Fußboden Brandmaier in Prutting

Freiraum für die junge Generation


Mit dem Generationswechsel hat Andreas Brandmaier in dem traditionellen Handwerksbetrieb seines Vaters drei Dinge verändert: Struktur, Standort und Ausrichtung. Dabei hat er ein modernes Managementsystem eingeführt und Parkett als hochwertiges Topprodukt in den Mittelpunkt seiner neuen Ausstellung gerückt.

Ein emotionales und für die Zukunft eines Handwerksbetriebes bedeutendes Thema ist der Generationswechsel. Bei Fußboden Brandmaier in Prutting bei Rosenheim ist die Übergabe gelungen. Harmonisch sitzen drei Generationen in Dirndl und Lederhosen gemeinsam am Tisch - das Foto fürs Marketing ist zugleich authentisch für Familie Brandmaier.

Parkettlegermeister Klaus Brandmaier gab seinem Sohn mit der Betriebsverantwortung 2012 auch den Freiraum zur Neugestaltung und trat ins zweite Glied zurück. Als kompetenter Ansprechpartner für einen angestammten Kundenkreis steht er dem Nachfolger noch zur Seite. "Teppichboden ist bei uns die Domäne meines Vaters; den verlegt niemand so schnell und gut wie er", lobt Andreas Brandmaier, der sich über seine Unterstützung auch in anderen Bereichen freut.

Er ist Ingenieur für Innenausbau und hat zuvor Ausbildungen als Schreiner, Parkett- und Bodenleger absolviert. Im Betriebsablauf konzentriert er sich jedoch mehr auf Leitungsaufgaben; erstellt Planungen, Kalkulationen und nimmt sich Zeit für die Kundenberatung und Baustellenkontrolle. Zudem hat er sich als Vorsitzender des Gewerbevereins in der Region gut vernetzt. Durch sein Studium geht er stärker in die Planung von Projekten und hat sich so einen weiteren Kundenkreis erschlossen.

Etwa 70 % der Aufträge kommen aus gehobenen Privathaushalten, dazu gehören auch hochwertige Ferienwohnungen. 30 % sind Objekte wie Arztpraxen und Verwaltungen. Darunter sind auch schon mal Besonderheiten wie das "königliche" Parkett in Schloss Herrenchiemsee, das von Fußboden Brandmaier aufbereitet worden ist.

Das Team ist bereits von zwei auf sechs Mitarbeiter angewachsen. Neue Mitarbeiter zu rekrutieren, die das Niveau des Betriebes umsetzen können, ist nicht leicht. In Rosenheim und Umgebung gibt es praktisch keine Arbeitslosigkeit. Neben Parkettlegern und Schreinern ist als Quereinsteiger jetzt auch ein Ofenbauer im Team. "Der Mann kann superfein Anspachteln und zeigt sich generell sehr geschickt", lobt Andreas Brandmaier, der Präzision auch im Detail erwartet.

Straffe Organisation sorgt für reibungslosen Ablauf

Eine straffe Betriebsorganisation sieht Andreas Brandmaier als Basis für sein Geschäft. Damit gewährt er nicht nur reibungslose Baustellenabläufe und die Einhaltung von Terminvereinbarungen, sondern auch eine verlässliche Kostenkalkulation. Vorzüge, die sich bei seinen Auftraggebern positiv auswirken, wie ihm oft signalisiert wird.

Ob Lager, Lieferwagen, Kundenberatung Baustelle oder Büro, alles ist mit genauen Anweisungen und Formblättern klar geregelt. Damit werden die Übergabe der Pflegeanleitung oder Unterschriften bei Sonderkonstruktionen nicht mehr vergessen. Änderungen und Vereinbarungen werden sofort dokumentiert und weitergeleitet. Jeden Freitag wird die Grundausstattung der Fahrzeuge kontrolliert und Werkzeug und Material wieder komplettiert. "Es ist unproduktiv, wegen Kleinigkeiten wie Acryl und Schrauben die Baustelle zu verlassen", heißt es.

Im Lager sind jetzt für jeden Artikel sogenannte "KANBAN"- Karten angelegt. Darauf ist neben den genauen Produktangaben auch die kritische Menge vermerkt, bei der eine Bestellung ausgelöst werden muss. Mit einem Magnet am Regal befestigt, entnimmt sie der Mitarbeiter, wenn er beim Materialholen die kritische Vorratsmenge unterschreitet. Die Karte kommt dann in das Fach von Peter Gillmeier. Als Assistent der Geschäftsführung koordiniert er die Arbeitsvorbereitung, überwacht Baustellenabläufe, übernimmt CM-Messungen und erstellt Rechnungen.

Für jede Baustelle steckt eine eigene Mappe mit Plänen und Dokumenten an der Organisationswand vor dem Büro. Hier ist der Info- und Sammelpunkt. Da werden die Einteilung der Arbeitsgruppen sowie Zeitenplanungen oder Termine und die Reservierung bestimmter Maschinen veröffentlicht. Hier liegt auch das Firmenhandbuch mit allen Anweisungen und Informationen zur Erstellung von Abnahmeprotokollen, Regieberichten und anderem. Mit dem Nachschlagewerk findet sich ein neuer Mitarbeiter schnell zurecht.

Aus dem Wissen heraus, dass Baustellenschlüssel oder wichtige Papiere am Abend gern im Auto liegen bleiben, hat sich Miriam Brandmaier ein besonderes System zur Abgabe einfallen lassen. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und unterstützt ihren Mann unter anderem in der Schaffung neuer Strukturen.

Mit einem Spiel hilft sie dem Gedächtnis der Mitarbeiter auf die Spur. Verschiedenfarbige Bälle mit Aufschriften wie Schlüssel, Regiebericht oder Ähnlichem, liegen in einem Korb bereit. Diese arbeitet der Mitarbeiter am Abend systematisch ab. Liegt der Schlüssel im Fach, wirft er den entsprechenden Ball in eine Röhre. Sind alle Bälle weg, sind alle Aufgaben erledigt und die Bälle gehen zurück in den Korb. "Es funktioniert", freut sich die Betriebswirtin, die damit auch Leichtigkeit in die strikte Betriebsorganisation bringen wollte.

Regelmäßiger Austausch

"Ein gutes Betriebsklima ist das A und O", betont Andreas Brandmaier. Daher finden monatlich Teambesprechungen statt, zu denen jeder Mitarbeiter einen Beitrag leistet. Hausaufgabe ist: Während des Monats positive und negative Themen zu sammeln. Beim Treffen muss zudem jeder drei Punkte vorbringen, die ihm im letzten Monat besonders positiv aufgefallen sind.

Eine weitere Gelegenheit zum Austausch ist die morgendliche Kaffeerunde im Büro. Eine Viertelstunde vor Abfahrt treffen sich alle an der Kaffeemaschine zur Lagebesprechung. "Oft wird dabei auch über Privates gesprochen, doch alle gehen anschließend mit einem Lachen zur Arbeit", freuen sich die Brandmaiers, die mit diesem Ritual den Zusammenhalt stärken und Spannungen verhindern.

Neuer Standort mit attraktiver Ausstellung

Mit der Übernahme hat Andreas Brandmaier den Firmensitz nach Prutting verlegt. Hier ist nun genügend Raum für eine Ausstellung, die Parkett als Topprodukt in den Vordergrund stellt. Brandmaiers Gefühl für Holz und die Region prägen den Stil der Präsentation. Ein sonnendurchfluteter Wintergarten sorgt für einen wohnlichen Eintritt.

Im Innenbereich bringen Lampen mit Tageslichteffekt die verschiedenen Holzoberflächen zur Geltung. Die Bodenmuster bleiben zunächst im Hintergrund. Am extragroßen Holztisch trifft sich Andreas Brandmaier mit seinen Kunden erst zum Gespräch. Pläne und Material haben hier viel Platz. Der Profi will wissen, wofür der Kunde seinen Boden braucht und welche baulichen Gegebenheiten vorliegen. Ihm sind auch Details wichtig, denn Haustiere oder bestimmte Lebensgewohnheiten müssen sich mit dem künftigen Bodenbelag vereinen lassen. "Kunden müssen mit ihrem Boden langfristig glücklich sein", betont Andreas Brandmaier, der von absurden Wünschen schnell abrät. Nach eingehender Information zeigt er zwei, drei Muster, die dann passen.

Im großen Wandschrank aus Nussbaum verbergen sich rund 120 Parkett-Musterplatten im Format 200 x 100 cm. Sie hängen mit Keilleisten in den Auszügen und sind leicht zu entnehmen. Maserung und Farbwirkung lassen sich so aus allen Richtungen betrachten oder ins Sonnenlicht des Wintergartens legen. Das Zusammenspiel von Raumgeometrie und Verlegerichtung macht Andreas Brandmaier dabei bewusst. In der Ausführung des Bodens achtet er auf erstklassige Optik mit filigranen Lösungen. Beispiel: Glasplatten vor dem Kamin passen sich bündig und ohne Schmutzfuge ins Holz ein. "Ein Manko ist, dass sich Kunden oft erst mit dem Bodenbelag beschäftigen, wenn alles andere fertig ist", bedauert er, denn manche Sonderformen wie wandbündige Sockelleisten brauchen Vorplanung.

Sensorisches Erlebnis Barfußpfad

Der Barfußpfad wurde von Brandmaier Senior gebaut: "Das wohltuende Laufgefühl auf einem handgehobelten Boden können sich die Wenigsten vorstellen", weiß Miriam Brandmaier und zeigt auf den Barfußpfad in der Ausstellung. "Die Idee dazu kam uns beim Kauf von Bergschuhen, als wir auf einem Trainingsparcours Unterschiede beim Laufgefühl testen sollten", ergänzt sie. Jetzt animiert sie ihre Kunden, auf dem Barfußpfad Parkett bewusst mit Füßen zu treten und die Unterschiede zu erspüren. Die einzelnen Parkettmuster werden einfach eingelegt. Viele Leute gehen in Socken durch die Wohnung, vor allem bei Fußbodenheizung, da ist die sanfte Massage eines handgehobelten Holzbodens eine Wohltat. Brandmaiers schätzen dieses Laufgefühl auch zuhause. Deswegen gehen sie mit eigener Erfahrung auf Bedenken wegen der Pflege handgehobelter Oberflächen ein. Brandmaier hat viel experimentiert und eigene Rezepturen und Methoden zur Pflege entwickelt. Sogar verschüttete Tusche entfernte er rückstandslos, schleifen zu müssen.

Silvia Mändle
aus Parkett Magazin 06/17 (Handwerk)