11. Fußbodenkolloquium: MMF-Bodenbeläge der zweiten Generation

"Wir müssen deutlichere Produktbezeichnungen erreichen"


Auf dem 11. Fußbodenkolloquium des Instituts für Holztechnologie Dresden (IHD) referierte Volker Kettler (Meisterwerke) über neue Entwicklungen bei Designbodenbelägen und betonte die Notwendigkeit, in den Produktbezeichnungen gegenüber Handel, Anwendern und Verbrauchern zu klareren Definitionen zu kommen.

Modulare Multilayer Bodenbeläge sind in ganz unterschiedlichen Produktaufbauten am Markt präsent", sagt Volker Kettler, Leiter Produktentwicklung bei Meisterwerke, "kaum ein Anwender kennt die Produkte und Produktunterschiede im Detail." Der zuständige Verband MMFA hat für diesen Belagstyp drei Klassen definiert. Dabei geht es vor allem um die Trägerschicht: Klasse 1 sind polymere (elastische) Deckschichten auf einem hölzernen HDF-Kern. Klasse 2 bezieht sich in der Regel auf ein biegeweiches, heterogenes PVC-Produkt (LVT) in 4-7 mm Dicke mit Klickprofil auf Kunststoffträger. Klasse 3 soll alle sonstigen Produkt-aufbauten erfassen, beispielsweise Träger aus Zement, Gips oder Kork.

Wohin geht die Entwicklung dieser wirtschaftlich erfolgreichen Bodenbelagsart? "Der Markt ist breit aufgestellt. Jeder sucht das Ei des Kolumbus", formuliert Volker Kettler. Deutsche Hersteller, darunter auch Meisterwerke, zielen auf ein PVC-freies Produkt, das ähnlich elastisch und wasserfest wie Vollvinyl ist, aber dimensionsstabil bleibt. Denn hier liegt der Pferdefuß gängiger LVTv. Das Material ist thermoplastisch, bewegt sich bei Temperaturänderung und kann in schwimmender Verlegung zu Fugenöffnungen führen. "In manchen Ländern geht die LVT-Begeisterung schon wieder zurück", beobachtet Kettler.

Dimensionsstabile und wasserfeste
Produkte auf dem Vormarsch

Darauf reagieren auch ausländische Hersteller. "Rigid composite core" ist der Trend zu einem Kunststoffträger mit starrer Konstruktion. Dieses Produkt fällt durchaus unter die MMFA-Klasse 2, ist jedoch alles andere als biegeweich. In China, heißt es, würden dazu beachtliche Produktionskapazitäten aufgebaut. "Enthält die Trägerbasis PVC oder nicht? Das scheint derzeit niemanden zu interessieren", kritisiert Volker Kettler.

PUR-gebundene, steife Trägerplatten sind wohl teurer, haben aber Vorteile gegenüber elastischen Schichtaufbauten. Unebenheiten im Unterboden zeichnen sich nicht ab, sie sind dimensionsstabil und erfordern in der Herstellung keine anderen Profilieranlagen als die für Laminatboden. Zwar stellen sich Fragen, ob nach der Verlegung Hohlräume entstehen könnten und wie sich der Gehschall darstellt, doch diese Probleme ließen sich mit geeigneten Unterlagen lösen.

Was Verbraucher begeistert, ist der wasserfeste Nutzen. Auch aktuelle Laminatböden warten mit quellgeschützten Trägerplatten auf, in der allgemeinen Wahrnehmung jedoch gelten MMF-Beläge weit eher als robust und unzerstörbar. Darüber hinaus bieten sie alle Arten dekorativer Oberflächen, sind fußwarm, angenehm zu begehen und leicht zu verlegen.

Meisterwerke plant, 2018 ein MMF-Produkt auf den Markt zu bringen, das keinen Holzkern mehr hat. Schwerpunkt der Botschaft ist auch hier: wasserfest und dimensionsstabil. Kettler betont dabei die Abgrenzung zur Konkurrenz: "Wir produzieren kein rigid composite core board."

Suche nach einheitlichen Begrifflichkeiten und Anforderungen

Allerdings möchte er aufgrund der neuen Entwicklungen bei der Klasse 2 eine detailliertere Produktbezeichnung erreichen. "Wir benötigen eine Differenzierung in a) heterogene PVC-LVT-Beläge mit Klickverbindung, b) waterproof composite core (WCC) auf der Basis von extrudiertem PVC und c) rigid composite core (RCC) als steife Polymerverbundplatten mit hohem Anteil mineralischer Füllstoffe und wahlweise PVC, Acrylat oder PUR als Bindemittel.

Damit nicht genug der Unterscheidungsmerkmale. Ganz allgemein, findet Kettler, sollten die Produktcluster der neuen MMF-Generation eine grobe Dreifach-Trennung in materialbasierend (ob Holzanteil, Polymer-basierend oder mit anorganischen Bindemitteln versehen), elastizitätsbasierend und nach dem Wärme- und/oder Feuchtigkeitsverhalten erhalten. Kettler: "Der Verband MMFA hat sich dieser Aufgabe angenommen und sucht in Abstimmung mit dem amerikanischen Verband nach einheitlichen Begrifflichkeiten, Anforderungen und Prüfungen."

Moderne Multilayer-Produkte, da ist sich Kettler sicher, böten genügend Potenzial für neue Innovationen. Beispielsweise Klebstoffe zwischen den einzelnen Schichten, die Zusatzeigenschaften wie Dämpfung und Antistatik bieten. Oder Polyurethane als Oberflächenmaterial. In der Produktion könnten bisher für Laminat verwendete Kurztaktpressen ein neues Anwendungsfeld finden. Und wenn Holzwerkstoffe hinsichtlich Festigkeit, Quellverhalten und Formaldehyabgabe sich noch weiter optimieren lassen, könnten sie wieder eine Alternative zu Polymer-Composite-Trägern werden.

Zwar hält Kettler die Eigenschaft der Wasserfestigkeit für übertrieben, da nur in besonderen Räumen notwendig, doch würde dieser Nutzen vom Verbraucher mit Pflegeleichtigkeit und Widerstandsfähigkeit gleichgesetzt. Daher kämen Hersteller nicht daran vorbei. Fazit des Produktentwicklers: "Harte, wasserfeste MMF-Beläge sind als neueste Variante und Alternative zum LVT-Clic im Markt stark gefragt. In den USA werden die Produkte bereits als die Nachfolgegeneration von Vinyl-Clic und Laminatboden angesehen." | Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 01/18 (Wirtschaft)