EUCA European Carpet-Importers Association e.V.

Rückläufige Produktionen, starke Inder und Copyright-Schutz


Die Euca-Jahreshauptversammlung fand wegen Terminproblemen diesmal im Februar statt, also erstmals nach der Domotex. Insofern schloss der Jahresrückblick auf 2016 auch die große Januarmesse mit ein.

Die Branche wird dominiert von Einrichtungshäusern und Fachmärkten; der Teppich ist Randsortiment", fasst der Vorsitzende Dr. Ali Ipektchi die Situation zusammen. Insgesamt seien 2016 die Umsätze gestiegen, allerdings bei sinkendem Durchschnittsbon.

"Weder schlecht noch gut" war laut Ipektchi 2016 der Markt für persische Ware. Dominant seien kommerzielle Qualitäten dörflichen und nomadischen Ursprungs; insgesamt werde die Ware knapper. Die Exporte in die USA nähmen zu, dieser Markt spiele jedoch noch keine bedeutende Rolle. Hinzu kommt, dass das Auftreten des neuen US-Präsidenten Trump nicht zuversichtlich stimmt.

Auch in Nepal ist die Produktion rückläufig; die Preise für handgefertigte Teppiche und die verwendeten Rohstoffe steigen. Immer mehr Designteppiche werden in Indien gefertigt: Hier nimmt die Qualität zu, und die Knüpfer verlangen einen deutlich geringeren Arbeitslohn.

Laut Djavid Mohammadi (Tepp-Team) sind allerdings hauptsächlich die größeren indischen Anbieter erfolgreich. Hochwertige Ware gilt als schwergängig; Seidenteppiche sind rückläufig. Stattdessen wird überraschend viel Viskose verarbeitet. Wie sich das eher schmutzempfindliche Garn im Alltag bewährt, bleibt abzuwarten. Volker Heinrich erklärt, dass außerdem Handloom groß im Kommen sei: Die Produktionstechnik werde als Handarbeit ausgewiesen, ist aber sehr viel günstiger als geknüpfte Ware; dabei sei die Wolle in der Regel hochwertiger. Allerdings werde die Ware wohl zum Großteil direkt importiert und spiele somit für lagerhaltende Importeure keine große Rolle.

Ein sinkendes Exportvolumen verbucht der Nachbar Pakistan: Der klassische Ziegler, einst Verkaufsschlager, ist rückläufig. Marokkanische Teppiche wie Berber oder Beni Ouarain sind weiterhin beliebt; die Produktion findet allerdings nur beschränkt statt.

China hat als Ursprungsland handgearbeiteter Teppiche heute wenig Bedeutung; klassische Ware wird hier kaum noch gefertigt. Stattdessen wächst der Maschinenwebbereich ... und der Binnenmarkt: Die Mittelschicht wird immer stärker und damit kaufkräftiger. Das wiederum unterstreicht die Daseinsberechtigung der Domotex Shanghai.

Die Domotex Hannover wiederum, die Mutter aller Teppichmessen, präsentiert sich 2018 mit neuer Hallenstruktur: Zukünftig sollen alle Teppichanbieter in zusammenhängenden Hallen untergebracht werden (Genaueres siehe Artikel S. 34). Thilo Horstmann von der Deutschen Messe kam nach Hamburg und stellte auf der Euca-Jahreshauptversammlung die Änderungen vor, die anschließend kontrovers diskutiert wurden. Die Umstrukturierung als solche wurde positiv aufgenommen; immerhin erhalten die Orientimporteure mit der Halle 2 einen erstklassigen Standort. Das Problem dabei: Anbieter moderner Knüpfteppiche ziehen in die Hallen 7 und 8 und damit ans andere Ende der Hallenreihe; dazwischen sind die Maschinenweb-Anbieter untergebracht. Wer sich also generell für handgefertigte Teppiche interessiert, muss doch wieder weite Wege zurücklegen, zum Teil deutlich weiter als bisher.

Schließlich befassten sich die Euca-Mitglieder auch mit dem Thema Copyright. Die Frage, wie sich geistiges Eigentum effektiv schützen lässt, ist gerade auf großen Messen relevant, auf denen es schließlich darum geht, Neuheiten möglichst vielen Interessenten vorzustellen. Eine Patentlösung gibt es nicht, Euca wird das Thema weiter verfolgen.•
aus Carpet Magazin 02/17 (Wirtschaft)