11. Fußbodenkolloquium: Laminatboden-Verlegeunterlagen

Normierung fördert Innovationen

Für Laminatboden-Unterlagen gibt es eine neue Norm auf Basis der bereits 2013 veröffentlichten technischen Spezifikationen. Unterlagenhersteller haben seither eine Reihe von Neuheiten auf den Markt gebracht. Welche Eigenschaften es zu optimieren gilt, erläuterte Gert Bauerfeind, Abteilungsleiter Anwendungstechnik bei Selit, auf dem IHD-Fußbodenkolloquium in Dresden.

Die neue Norm prEN 16354 "Laminatböden - Verlegeunterlagen - Spezifikationen, Anforderungen und Prüfverfahren" ist im Herbst 2017 verabschiedet worden. Ihr Inhalt allerdings ist so neu nicht, denn sie beruht auf der technischen Spezifikation CEN/TS 16354, die durch das technische Komitee CEN/TC 134 "Elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge" erarbeitet und bereits 2013 veröffentlicht worden war. Dort sind die Prüfverfahren zur Bestimmung der technischen Eigenschaften von Verlegeunterlagen unter Laminatböden festgelegt.

Im Detail beschäftigt sich die Norm zum einen mit Materialkennzahlen. Darunter fallen Abmessungen, Rechtwinkligkeit, Ebenheit, Gewicht, Druckfestigkeit, Brand- und Emissionsverhalten. Zum anderen werden allgemeine Anwendungskennzahlen gefordert. Das sind die Ausgleichsfähigkeit punktueller Unebenheiten, Beständigkeit gegen dynamische Belastung und gegen Druck- und Kriechverformung durch Möblierung, Stoßfestigkeit gegen fallende Gegenstände, sowie Eigenschaften bei Tritt- und Gehschall. Darüber hinaus gibt es sogenannte spezifische Anwendungskennzahlen, die nur gefordert sind, wenn es die Verlegesituation verlangt: Wärmedurchlasswiderstand bei Bodenheizung, Wasserdampfdiffusionswiderstand bei feuchtem Untergrund, in manchen Ländern eine Luftschalldämmung und im skandinavischen Raum Dauerhaftigkeit gegenüber Alkali.
Was die eine kann, kann die andere nicht

All diese Aufgaben von Unterlagen in einem Produkt zu vereinen, das ist der Stein des Weisen, dem die Hersteller versuchen, immer näher zu kommen. Das Dilemma ist offensichtlich: Ist eine Unterlage eher weich, kann sie Unebenheit ausgleichen, mindert den Trittschall und reagiert gut auf Stöße, bleibt aber weniger beständig gegen Druck und Belastung. Ist eine Unterlage eher hart, wirkt sie belastbar und druckbeständig, schneidet jedoch bei Trittschall, Ausgleichsfähigkeit und Stoßfestigkeit schlechter ab.

Ebenso klar ist, dass eine Unterlage, die Wärme aus der Bodenheizung durchlassen soll, nicht gleichzeitig Wärme dämmen darf. Und was häufig verkannt wird: Hohe Trittschalldämpfung geht oft mit hohen Gehschallgeräuschen einher, während lauter Trittschall in angrenzenden Räumen keineswegs bedeuten muss, dass der Gehschall im Raum störend ist.

Das Problem herkömmlicher Verlegeunterlagen ist deutlich geworden. Was die eine kann, kann die andere nicht. Und umgekehrt. Deshalb sind manche Produkte schon weitgehend vom Markt verschwunden, der 5 mm dicke PE-Schaum etwa.

Andere Unterlagen wiederum jubeln Eigenschaften in eine Höhe, die niemand braucht - "Overengineered" (übertriebene Entwicklung), nennt das Gert Bauerfeind von Selit und gibt ein Beispiel: "Häufig finden sich sehr hohe Werte bei der Druckstabilität. Wir haben Unterlagen getestet, die einen CS-Wert von 1.346 kPa erreichen. Das entspräche einem Menschen mit Schuhgröße 46 und 3,3 t Körpergewicht. Die durchschnittlich erzeugte Belastung einer solchen Person liegt tatsächlich nur bei etwa 25 kPa."

Positive Materialeigenschaften
sind abzuwägen

Es kann also nicht darum gehen, bei einzelnen Leistungskriterien Rekorddaten zu melden. Unterlagen müssen vielmehr eine möglichst ausgeglichene Kombination der positiven Eigenschaften aller relevanten Produktkennzahlen erreichen. Und die sollten sinnvoll mit der gewünschten Anwendung in Einklang stehen.

Den "einen Stoff", der alles kann, gibt es bisher nicht. Selit löst das Problem durch die Verbindung verschiedenartiger, elastischer Schaumschichten, deren Prozessparameter und Formulierungen aufeinander abgestimmt sind. Das Ergebnis nennt der Hersteller Twin Foam. Dabei gleicht die untere Schicht Unebenheiten aus, schützt mit seinem größeren Federweg gegen fallende Gegenstände und reduziert den Trittschall. Die zweite Schaumlage darüber sorgt für Gehschallminderung, Belastbarkeit und Dauerhaftigkeit. "In der Zukunft könnten auch Kombinationen von mehr als zwei Schichten denkbar sein", sagt Gert Bauerfeind "oder die Verbindung unterschiedlicher Materialien in Ausführungen mit Granulat- oder Fasermischungen."

Und nicht zu vergessen: Verschiedene Bodenbeläge benötigen verschiedene Unterlagen. Ein Produkt, das die Anforderungen für Laminatböden hochgradig erfüllt, ist noch lange nicht für Designbeläge geeignet. | Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 01/18 (Wirtschaft)