Europas Verbraucher in Kauflaune


Europäische Verbraucher können und wollen sich wieder mehr leisten, zeigt das Konsumbarometer 2017. Das gilt auch für Deutschland. Beim Kampf um den Kunden spielen Marken eine wichtige Rolle, wenn sie ihre Versprechen auch halten.

In Europa geht es mit der Wirtschaft und der Konsumneigung der Verbraucher wieder aufwärts. Jedenfalls gilt das für die 15 Länder in der Betrachtung des Konsumbarometers Europa 2017 von Consors Finanz, darunter auch Deutschland. Sie alle haben bis 2018 ein jährlich ansteigendes Bruttosozialprodukt. Im Gegenzug sind die Arbeitslosenzahlen in den meisten von ihnen (leicht) rückläufig. Lediglich für Großbritannien gehen die Prognosen der EU Kommission von einem leichten Anstieg aus.

Der generelle Aufwärtstrend wirkt positiv auf die Stimmung der Menschen. Wenn sie die allgemeine Situation ihres Landes bewerten sollen, sind die Werte binnen eines Jahres angestiegen - im Schnitt aller 15 von 4,7 auf 4,9 bei maximal zehn möglichen Punkten. Deutschland liegt mit 6,1 (Vj.: 5,7) auf Rang zwei; einzig für Dänemark ist die Bewertung mit 6,3 (5,9) noch besser.

Deutsche schauen
skeptisch in die Zukunft

Wenn es um die Beurteilung der persönlichen Situation geht, ist diese meist noch etwas besser als die des Landes. Die Deutschen bewerten sie unverändert mit 6,2. Briten, Dänen (jeweils 6,3) und Österreicher (6,4) liegen etwas darüber. Beim Blick in die Zukunft sind die Bundesbürger jedoch vorsichtig: Mit 47 % rechnet knapp die Hälfte mit einer Verschlechterung der Situation in Deutschland in den kommenden zwei Jahren. Sogar 49 % denken, dass ihr Einkommen sinken wird.

Woher die Verunsicherung kommt, bleibt unklar. Obwohl die wirtschaftliche Situation gut ist, die Arbeitslosenquote sinkt und die Löhne steigen, geben 36 % der Deutschen an, sie seien besorgt oder ängstlich. 32 % kennzeichneten ihre Gefühlslage mit vorsichtig/misstrauisch. In der Umfrage waren Mehrfachnennungen möglich und bei 74 % wurde mindestens ein negatives Gefühl genannt; mindestens ein positives hatten lediglich 64 %.

Nur 36 % der Deutschen vertrauen der Regierung, lediglich 47 % der Justiz - das sind im europäischen Vergleich allerdings die Spitzenwerte. Misstrauen scheint generell ein deutscher Wesenszug zu sein: 67 % gaben an, anderen Menschen nur schwer zu vertrauen. Ausnahme sind Freunde und Familien mit jeweils rund 90 %.

Im Vertrauensranking vergleichsweise gut schneidet die Wirtschaft ab, zumindest die kleinen und mittelständischen Unternehmen, denen 70 % Vertrauen entgegenbringen. Großkonzerne werden mit lediglich 21 % eher kritisch gesehen. Und beim Einkaufen sorgen Marken für Vertrauen (siehe nebenstehenden Kasten): Das sagen 40 % der Deutschen; EU-15-Schnitt sind sogar 46 %.

Einrichtung steht oben
auf der Einkaufsliste

Am insgesamt skeptischen Blick in die Zukunft mag es liegen, dass in Deutschland lediglich 35 % der Befragten angegeben haben, in den kommenden zwölf Monaten ihre Konsumausgaben bestimmt oder wahrscheinlich zu erhöhen. Das sind genauso viele wie ein Jahr zuvor und deutlich weniger als die 46 % im Durchschnitt aller Länder. 61 % sagen, sie hätten nicht genügend Geld, um mehr auszugeben. Andererseits wollen auch nur 36 % mehr sparen als bisher; 2016 waren es 39 % und im EU 15-Schnitt sind es 41 %. Deshalb kann man nicht davon sprechen, dass die ohnehin hohe Konsumbereitschaft der Deutschen sich abschwächen würde - sie steigt nur nicht noch weiter an.

Die gute Nachricht für unsere Branche: Nach Reisen und Freizeit (60 %) sind Haus und Einrichtung (45 %) die Nummer zwei auf der Liste geplanter Ausgaben der deutschen Verbraucher; auf Möbel entfallen auch noch 36 %. Aber der Handel sieht sich einer zunehmend preissensiblen Kundschaft gegenüber: 93 % sagen, sie würden die Angebote bei höherpreisigen Anschaffungen mehr vergleichen als früher, 79 % holen mehr Angebote ein als in der Vergangenheit.
thomas.pfnorr@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 12/17 (Handel)