest zum Probeliegen vor dem Kauf - was zumindest dann überrascht, wenn man frühere Aussagen zur Beratung im Fachhandel heranzieht, die alles andere als schmeichelhaft ausfielen und den Händlern mehr oder weniger unlautere Methoden unterstellten. Wie es sich mit dem Zusammenspiel von Nackenstützkissen und Matratze verhält, wenn nach Ansicht der StiWa als Unterfederung eigentlich ein Selbstbau-Lattenrost aus dem Baumarkt ausreicht, wird wohl ebenfalls eines der Geheimnisse in Berlin bleiben.

In zehn Tipps zum Kauf eines Nackenstützkissens wird im September-Heft der Stiftung erneut vom Kauf eines "teuren Lattenrosts" abgeraten. Dass die optimale Schlafstätte individuell sehr unterschiedlich aussieht, hat zwar auch die Test-Redaktion erkannt und die Tipps darauf abgestimmt. Wie der Leser sie ohne Hilfe durch einen fachkundigen Händler finden soll, verrät der Artikel allerdings nicht.

Beratung im Fachhandel
ist gut investierte Zeit

Dagegen sieht das Magazin Ökotest in der Beratung durch einen qualifizierten Verkäufer den geeigneten Weg, zur richtigen Matratze zu kommen. Denn: "Wie man kauft, so liegt man", wie das Magazin in seinem Schlaf-Spezial titelt. In einer Reportage im Sindelfinger Fachgeschäft Körner Raumdesign wird ausführlich beschrieben, wie eine Beratung abläuft und warum sie notwendig ist.

"Beratung und Service gibt es nicht umsonst, doch ein Fehlkauf ist teurer", heißt es da. Fazit des Autors "Die Entscheidung für ein gutes Bettsystem kann durchaus der Beginn einer langfristigen Beziehung sein. Und zwar zum eigenen Bett, in dem man gerne auch mehr Zeit verbringt, weil es so bequem ist. Die Stunden für eine ausführliche Beratung sind dann gut investierte Zeit." So unterschiedlich kann Berichterstattung ausfallen.

Im Kissen-Test von Ökotest wurden 20Kopfkissen im Format 80x40 Zentimeter unter die Lupe genommen. Der Schwerpunkt lag dabei auf Synthetik-Kissen, drei weitere waren mit Naturlatex, vier mit Wolle oder Baumwolle gefüllt. Fast alle wurden mit "sehr gut" oder "gut" bewertet, lediglich die Kissen von Ikea und Real waren "befriedigend".

Trotz dieses zufriedenstellenden Test-Ergebnisses: Ein pauschales Lob für die Hersteller synthetischer Kissen verkneift sich die Ökotest-Redaktion dann doch, "denn es ginge besser." Der Grund: "Alle Kissen mit syntethischer Füllung weisen nach Ökotest-Einschätzung zu hohe lösliche Rückstände des giftigen Halbmetalls Antimon auf. Sie wären bei guter Herstellpraxis vermeidbar." Ein Thema, das bereits vor längerer Zeit auch bei den Herstellern von Matratzenbezügen angekommen ist.
aus Haustex 09/17 (Matratzen, Betten, Wasserbetten)