Who is who im Planungswesen

Schwindarme Estriche – Planung und Ausführung


Es war einmal vor vielen Jahren - so beginnen traditionelle Märchen. Ebenso aufregend, aber bei weitem nicht so unterhaltsam begegneten Estrichlegern, Bauingenieuren der Bauleitungen und Architekten sowie Planern vor 18 Jahren interessante Geschichten. Es sei möglich, mit speziellen Zementen Estriche herzustellen, die unter baupraktischen Gesichtspunkten schwindfrei und damit ohne Verformungen und Aufschüsselungen erhärten. Diese seien bereits nach 24 Stunden für Folgegewerke nutzbar und früh belegbar.

Der Hintergrund
Schwindreduzierte
Bindemittel sind gängig

Tatsächlich hat sich die Technologie der schwindreduzierten Bindemittel nicht nur gehalten, sondern ist inzwischen tagtäglich Bestandteil bei der Realisierung von Bauprojekten. Auch in Produktportfolios vieler Hersteller sind diese Systeme seit Jahren eingebunden. Themen wie Schwinden, Verformung und Aufschüsselung sind in den Köpfen vieler Mitarbeiter von Planungsbüros inzwischen fest verankert.

Allerdings gibt es fortwährend Aufklärungsbedarf bei Architekten und Planern, da nur sehr wenige während ihrer Ausbildung Grundlagen über Estrich-Technologie vermittelt bekommen. Somit sind gerade moderne Baustoffe meist für diese Personenkreise schwer auf ihre Eignung und vor allem die damit verbundenen besonderen Einsatzmöglichkeiten zu bewerten.

Die gängigen Regelwerke spiegeln die besonderen materialspezifischen Eigenschaften und die damit verbundenen Möglichkeiten leider bis heute nicht wider. So kommt es häufig zu vermeintlichen Kompromisspositionen in Leistungsverzeichnissen. Im Regelfall sind dann die Unternehmer gefragt. Ich möchte dazu ermutigen, diese intensiv zu hinterfragen.

Mein Tipp
Positionen in Leistungsverzeichnissen hinterfragen

Welche Bodenbeläge sollen wann eingebaut werden? Ganz besonders sind Lastenangaben in Frage zu stellen. Flächenlastangaben sind häufig Angaben, die der Nutzungsphase zugeordnet sind. Was ist mit den Lasten während der Bauphase? Wie verhält es sich mit der fahrdynamischen Beanspruchung z. B. bei Rollwagen mit Büchern in einer Bibliothek? Oder der Fahrbeanspruchung durch Krankenhausbetten?

Immer wenn derartige Fragen mit "Ja" beantwortet werden müssen, sollte den Estrichkonstruktionen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wenn Estriche trotzdem mit konventionellen Portlandzementen eingebaut werden, sind die Verformungen Schwachstellen, die eine dauerhafte Gebrauchstauglichkeit unmöglich machen. Werden grundlegende Fragen der Tragfähigkeit schwimmender Estriche und von Estrichen auf Trennlage aufgeworfen, ist eine fachplanerische Unterstützung unumgänglich. Meiner Erfahrung nach passiert das leider oft zu spät, sodass nur mit erheblichem Bauverzug aufwendige Lösungen gefunden werden müssen.
aus FussbodenTechnik 01/18 (Handwerk)