DLW Flooring GmbH

DLW Flooring am Scheideweg


DLW ist ein zweites Mal innerhalb von 36 Monaten zahlungsunfähig. Die jetzt eröffnete vorläufige Insolvenz in Eigenverwaltung bewahrt der Geschäftsführung zwar die Entscheidungsgewalt. Ob das Unternehmen erneut auf die Beine kommt oder aber zerschlagen wird, ist aber ungewiss.

DLW Flooring hat am 11. Oktober 2017 einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht Stuttgart hat den Rechtsanwalt Dr. Tibor Braun zum vorläufigen Sachwalter bestimmt. Die Geschäftsführer Hans-Norbert Topp und Stephan Lührs bleiben in voller Verantwortung, teilte das Unternehmen mit. Das Verfahren habe keine Auswirkungen auf das operative Geschäft von DLW mit seinen insgesamt 730 Mitarbeitern an den beiden Standorten Bietigheim-Bissingen und Delmenhorst. Kunden erhielten weiterhin alle Produkte und Dienstleistungen.

Der Bodenbelagshersteller hatte schon ab Dezember 2014 ein Insolvenzverfahren durchlaufen, nachdem der damalige Eigentümer, der US-Konzern Armstrong, die Zahlungen an die deutsche Tochter eingestellt hatte. Neuer Eigentümer wurde im Sommer 2015 die niederländische Fields Group. Seitdem läuft ein Sanierungs- und Restrukturierungsprozess. Dieser wurde noch einmal forciert durch Hans-Norbert Topp, der als Sanierungs- und Restrukturierungsexperte im März dieses Jahres zum CEO ernannt wurde.

"Die Sanierung kommt sehr gut voran und liegt in verschiedenen Bereichen sogar über den Vorgaben des Konzeptes", erklärte Topp jetzt. Aber man benötige noch mehr Zeit. Ein kurzfristig aufgetretener Liquiditätsengpass habe den Antrag auf das Eigenverwaltungsverfahren notwendig gemacht.

Erste potentielle Investoren hätten sich bereits gemeldet und Interesse an einer Übernahme von DLW Flooring signalisiert. Topp wertet das als positives Signal, denn das Unternehmen habe seiner Ansicht nach einen großen Wert und eine Daseinsberechtigung in den Märkten.

Ob das Mitarbeiter, Kunden und die Eigentümer genauso sehen, bleibt offen. Eine zweite Insolvenz innerhalb von 36 Monaten zu verkraften und noch einmal "neu anzufangen", ist eine große Herausforderung. Unklar bleibt in diesem Zusammenhang auch, warum Eigentümer Fields nicht Geld nachschießt und den Zahlungsengpass ausgleicht, der jetzt zu dem erneuten Einschnitt geführt hat. Schwindet bei den Niederländern die Hoffnung? Eine Garantie für die Sicherung der Arbeitsplätze nach Auslauf der Drei-Monatsfrist, in der die Arbeitsagentur die Löhne und Gehälter zahlt, wollte ein DLW-Pressesprecher gegenüber der Bietigheimer Zeitung nicht geben.

Von der Außendienstmannschaft sollen sich innerhalb der vergangenen Wochen einige Mitarbeiter bereits nach neuen Arbeitgebern umgeschaut haben - teilweise mit Erfolg. Auch einige langjährige Kunden sollen sich umorientiert haben, heißt es in Branchenkreisen.

Skepsis ist also angebracht, ob DLW erneut auf die Beine kommt - oder doch zerschlagen wird. Der traditionsreiche Hersteller steht jetzt endgültig am Scheideweg. In den kommenden Wochen würden alle Sanierungsoptionen geprüft, heißt es. Das schließe die "Validierung" - also die Überprüfung der Wirksamkeit - des bisherigen Sanierungskonzeptes mit ein.
jochen.lange@snfachpresse.de


DLWdie Historie

Die Firma DLW entstand 1926 durch das Zusammengehen von fünf Linoleumfabriken. 1998 wurde das Unternehmen von Armstrong Industries übernommen. Die US-Amerikaner wollten damit ihr Geschäft in Europa entwickeln, aber das gelang nicht. 2007 machte die damalige Armstrong DLW 40,4 Mio. EUR Minus. Die Mutter investierte rund 135 Mio. USD (heute ca. 121 Mio. EUR), aber die Tochter schrieb bei einem Umsatz von 160 Mio. EUR (2013) weiter rote Zahlen. In den ersten drei Quartalen 2014 fiel ein operativer Verlust von 18,7 Mio. EUR an; im Dezember desselben Jahres wurde Insolvenz beantragt. Armstrong hatte zuvor angekündigt, das europäische Geschäft mit Bodenbelägen aufzugeben. Im Sommer 2015 übernahm der niederländische Investor Fields das Unternehmen. Das Insolvenzverfahren wurde beendet und seit Juli 2015 trägt der Hersteller den neuen Namen DLW Flooring.
aus BTH Heimtex 11/17 (Wirtschaft)