Messe EPF 2017 leicht rückläufig

Estrich Top, Fliese und Parkett teilweise Flop


Zum elften Mal traf sich das bodenlegende Handwerk an der Bayerischen Bauakademie zur Messe Estrich, Parkett und Fliese (EPF). In diesen drei Segmenten zeigten rund 200 Aussteller, was die Branche zu bieten hat. Auch das Rahmenprogramm mit Fachvorträgen, Meisterstammtisch und zwei Abendveranstaltungen machten die Fachmesse für die knapp 4.000 Besucher (2014: 4.156) attraktiv.

Leider gab die Messegesellschaft die offiziellen Besucherzahlen diesmal auch auf mehrfache Nachfrage nicht im Detail bekannt. Stattdessen hieß es, dass sich noch mehr Entscheider als bei der vorherigen Messe informierten und ein Viertel der Besucher zwei Tage blieb. An den ersten beiden Messetagen seien die Besucherzahlen nahezu die gleichen wie 2014 gewesen, hieß es. Am Samstag gingen die Zahlen laut Messeveranstalter um rund 4 % zurück. Viele Aussteller schätzten den Rückgang größer ein.

Gründe für die gesunkenen Zahlen waren sicherlich nicht nur das teilweise regnerische Wetter, sondern auch die boomende Baukonjunktur mit vollen Auftragsbüchern. Vielfach fehlte die Zeit für einen Messebesuch.

Wer sich nicht auf der EPF informieren konnte, hat einiges verpasst: Die Bandbreite der Themen reichte von Estrichmaschinen in allen Größen, genauso wie Schleiftechnik über Estrichzusatzmittel, Werkzeuge und Beschichtungen bis hin zu Bodenbelägen und Verlegewerkstoffen. Einen Überblick über die aktuellen Bodenthemen vermittelt das Messe Special von FussbodenTechnik auf den folgenden Seiten. Die Messegesellschaft hat zudem einen virtuellen Messerundgang mit einem 360°-Video erstellt, das die Atmosphäre eingefangen hat. Mehr darüber unter Kurzlink: goo.gl/rYpwT1

Stimmen der Aussteller: von Top bis Flop

Man merkte der EPF 2017 in der elften Ausgabe an, dass sie früher eine Estrich-Fach-Messe war. Die Aussteller aus dem Segment Estrich, der maschinellen Estrichverarbeitung und den Estrichzusatzmitteln sowie dem Zubehör trafen ihre Zielgruppe. Sie wurden zielgerichtet von den Estrichlegern - teilweise sogar aus dem europäischen Ausland - angesteuert. Stellvertretend für viele Estrichmaschinenhersteller sagte Ludger Glaap, Geschäftsführer von GB Machines: "Auch dieses Mal hat die EPF wieder gezeigt, dass sie Dreh- und Angelpunkt der Estrichbranche ist und man hier einfach dabei sein muss. Wir haben viele Verkaufsgespräche geführt und konnten dabei Neukunden für uns begeistern, die sich gleich vor Ort ein Bild von unseren Estrichmaschinen machen konnten."

Aussteller aus dem Segment Parkett, keramische Fliese und Verlegewerkstoffe waren mit der Resonanz am Messestand in der Regel unzufrieden. Die Zahl der Fliesenleger und Parkettleger wurden von ihnen als zu gering bezeichnet. Vielleicht muss die Messe speziell für diese Berufsgruppen zusätzliche Anreize schaffen.

Marcus Lippert, Branchenverantwortlicher Fußbodentechnik bei Kiesel Bauchemie, ist ein Freund der guten Gespräche auf der EPF. Er findet, dass die Messe mehr Besucher verdient gehabt hätte: "Wir haben Altkontakte auffrischen können, aber die Frequenz am Messestand war viel zu gering. Bis auf eine Ausnahme gab es keine Objekteure in Feuchtwangen, gleiches gilt für Fliesenleger. Lippert regte an, die Messe über die Innungen, Schulen und Großhändler bekannter zu machen. Gerade Kunden aus der Umgebung seien nicht gekommen.

Christian Löher, Geschäftsführer bei Bona, war mit der Anzahl der Parkettleger am Messestand nicht zufrieden: "Wir haben einen guten Zuspruch auf unser neues Nonstop-System erhalten, aber es waren zu wenig Parkettleger unter den Besuchern. Löher plädierte dafür, weitere Parketthersteller einzubinden, damit die EPF ein Pflichttermin für Parkettleger und ein echter Branchentreff wird. "Diesmal ist die Besucheranzahl eher schwach gewesen", sagte Löher, der den Vergleich zu früheren EPF-Messen als Maßstab heranzog.

Dennoch zeigten sich viele Unternehmen mit ihrer Messebeteiligung insgesamt zufrieden - in erster Linie weil man die familiäre Atmosphäre schätzt, für die die regionale Ausstellung traditionell steht. Wo sonst nehmen sich Fachbesucher im üblichen Trubel von Messeplätzen so ausgiebig Zeit für Fachgespräche oder gar zum Ausprobieren neuer Anwendungen und Geräte? Entsprechend wirkten große Aktionsflächen - wie zum Beispiel an den Ständen von Pallmann, Wolff und Ardex - als verlässliche Publikumsmagneten. Dr. Markus Stolper, Marketing- und Vertriebsleiter bei Ardex, argumentiert: "Für viele Verarbeiter spielt die Art und Weise der Verarbeitung eben eine große Rolle, und die EPF bietet eine gute Gelegenheit, sich näher mit den Produkten zu beschäftigen - wofür ja im Tagesgeschäft nicht immer Zeit bleibt."

EPF kann bei
Berufsorientierung helfen

Bei der Messe-Eröffnung wies der Vorsitzende des Bundesverbands Estrich und Belag, Michael Schlag, darauf hin, dass derzeit "seine große Sorge der Gewinnung von Nachwuchskräften bei den Estrichlegern gilt." Laut Einschätzung von Gabriela Gottwald, Leiterin der Bayerische Bauakademie, kann die EPF dabei einen hilfreichen Beitrag leisten:" Die Messe stellt eine Informationsplattform für Schulabgänger und sonstige Interessenten dar, die sich für eine Ausbildung oder Beschäftigung in unseren Gewerken interessieren." Diesen Ball fing Stefan Brake, Vorstandsmitglied im Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik, auf und umriss die Umstrukturierung und Erweiterung der Verbandsseite. Er wolle über diesen Kommunikationsweg die Jugend direkt erreichen.
aus FussbodenTechnik 05/17 (Wirtschaft)