Interface Deutschland GmbH

Interface wird mit LVT zum Systemanbieter modularer Böden


Interface, größter Teppichfliesenhersteller weltweit, hat im Sommer auch in Deutschland sein Sortiment mit PVC-Designbelägen ergänzt. Die Nachfrage sei gut angelaufen. Punkten könne man vor allem mit dem einheitlichen Design- und Installationssystem.

BTH Heimtex: Für viel Aufsehen hat Anfang 2017 die Nachricht gesorgt, dass Interface als Teppichfliesen-Weltmarktführer sein Sortiment mit PVC-Designbelägen ergänzt. Warum haben Sie sich dazu entschieden?

Alexander Friesen: Wir reagieren mit dieser Sortimentserweiterung auf mehrere Dinge. Die Anforderungen an die moderne Arbeitsplatzgestaltung in unserem Hauptsegment, dem Büromarkt, haben sich geändert. Gefordert sind zunehmend variable Lösungen, die auch einen Materialmix am Boden verlangen. Wir sehen gute Synergieeffekte zwischen Teppichfliese und LVT. Zusammen mit unseren Sauberlaufprodukten können wir den Architekten und Verarbeitern jetzt ein System modularer Bodenbeläge aus einer Hand mit einem Ansprechpartner anbieten.

Dieser Systemgedanke erstreckt sich auch auf die Installation mit unseren Tac Tiles. So wie unsere bodenlegenden Handwerker es von der Interface-Teppichfliese kennen, kann auch der Designbelag von Interface lose verlegt werden - selbstverständlich auch beide Produkte zusammen. Wir glauben, dass wir uns hier im Markt gut positionieren können.

BTH Heimtex: Seit wann sind Ihre Designbeläge in Deutschland lieferbar?

Anne Salditt: Offizieller Launch für den Vertrieb der Kollektion mit dem Namen Level Set in Europa war zur Clerkenwell Design Week Ende Mai 2017 in London. In den USA konnten unsere Kollegen bereits Anfang des Jahres ihren Kunden die Produkte offiziell vorstellen.

Friesen: Alle Produkte von Level Set sind verfügbar im Lager in unserer Europa-Zentrale im niederländischen Scherpenzeel.

BTH Heimtex: Wie charakterisieren Sie die Kollektion?

Friesen: Die 28 Designs, die wir für die europäische Variante der Kollektion Level Set zusammengestellt haben, zeigen momentan angesagte Holz- und Steinnachbildungen. Wir sind der Überzeugung, dass unsere erste LVT-Kollektion ein hohes Niveau hat. Alle Designs sind exklusiv - es gibt sie also nur bei Interface - und in ihren Farben abgestimmt auf unser angestammtes Teppichfliesensortiment. Wir bleiben in den von der Teppichfliese bekannten Formaten 50 x 50 und 25 x 100 cm. Die Aufbauhöhe der Level Set-Produkte beträgt 4,5 mm und ist dadurch ebenfalls kompatibel mit den Dicken unserer Teppichfliesen. So wird eine nahtlose Kombination beider Bodenbelagsarten ohne Übergangsprofile ermöglicht.

BTH Heimtex: Verändern Sie jetzt Ihre Vertriebsstrategie?

Friesen: Nein. Wir sind in erster Linie Teppichfliesenhersteller und sehen Designbeläge als Ergänzung unseres Angebotes in den Segmenten, in denen wir bereits tätig sind. Das ist vor allem das Bürosegment gefolgt vom Ladenbau und den Bereichen Hotellerie und Gastronomie. Dort haben uns unsere Kunden in der Vergangenheit immer öfter gefragt, ob wir auch Designbeläge anbieten können. Diesem Wunsch kommen wir jetzt nach.

BTH Heimtex: Wie reagieren Ihre Kunden - Architekten, Bauherren und Verleger?

Friesen: Das neue Produkt wird gut aufgenommen. Die Akzeptanz vor allem der Bodenleger ist hoch. Man nimmt uns das ab. Die Verarbeiter sind zufrieden, weil sie jetzt mit uns kleinere Flächen in Projekten zusätzlich abwickeln können und dabei im selben Design- und Verlegesystem bleiben.

BTH Heimtex: Interface hatte mit lose liegenden Teppichfliesen in der Vergangenheit Erfolg und nutzt diese Verlegetechnik jetzt auch bei Designbelägen. Großhandel und Verarbeiter stehen lose liegenden Bodenbelägen aber nach wie vor skeptisch gegenüber. Wie gehen Sie damit um?

Salditt: Wir schulen seit langem regelmäßig und intensiv. Früher waren die Vorbehalte groß, das stimmt. Gerade bei größeren Verlegern und Objekteuren. Wir konnten mit den Jahren allerdings demonstrieren, dass unsere Teppichfliesen mit Tac Tiles und ohne Vorstrich, Klebstoff und Ablüftzeiten funktionieren.

Friesen: In der Regel verlief die Lern- und Erfahrungskurve bei fast allen unseren Bodenlegern bei ihren ersten Objekten mit Teppichfliesen und Tac Tiles von Interface ungefähr folgendermaßen: Nach den ersten 500 verlegten Quadratmetern haben sie geschimpft. Hatten sie 1.000 m2 installiert, waren sie zufrieden. Waren 5.000 m2 am Boden, sagten sie: Das mache ich noch einmal. Heute verarbeiten rund 70 % unserer Bodenleger und Maler unsere Teppichfliesen mit Tac Tiles und sind zu echten Fürsprechern dieser Installationsmethode geworden.

Salditt: Geholfen haben uns auch nach DGNB und LEED zertifizierte Gebäude, in denen aufgrund der Nachhaltigkeit kein Klebstoff verwendet werden sollte.

Auf der anderen Seite ist Looselay nicht gleich Looselay. Manche Systeme empfindet der Verarbeiter als kompliziert, weil ab einer bestimmten Größe der verlegten Fläche zusätzliche Dinge beachtet werden müssen. Das spielt bei uns keine Rolle. Unser System mit Tac Tiles ist bekannt und hat sich bewährt. Wir gehen deswegen davon aus, dass es für unsere Designbeläge problemlos adaptiert wird.

BTH Heimtex: Wie haben Ihre Mitarbeiter auf das neue Produkt reagiert. Es ist bestimmt nicht einfach, nach vielen Jahren Teppichfliese auf einmal einen elastischen Belag aus PVC anzupreisen mit all seinen Vor- und auch Nachteilen.

Salditt: Wir machen einen großen, strategischen Veränderungsprozess durch. Das ist richtig. Es war aber nicht schwierig, unsere Mannschaft zu überzeugen. Denn man sieht die enormen Möglichkeiten und großen Chancen.

BTH Heimtex: Viele hätten erwartet, dass Designbeläge von Interface PVC-frei sind. Schließlich haben Sie sich mit der Mission Zero das Ziel gesetzt, bis 2020 das erste Unternehmen weltweit zu werden, das durch seine Geschäftstätigkeit keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat - auch in Bezug auf den CO-Fußabdruck. Mit einem Bodenbelag aus PVC werden Sie dieses Ziel sicherlich erst einmal nicht erreichen?

Salditt: Den Schritt so zu gehen, war eine strategische Entscheidung des Konzerns. Es gibt intensive Aktivitäten, unseren Designbelag Stück für Stück nachhaltiger zu machen. Die Erwartungshaltung im Konzern ist sehr hoch.

Unsere Teppichfliese ist heute im Vergleich zur Ausführung von 1994, als wir die Mission Zero ausgerufen haben, schließlich auch ein wesentlich nachhaltigeres Produkt. Eine ähnliche Entwicklung streben wir mit unseren LVT-Belägen an. Unser Ziel ist es, auch die Produktkategorie Designbeläge zu revolutionieren. So wie wir es bei der Teppichfliese geschafft haben.

Friesen: Wir sind eingebunden in die Forschung und Entwicklung zu diesem Thema bei unserem Lieferanten in Südkorea. Unser Anspruch ist es, unser Know-how und unsere Erfahrungen mit der nachhaltigen Teppichfliese auf Designbeläge zu übertragen.

BTH Heimtex: Haben Sie bei Ihren Kunden kein Glaubwürdigkeitsproblem in Bezug auf Ihre Nachhaltigkeitsstrategie, weil Sie jetzt ein PVC-Produkt anbieten?

Friesen: Nein. Bis heute hat es keinerlei Rückfragen oder Bedenken gegeben in Bezug auf unsere Nachhaltigkeitsstrategie. Wir kommunizieren wie in der Vergangenheit. Mission Zero lebt weiterhin.

Salditt: Wir arbeiten sehr stark an unser Mission Zero. Und wir gehen auch davon aus, dass das Ziel erreicht wird.

BTH Heimtex: Was erwarten Sie mittel- und langfristig vom neuen Produkt LVT?

Friesen: Es soll ein Standbein werden. Die Bilanz nach den ersten Monaten im Markt zeigt, dass die Nachfrage in Europa deutlich unsere Erwartungen übersteigt. Wir müssen bereits nachordern.

Salditt: Gleichzeitig können wir schon heute ankündigen, dass wir unser Designbelagssortiment weiterentwickeln und ausbauen werden. Wir möchten für das LVT-Segment neue Impulse im Design setzen. In der Teppichfliese sehen wir uns bei Designs, Strukturen und Oberflächen als Vorreiter. Hier wollen wir auch bei Designbelägen zusammen mit unserem Lieferanten Dinge anstoßen, die es noch nicht gibt.

BTH Heimtex: Anfang 2017 haben Sie die Position des Key Accounter Großhandel geschaffen und mit Jan-Patrick Brödje besetzt. Wie sehen die Aktivitäten von Interface im dreistufigen Vertrieb heute aus?

Friesen: Der Ansatz, den Kanal strategisch auszubauen, geht auf. Und das schneller, als wir erwartet haben. Wir erreichen Zielgruppen, an die wir bisher nicht herangekommen sind.

BTH Heimtex: Was heißt das konkret?

Friesen: Wir sind mit der Mega und Jordan strategische Partnerschaften eingegangen. Konkret heißt das, dass wir mit beiden Großhandelshäusern Kollektionen im Co-Branding aufgelegt haben. Gleichzeitig arbeiten wir wie in der Vergangenheit im Projektgeschäft mit regionalen Großhändlern zusammen.

jochen.lange@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 11/17 (Wirtschaft)